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Das Versprechen Des Himmels

Titel: Das Versprechen Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Erklärungen in ihrem Alter gewesen war.
    »Niemand wird mich heiraten - ich bin häßlich!« sagte sie leise.
    »Haben dir die anderen Mädchen das gesagt?« Er drückte ihre Hand. »Hör zu, Latilla - du wirst wunderschön werden! Das sage ich nicht nur aus väterlicher Liebe, meine Süße - ich sehe, wie du werden wirst!« Sanft drehte er ihr Gesicht dem seinen zu und ließ seinen äußeren und inneren Blick sich vermischen. Er sah Latillas fahlgelbes Haar tiefgold werden, sah, wie sich feingeschnittene Züge unter durchscheinender Haut formten.
    Es wurde leichter. Anfangs, als sein Augenlicht wieder hergestellt war, mußte Lalo manchmal die Augen schließen, weil er das Durcheinander von Formen und Farben nicht lange ertragen konnte. Während Darios im Nebenzimmer lag, Gillas gutes Essen verzehrte und langsam zu Kräften kam, hatte Lalo wieder sehen gelernt.
    Aber jetzt war es anders. Er sah die schäbigen Straßen Freistatts wie ein Mann, der nach langer Zeit in seinen Heimatort zurückgekehrt ist. Als er sein Augenlicht wiedererlangte, hatte er auch das andere Sehen gelernt, und Lalo erschien das gewöhnliche Tageslicht ebenso wundervoll wie das klare Licht der Anderwelt. Er hatte begonnen, das innere und äußere Sehen zu benutzen wie noch nie zuvor.
    »Ich könnte dich malen, wie ich dich sehe, dann könntest auch du es sehen - möchtest du das?«
    Latilla blickte ihn scheu an, dann sah sie wieder weg.
    Nun habe ich zum ersten Mal damit angegeben, erkannte Lalo. Nein, es war nicht Angabe, er hatte es akzeptiert als eine der Gaben, die ihm eigen waren. Ich bin nicht länger Lalo der Maler, dachte er. Aber was bin ich?
    »Nein - ich möchte es lieber nicht. Ich glaube dir.«, fügte sie rasch hinzu, »aber ich denke, daß es besser ist, wenn ich es nicht weiß.«
    Lalo nickte und fragte sich, wie viele Mädchen, die doppelt so alt wie Latilla waren, weniger weise gehandelt hätten.
    »Du wirst mir sagen, wenn es soweit ist, nicht wahr, Papa? Und wenn Darios Rhian nicht heiratet, dann heiratet er vielleicht mich. Denkst du, er würde das tun?« Sie hielt plötzlich inne und errötete, und Lalo sah den Studenten der Magie in der Tür stehen.
    »Könnte schon sein - wer weiß?« flüsterte er seiner Tochter ins Ohr. »Lauf nun raus und laß mich hierausfinden, ob er gut genug für dich ist!«
    Latilla kicherte, sprang auf und eilte, immer noch mit roten Wangen, an Darios vorbei aus dem Zimmer. Es war still, als sie den Raum verlassen hatte. Lalo fragte sich, wie er diese Stille brechen sollte. Manchmal erschien es ihm, daß er und Darios eine gemeinsame Erfahrung der Heilung gemacht hatten, aber es bestand kein Grund zur Annahme, daß der junge Mann ebenso empfand.
    »Komm herein«, sagte er schließlich. »Wie fühlst du dich? Hast du dir schon überlegt, was du als nächstes tun wirst?« Darios ließ sich auf der anderen Bank nieder.
    »Mein Meister ist tot, und von der Magiergilde ist nicht viel übriggeblieben«, sagte Darios langsam. »Ich möchte meine Lehre abschließen, bei Euch, Meister Lalo.«
    »Aber ich bin kein Magier!« entfuhr es Lalo.
    »Seid Ihr sicher?« Darios blickte plötzlich auf, und Lalo sah den Glanz in seinen Augen, wie damals in der Anderwelt. »Ich kenne die Sprüche, die Rezepte, die Regeln. Aber was nützt das heutzutage, da diese Art von Magie ihre Macht verloren hat? Ihr habt mehr vom Geist der Magie in Euren Pinseln als die gesamte Magiergilde in ihren Zauberstäben. Lehrt mich sehen, Meister Lalo, um die Zauberformeln werde ich mich selbst kümmern.«
    Ein Lehrling! Zum erstenmal seit Jahren erinnerte sich Lalo daran, daß der Mann, der ihn zum Meister gemacht hatte, kein Maler, sondern ein Magier war. Mächte hatten ihre Hand im Spiel, die selbst den Göttern überlegen waren. Und wieder vermischten sich inneres und äußeres Sehen, und er warf einen Blick auf sein Leben, das vor ihm erschien wie eines der großen Wandgemälde in den Tempeln. Er blinzelte, und es verschwand - er war, wie Latilla, noch nicht dafür bereit.
    Aber eines Tages - eines fernen Tages.
    Lalo sah Darios an, holte tief Luft und streckte ihm die Hand entgegen.
    Originaltitel: The Vision of Lalo
Copyright © 1989 by Diana L. Paxson
Ins Deutsche übertragen von Susi Grixa
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    (7) Siehe Ein Hauch Macht von Diana L. Paxson in Geschichten aus der Diebeswelt: Sturm über Freistatt, Bastei-Lübbe 20122

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