Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
Erlaubnis verlassen. Da wäre ein freiwilliger Hubschrauber-Trip viel angenehmer. «
Von ihrer Flugangst abgesehen. Außerdem hatte sie selber herausgefunden, wie sie Ramón einschätzen musste. Nun entstand ein langes, druckendes Schweigen. In der Ferne heulte ein Tier. Deutlich hallte der klagende Ruf durch die stille Nachtluft herüber Was Delanie beim Dinner gehört hatte, überraschte sie nicht. Dass Montero mit Drogen handelte und in seinem Casino schmutziges Geld gewaschen wurde, wusste sie schon lange. Nun, dafür wurde er genauso bezahlen wie für die Entführung ihrer Schwester 一 oder was immer er Lauren angetan hatte. Resignierend zuckte sie die Achseln. »Und welchen Beitrag leistest du zu diesen kriminellen Aktivitäten? «
»Unter anderem«, erwiderte Kyle in drohendem Ton, »bin ich der Mann, dem Ramón sogar zutraut, den Präsidenten zu beseitigen. «
»Von Amerika? «, fragte sie entsetzt.
»Den Präsidenten von San Cristobal! Um Himmels willen, hast du beim Dinner nicht zugehört? « Nach einer beklemmenden Pause verkündete er: »Ich wurde zum Attentäter erkoren. «
Natürlich hatte sie überlegt, was Kyles Anwesenheit bedeuten mochte, und Fragen gestellt, die von beiden ignoriert worden waren. Aber sie hatte auch keine Antworten erwartet. Die beiläufige Erwähnung von Labors und BioSchutzanzügen beunruhigten Delanie, um es milde auszudrücken. Von Mordplänen hatte sie nichts gehört.
Bei Kyles Erklärung drohte ihr das goldene Halsband die Luft abzuschnüren. »Du ein Meuchelmörder? «, flüsterte sie. »Und was bedeutet dir der hippokratische Eid? Hast du mir nicht erzählt, du seist ein Arzt? Ist das eine Lüge gewesen? Warst du schon Monteros Komplize, als wir uns kennen lernten? «
»Teilweise. Nun, Delanie?«, fragte er beinahe sanft. »Willst du mein Angebot noch einmal überdenken? Soll ich dich morgen nach San Cristobal fliegen? «
»Nein. Mit mir hat deine Mission Impossible nichts zu tun. « Allmählich überstieg die Schauspielerei ihre Kräfte, und sie konnte den metallischen Geschmack in ihrem Mund nicht hinunterschlucken.
Bitte, lieber Gott, ich will raus aus diesem Höllenloch! Kleine Schwester, wo bist du?
»Erinnerst du dich, was Montero gesagt hat? « Kyles Stimme klang eiskalt. »Da du mir gehörst, darf ich mit dir machen, was ich will, und dir sogar wehtun. Daran solltest du nicht zweifeln. «
Mühsam bewegte sie ihre verkrampften Beine und erhob sich. »Was immer du auch vorhast, Kyle, du könntest mich nicht verletzen. «
»Warum nicht? Glaubst du, mein Gewissen würde mir verbieten, jemanden zu quälen, der kleiner und schwächer ist als ich? Und denk mal an meinen Beruf«, fuhr er fort und stand ebenfalls auf. »Ich kenne genauso viele Schmerzzentren wie erogene Zonen. Soll ich’s dir beweisen? «
Er war so nahe, dass sein Hemd ihre Brüste streifte. Aber sie wich nicht zurück. »Sagen wir mal, du hast dein Bestes getan, und jetzt lässt du’s dabei bewenden. Okay?« Abrupt kehrte sie ihm den Rücken und ging zum Haus. Jetzt brauchte sie eine kalte Dusche, viel Seife und eine Atempause. Ein halbes Röhrchen Antazida. Und einen neuen Plan.
Stattdessen landete sie nach einer Schwindel erregenden Drehung in Kyles Armen.
»Verdammt! «, fauchte er an ihrem Mund.
»Wage es bloß nicht…«
Er wagte es.
An seine Brust gepresst, versuchte sie ihn wegzuschieben. Aber er hielt sie eisern fest. Kein Vorspiel, kein behutsames Werben. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und küsste sie hungrig. Wie ein Sterbender, der sein letztes Festmahl genoss.
Der Geschmack seines Mundes war schmerzlich vertraut und weckte eine unerwünschte Sehnsucht in ihren Brüsten, in ihrem Bauch. Aber in ihrem Gehirn schrillte eine Alarmglocke. Trotzdem wehrte sie sich nicht länger. Ringsum verstärkten die Geräusche des Dschungels die schwüle, mysteriöse Aura, und schließlich spürte Delanie nur noch ihn, seine Nähe, die Berührung, den betörenden Moschusduft.
Gott, sie wusste es doch besser.
Schon bei der ersten Begegnung hatte sie geahnt, dass Kyle sie nachhaltig verletzen würde was die Frauen ihrer Familie wie Lemminge ins Meer trieb. Eine wilde Sucht. Eine verzehrende Begierde.
Auch jetzt war sie ihm machtlos ausgeliefert. Wie sollte sie sich vor diesem überwältigenden, verführerischen Mann schützen?
Von dieser bangen Frage gepeinigt, hatte sie vor vier Jahren geplant, ihn nach Mitternacht im zerwühlten Bett schlafen zu lassen und zu fliehen. Nur um
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