Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
elektrifizierte Zäune, ein Radargitter und dreitausend Morgen unberührter Dschungel müssten alle Angreifer abschrecken. Wenn nicht, würden zwei strategisch postierte Fla Flugkörper die Gefahr bannen. Bei diesen Geschossen wurden Laser und infrarote Zielgeräte verwendet, die Freund und Feind unterscheiden konnten. Diese Abwehrwaffen entstammten dem neuesten Fundus des US-Militärs, revolutionär und streng geheim. Nur wenige Leute wussten davon.
Während einiger Aufklärungsflüge in den letzten Wochen hatte er festgestellt, wo sich was und wer zu welcher Zeit befanden, und mittels Infrarotlicht die Größe und Anordnung der einzelnen Gebäude sowie die Anzahl des Personals eruiert.
Nur Hubschrauber konnten die Hazienda ansteuern oder verlassen. Und das passte haarscharf in Kyles Kram. Wenn’s nicht diesen Dorn in seinem Auge gäbe.
Kleine Närrin. Mitten in einem Sumpf voller Alligatoren.
Wenn er Morgen von seinem schnellen Trip zum Flughafen von San Cristobal zurückkehrte, wurde er zweierlei erreicht haben.
Er würde was abholen und was abliefern. Im Gegensatz zu Kyle hatte sich Montero keine Sorgen um Delanies lange Abwesenheit nach dem Dinner gemacht. Seit Stunden war sie verschwunden. Und wenn Kyle sie nicht fand, konnte er sie nicht in den verdammten Hubschrauber setzen. Wo zum Teufel mochte sie stecken, im bedrohlichen Dunkel des mitternächtlichen Dschungels?
Eine milde Brise wehte durch den Patio, bewegte die schwarzen Wellen des Swimming-Pools und raschelnde Blätter Deutlich hörte er das klatschende Geräusch ihrer Joggingschuhe und ihren keuchenden Atem, als sie über den Ziegelboden rannte. Er sah zudem alles einen wippenden Pferdeschwanz, Schweißperlen auf den Wangen, die braunen Augen, die langen Beine in hautengen schwarzen Leggings. Fast greifbar spürte er ihre Angst.
Seine SIG P210 in der Hand, spähte er in die Finsternis hinter Delanie, ehe er vortrat. Sie war allein. Während sie näher kam, nahm er ihr Parfüm wahr, vermischt mit dem Geruch gesunden Schweißes. Sofort regte sich sein Verlangen.
Er sicherte die Waffe und entfernte sie aus Delanies Blickfeld. Bevor sie an ihm vorbeilaufen konnte, umklammerte er ihren Oberarm und zwang sie, stehen zu bleiben. Hätte er seine Hand nicht auf ihren Mund gepresst, würde ihr Schrei die Bewohner des hundertsechzig Meilen entfernten Friedhofs von San Cristobal wecken.
Ein paar Sekunden lang wehrte sie sich, dann erstarrte sie in seinem Griff. An ihren Wangen klebten feuchte Haarsträhnen. Ihre Augen schienen Funken in Kyles Richtung zu sprühen. So klar wie er sie konnte sie ihn nicht sehen.
Die Situation warf ein Problem auf. In seiner Familie 一 verdammt, in seinem Beruf 一 wurden Frauen geliebt und umsorgt, geschützt und respektiert. Und jetzt würde er diese Regeln missachten. Was zum Teufel sollte er tun? Womit würde er sie besonders wirksam erschrecken? Als zynischer böser Junge oder als Exliebhaber, der den Geschmack ihrer süßen Lippen niemals vergessen hatte?
Wie eine Liebkosung bewegten sich diese weichen vollen Lippen unter seiner Handfläche. Die Augen zusammengekniffen, versuchte sie zu erkennen, wer sie festhielt.
»Pst«, flüsterte er und gab sich geschlagen, »ich bin’s…« Da biss sie in seine Hand. Mit aller Kraft.
Drei
D elanie schmeckte Blut. »Bstrd! « Sobald er ihr den Mund zugehalten hatte, war ihr völlig klar gewesen, wer sie attackierte.
Mit einem gemurmelten Fluch zog Kyle seine Hand zwischen ihren Zähnen hervor »Biest«, konterte er leise.
»Bastard! «, wiederholte sie, diesmal etwas verständlicher. Diesen Biss verdiente er, nachdem er ihr eine Heidenangst eingejagt hatte. Einfach aus dem Schatten aufzutauchen, ohne Vorwarnung…
Schmerzhaft hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Der sanfte Klang seiner Stimme weckte Erinnerungen, die sie vergessen wollte. Die Zärtlichkeit seiner Hände auf ihrem sensitiven Fleisch, sein Geruch, der nach der Liebe an ihrer Haut gehaftet hatte. Im Nebel einer fernen Vergangenheit …
Niemals würde sie das alles vergessen.
Und nie mehr den gleichen Fehler begehen wie damals.
Das Leben war ohnehin schon schwierig genug. Also brauchte sie keine Lektionen zu lernen, die sie bereits kannte. Schon gar nicht
jetzt,
wo sie sich auf die bedrohliche Gegenwart konzentrieren musste.
Mühsam schluckte sie und kehrte in die Wirklichkeit zurück. »Gehen wir hinein. «
Der Druck seiner Finger lockerte sich ein wenig. Fast unmerklich. Seine Hand glitt an ihrem
Weitere Kostenlose Bücher