Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
Herz, das stark und gleichmäßig pochte. Da grub sie ihre Fingernägel in seine Schultern und versuchte, ruhiger zu atmen.
Doch das angstvolle Schluchzen ließ nicht nach. Er strich über ihren Rücken, flüsterte beruhigende Worte, ohne Erfolg. In einer gewaltigen Woge, die sie niemals vergessen würde, strömte das Grauen aus ihrer Seele hervor.
»Sag mir, wie ich dir helfen kann! «, bat Kyle mit gepresster Stimme, und sie spürte seine Finger in ihrem Haar. Mit sanften Liebkosungen versuchte er, sie zu trösten.
Aus einem bodenlosen Brunnen schien das Entsetzen emporzuquellen. Aber die Tränen versiegten allmählich. Nur die Nase tropfte immer noch.
Kyle hielt ihr etwas hin, das wie ein Zierdeckchen mit Spitzenborten aussah. Ein paar Mal putzte sie ihre Nase, dann setzte sie sich langsam auf und zerknüllte das Tuch.
Als er sie berühren wollte, zuckte sie unwillkürlich zurück. Sofort ließ er seine Hand sinken und griff nach dem Becher, der auf dem Nachttisch stand, und reichte ihn Delanie. Bevor er ihn losließ, schloss er sorgsam ihre Finger darum. »Was zum Teufel hat Montero mit dir gemacht? «
»Nicht Ramón …« Sie nahm einen Schluck Wasser und gab ihm den Becher zurück. »Nein, es war …« Wieder stieg bittere Galle in ihrer Kehle empor und drohte sie zu ersticken. Halb aufgerichtet, lag sie neben Kyle auf dem Bett und spürte seine muskulösen Schenkel.
»Wer?« Behutsam strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und betrachtete ihre misshandelte Wange.
»Isabella.«
Gerade hatte er ihr Haar streicheln wollen. Stattdessen ballte er wütend die Hände. »Erzähl mir alles. «
»Die Soldaten brachten mich zu Isabella«, begann sie stockend, »und sie zwang mich Videos anzuschauen. « Als sie eine etwas bequemere Lage einnahm, schoss ein heftiger Schmerz durch ihr Bein, und sie biss die Zähne zusammen. »Lauren war hier. In Isabellas Haus. Ich sah sie auf dem Bildschirm …«
»Über deine Schwester reden wir später, Delanie. Was zum Teufel hat dir diese Hexe angetan? «
»Die Soldaten banden mich auf einem Tisch fest. Dann untersuchte mich Isabella 一 um festzustellen, ob ich gesund bin. Gut genug für ihre Kundschaft …«
»Großer Gott.«
»Und danach wurde ich mit einem Brandzeichen versehen …«
Der Geruch ihres eigenen verbrannten Fleisches schien erneut in ihre Nase zu dringen. Entsetzt und ungläubig hatte sie auf dem verdammten Tisch gelegen, hilflos gefesselt. Isabella hielt einen Metallstab in ein loderndes kleines Kohlenbecken.
Beinahe löschte die Angst vor neuen Qualen die Erinnerung an den entwürdigenden Gesundheitstest aus. Das lange Brandeisen in Isabellas Hand bewegte sich ganz langsam, fast träge. Und die teuflische, rot glühende Spitze erwärmte Delanies Haut, ein paar Sekunden lang, bevor sie zustach, zunächst verspürte sie keine Schmerzen. Nur lähmende Furcht. Plötzlich war der Schmerz explodiert und hatte ihren blutleeren Lippen einen gellenden Schrei entrungen.
Noch immer im Bann der grässlichen Tortur, entsann sie sich, wie inständig sie gehofft hatte, bei Bewusstsein zu bleiben, ihrer Peinigerin nicht vollends ausgeliefert zu werden.
»Was? Sie hat dich
gebrandmarkt?
« Alles Blut wich aus Kyles Gesicht. »Wo?« Sanft, aber unerbittlich umfasste er ihre Schulter. »Zeig’s mir! «
Das wusste sie nicht genau, weil der Schmerz ihr ganzes Bein erfüllte. Und sie schreckte davor zurück, die Wunde zu entblößen. »Irgendwo an meinem rechten Bein … Nein! «, rief sie erschrocken, als Kyle vom Bett aufsprang und das Baumwollkleid nach oben zog. Seine kühlen Hände glitten über ihre Knie.
Nein, das ertrug sie nicht. Unmöglich.
Kyle schaute ihr eindringlich in die Augen. Zögernd spreizte sie die Beine und schob den blauen Baumwollstoff nach unten, um sich zu bedecken, so gut sie es vermochte. Die Augen geschlossen, sank sie ins Kissen zurück. Alle ihre Nerven flatterten und wehrten sich gegen eine zweite Invasion ihrer weiblichen Organe.
»Wo?« Sein warmer Atem streifte ihren Bauch. »Wo hat sie …«
Sie konnte den Schmerz noch immer nicht lokalisieren, und sie wagte kaum, Kyle zu fragen, ob sie tatsächlich dort gebrandmarkt worden war, wo sie es befürchtete. »Ist es …«
»Nein«, entgegnete er, und sie seufzte erleichtert. Unter ihren Wimpern quollen neue Tränen hervor. Stöhnend biss sie in ihre Lippen, während Kyle behutsam ihr rechtes Bein abtastete, bis hinab zum Knöchel. Ganz vorsichtig drehte er den Fuß herum und
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