Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
ihn an, sichtlich verwirrt. Dann sprangen die Männer auf und tasteten nach den Waffen, die sie eigentlich bei sich tragen müssten. Stattdessen hingen sie an den Wandhaken neben der Tür. Spielkarten und Kaffeetassen flogen vom Tisch, ein voller Aschenbecher rutschte über den Rand und verstreute Zigarettenstummel am Boden. Krachend kippte ein Stuhl um.
Einer der Männer bekreuzigte sich, während Kaffee auf seinen Stiefel tropfte. Ohne Kyle aus den Augen zu lassen, umrundeten seine Freunde langsam den Tisch. Vielleicht hätte die Zangenbewegung funktioniert. Aber Kyle reagierte zu schnell und zu raffiniert für die drei Gorillas obwohl er stundenlang Lachgas eingeatmet hatte. Sein Arm umschlang den nächstbesten Soldaten, bevor die anderen drei Schritte machen konnten. Mit einem kraftvollen Druck brach er ihm das Genick. Er würde niemanden gefangen nehmen. Von Anfang an war es um Leben oder Tod gegangen.
Und jetzt kamen persönliche Beweggründe hinzu.
»Wer will jetzt drankommen? «, knurrte er, ließ die Leiche fallen und steckte die Beretta in seinen Gürtel. Da sie unbewaffnet und nur zu zweit waren, wurden sie ihm keine Schwierigkeiten bereiten.
Als sie sich auf ihn stürzten, schwang er einen gestiefelten Fuß hoch und traf den Mann zur Linken in die Speiseröhre. Lautlos brach der Soldat zusammen. Die Stirn verblüfft gerunzelt, landete er auf seinem toten Kameraden.
Nun fixierte Kyle seinen letzten Gegner. Irgendetwas in den schwarzen Augen bereitete ihn auf den Genuss einer größeren Herausforderung vor.
»
Alto!
«, warnte der Gorilla. »
Nunca pasara! Le mato primero!
«
Verächtlich schüttelte Kyle den Kopf. »Ich wurde schon von besseren Kämpfern mit dem Tod bedroht, Arschloch. Kommen Sie, halten Die mich nicht auf 一 ich habe noch einiges zu tun. « Während er den Mann aufmerksam beobachtete, nahm er die drei Uzis von den Wandhaken. Der Soldat duckte sich, hielt schützend die Hände vor seine Kehle und ging um die Toten herum. Beinahe stolperte er über die Scherben einer Kaffeetasse. Als er die Waffen in Kyles Händen sah, änderte sich seine Miene nicht.
Kyle schleuderte die Uzis durch die offene Tür in den Flur hinaus und stieg über die beiden Toten hinweg. Blitzschnell zog sich der Soldat hinter den lisch zurück und warf ein kleines Toledo-Messer von einer Hand in die andere. Ausgezeichnete Reflexe. Und nicht die mindesten Skrupel. Dafür fand er wahrscheinlich keinen Platz in seinem Spatzenhirn.
Mit einem Blick erfasste Kyle die einfache Ausstattung der Küche. Ein Herd, ein Kühlschrank, eine Kaffeemaschine. In der Mitte ein Tisch und Stühle. Kein Fenster. Nur eine Tür. Ein schmutziger Linoleumboden, von zahlreichen Stiefelsohlen abgenutzt. Perfekte Bodenhaftung.
Unvermittelt schwang sich Kyle über eine Ecke des Tisches und prallte gegen seinen maßlos erstaunten Feind. Beide stürzten, und Kyle lag auf dem Soldaten. Gerade noch rechtzeitig sah er das Messer funkeln und schob es mit stählernen Fingern von seinem Gesicht. Unter dem kraftvollen Druck rissen die Sehnen im Handgelenk des Mannes. Klirrend fiel das Messer aufs Linoleum.
»Donde está la virgen?«
» Yo no sé, Yanqui.«
»Die falsche Antwort, asqueroso. « Kyle packte den Mann an den Haaren und hämmerte seinen Kopf auf den Boden. »Wo ist die Jungfrau? «, wiederholte er, eine Faust auf der Luftröhre des Soldaten, der gepeinigt die Augen verdrehte. Da lockerte Kyle seinen Griff ein wenig. Glasige Augen starrten ihn an.
»Die hat Señora Isabella mitgenommen, Senor«, keuchte der Soldat.
»Wann?« Kyle presste seine Fingerknöchel noch fester auf die Kehle des Wachtpostens, der verzweifelt würgte.
»Als sie in
El Jefes
Haus ging. Vor einer knappen Stunde, Señor.«
Mit klinischer Präzision schnitt Kyle seinem Opfer die Luft ab. Dann erhob er sich und schaute auf seine Uhr. Mitternacht. Zweifellos würde Isabella am Morgen hierher zurückkommen, ein paar üble Trümpfe im Ärmel.
Wie schrecklich sie sich ärgern würde…
Er schleifte einen Mann nach dem anderen in eine kleine Abstellkammer, die an die Küche grenzte. Aufmerksam inspizierte er die Gegenstände, die hier verwahrt wurden. Waffen, Munition, Lebensmittel. Auf einem Regal über der Waschmaschine und dem Trockner lagen gestapelte saubere Uniformen. Kyle rollte ein Bündel zusammen, bevor er das Licht ausschaltete. Hastig durchquerte er die Küche. Auf dem Rückweg durch den Korridor hob er die Uzis auf.
Während er zum Schlafzimmer eilte,
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