Das versteckte Experiment (German Edition)
jetzt ins Bett“, schrieb Jan, nachdem er bemerkt hatte, dass seine Uhr bereits ein Uhr fünfzig anzeigte. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich schlafen kann, aber im Gegensatz zu dir brauche ich meinen Schlaf.“
„Ich wünsche dir eine gute Nacht.“
Jan beendete den Messenger und schaltete den Computer aus. Das Bett musste Jan wieder einmal mit Mausi teilen, die unbemerkt in sein Zimmer geschlichen war und sich im Bett ziemlich breitgemacht hatte. Mensch, hast du es gut, dachte Jan, denkst nur ans Fressen, Schlafen und Schmusen. Die Probleme dieser Welt sind dir völlig egal. Er schlief sofort ein.
Fehlersuche
14. Die erste Sekunde
„Guten Morgen, Jan, das Frühstück ist fertig“, hörte Jan Christine sagen. Er öffnete die Augen. Seine Mutter stand in der Zimmertür, mit seiner Schwester Kathi im Arm.
„Hi“, antwortete er verschlafen, „ich komme gleich.“
Die Familie war vollständig im Esszimmer versammelt und hatte mit dem Frühstück auf Jan gewartet, nur Kathi offensichtlich nicht. Falls sie nur die Hälfte von dem gegessen hatte, was sich rings um ihren Mund und um ihren Stuhl verteilt hatte, musste sie bereits satt sein.
„Guten Morgen“, grüßte Jan mit immer noch etwas müder Stimme und setzte sich neben Kathi, die ihn anlachte und ihm ihren gefüllten Löffel entgegenhielt. Jan kostete von dem rötlichen Material.
„Karotten mit Mais“, tippte Jan.
„Und Pute“, ergänzte die Mutter, die aufgestanden war, um das Menü aus Kathis Gesicht zu wischen, „willst du auch etwas davon?“
„Nein, danke, ein Croissant mit Marmelade wäre mir lieber.“
„Wir sollen dich von Oma grüßen“, sagte der Vater, „das nächste Mal kommst du doch mit, oder?“
„Klar, wie geht es ihr?“
„Bestens. Wie war es bei dir, Jan. Gab es was Besonderes?“
„Nein, ich habe einen Rundflug über die Hattstedtermarsch gemacht, habe Kornkreise gefilmt, wurde vom BND verfolgt und habe mich über Precision Farming und Schwarze Löcher informiert. Dazwischen habe ich mich mit der Programmierung beschäftigt, einige Börsengeschäfte getätigt und mich entschieden, Physik zu studieren und Wissenschaftsjournalist zu werden.“
„Es war also ziemlich langweilig hier. Du wärest doch besser mit zu Oma gekommen“, erwiderte der Vater gelassen.
Jans Mutter verfolgte das Gespräch der beiden Männer mit offenem Mund.
„Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen?“, fragte sie entsetzt.
„Nö“, antwortete der Vater und sah Jan mit überrascht wirkender Mimik an.
„Nö“, erwiderte auch Jan.
„BND, Rundflug, Kornkreise? Ihr solltet mich aufklären“, forderte die Mutter, setzte sich auf ihren Platz und sah abwechselnd Mann und Sohn erwartungsvoll an.
Jan schilderte schließlich die Ereignisse der letzten Tage, ließ jedoch alles weg, was mit den versteckten Experimenten und Christines Plan zu tun hatte.
„Ich gebe zu, dass ich nicht so richtig verstehe, um was es eigentlich geht“, räumte die Mutter ein, nachdem Jan seine Erzählung beendet hatte, „das Wichtigste für mich ist aber, dass du dich nicht in Gefahr begibst und nichts Ungesetzliches tust.“
„Mach dir keine Sorgen, ich habe alles im Griff“, versuchte Jan seine Mutter zu beruhigen. Aus ihrem Gesicht war jedoch abzulesen, dass Jans Worte nicht die gewünschte Wirkung erzielten. Die besorgte Miene verschwand jedoch schlagartig und machte einem entsetzten Ausdruck Platz, als es Kathi endlich gelungen war, das Honigglas mithilfe der Tischdecke an sich heranzuziehen und ihre kleine Hand in die klebrige Masse zu versenken. Jans Schwester schien das zu gefallen. Es war interessant zu beobachten, wie unterschiedlich Mutter und Tochter die gleiche Situation erlebten.
„Wie sieht es mit unserem Programm aus?“, wandte sich der Vater an Jan, als er sah, dass der Rest der Familie beschäftigt war.
„Ich bin zwar ein ganzes Stück weitergekommen“, antwortete Jan, „aber es gibt noch eine ziemlich große Abweichung der Berechnungsergebnisse von den Messwerten, die du mir gegeben hast. Entweder steckt noch ein Fehler im Programm oder im Modell.“
„Bist du sicher, dass du alle Ausgangsdaten korrekt eingegeben hast?“
„Da bin ich mir ganz sicher. Ich habe das mehrfach geprüft. Einen Programmfehler kann ich natürlich noch nicht ganz ausschließen.“
„Die Programmroutinen, mit denen du dich beschäftigst, behandeln, wie du weißt, nur die Ausbreitung von Aerosolen und ihren Einfluss auf das Klimageschehen.
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