Das versteckte Experiment (German Edition)
verfolgt verschiedene Ziele, führt globale Experimente durch. Welche Experimente es im Einzelnen sind, weiß ich nicht.“
Alles, was Christine schrieb, kam Jan so unglaublich vor. Inzwischen war er überzeugt, dass sie ihn nicht zum Narren hielt. Aber was wäre, wenn Christine auch nur ein Computerprogramm wäre, ein Chatbot. Chatbots sind Dialogprogramme, die auf Fragen mehr oder weniger sinnvoll antworten können. In einem gewissen Umfang kann man sogar eine Unterhaltung mit ihnen führen. Erfunden wurden sie von dem Computerwissenschaftler Joseph Weizenbaum in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Seitdem war zwar viel Zeit vergangen, aber Jan kannte die modernen Chatbot-Programme. Bereits nach wenigen Dialogen konnte man erkennen, dass man sich mit einer Maschine unterhielt.
„Du kennst das Programm, den Supervirus?“
„Nein, ich kenne es nicht. Ich weiß nur, wie solche Programme funktionieren. Wenn ich es kennen würde, wüsste ich auch, was es genau plant.“
„Ist das Programm intelligent?“
„Nein, es ist nur ein Expertensystem.“
„Bist du ein Programm?“
„Ich verstehe die Frage nicht.“
„Bist du wirklich aus Fleisch und Blut, Christine?“
„Selbstverständlich. Was geht in dir vor? Hast du vermutet, dass ich gar nicht real existiere, dass du dich die ganze Zeit mit einer KI-Software unterhältst?“
„Nicht wirklich. Ich weiß ja auch, dass die Forschungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz noch weit davon entfernt sind, so perfekte Dialoge zu ermöglichen.“
„Ich versichere dir, dass du dich mit einem weiblichen Wesen aus Fleisch und Blut unterhältst, mit jemandem, der die Welt liebt und verstehen möchte, eine Welt voller schöner Dinge, die es zu erhalten gilt. Wenn du möchtest, können wir uns irgendwann im realen Leben treffen.“
„Du wirst mich hier in Husum besuchen?“
„Nein, du müsstest zu mir kommen. Du müsstest die lange Reise auf dich nehmen.“
„Ich glaube, das könnte aufregend werden.“
„Das verspreche ich dir.“
„Sag mir, könnten wir den Supervirus nicht einfach aufspüren und löschen? Dann wäre das Problem gelöst.“
„Das wird leider nicht möglich sein. Wir wissen nicht, wo sich das Programm befindet. Es besteht wahrscheinlich aus vielen Einzelteilen, verteilt auf verschiedenen Servern des Netzes. Selbst wenn es gelänge, einen Teil des Programms zu löschen, würde es uns kaum etwas nützen. Die fehlenden Routinen würde das Programm eigenständig wieder ersetzen. Zudem hat es die Eigenschaft, ständig seine Struktur zu verändern.“
„Wir können es also nicht aufspüren und nicht löschen. Wir können nur seine Auswirkungen erkennen und bekämpfen?“
„Wir müssen die Einflussnahme, die versteckten Experimente erkennen und entsprechend gegensteuern. Das ist unsere einzige Chance.“
„Hast du schon Hinweise auf eine solche Einflussnahme?“
„Ich beobachte zurzeit 23 verschiedene Projekte, eines davon in Deutschland. Aber wie ich bereits sagte, ist noch nicht klar, ob die versteckten Experimente bereits begonnen haben. Ich bin noch mit der Auswertung der Projekte beschäftigt.“
„Bitte, erzähle mir von dem Experiment in Deutschland!“
„Hast du das Wetter in der letzten Woche verfolgt?“
„Ja, ich sehe mir jeden Morgen die Regenradarkarte des Deutschen Wetterdienstes an, und mich interessieren die Vorhersagen der Wetterfrösche. Ihre Vorhersagegenauigkeit finde ich beeindruckend. Aber letzte Woche lagen sie einmal völlig daneben. Sehr merkwürdig fand ich, dass die Regenradarkarte ein riesiges Wolkenband zeigte, das sich in Richtung Norddeutschland bewegte. Es fiel jedoch nicht ein Tropfen Regen.“
„Genau dieses Ereignis habe ich beobachtet. Die Radarbilder zeigen anscheinend keine Regenwolken. Es besteht der Verdacht, dass großflächig Partikel in die Atmosphäre verbracht wurden, eventuell um das Wetter zu beeinflussen. Donnerwetter.de hat wegen dieses Vorgangs Anzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Bonn erstattet.“
„Ein verstecktes Experiment?“
„Vielleicht. Vielleicht war es nur ein Test, wie aufmerksam die Öffentlichkeit auf derartige Vorgänge reagiert. Bisher haben meine Recherchen keine eindeutigen Ergebnisse gebracht. Falls auch nur eines der 23 von mir beobachteten Projekte fremde Einflussnahme zeigen sollte, wissen wir, dass es begonnen hat.“
„Du sagst mir Bescheid, wenn du neue Erkenntnisse hast?“
„Selbstverständlich.“
„Ich gehe
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