Das versteckte Experiment (German Edition)
Wie ich schon sagte, sind die Forschungen in unserem Institut für ausländische Geheimdienste sicher nicht interessant. Außerdem wäre wohl eher ich das Ziel der Spionage und nicht mein Sohn, der ja nicht so sehr viel darüber weiß.“
„Du hast ja recht, aber ich wollte euch auf jeden Fall davon erzählen.“
„Das ist gut so, Jan. Halte uns bitte auf dem Laufenden und lass dich nicht auf irgendwelche undurchsichtigen Sachen ein.“
„Geht klar, schlaft gut.“
„Und denk daran: Wir fahren morgen bereits ganz früh zu Oma nach Berlin und kommen erst am Montag zurück. Ich habe das Essen für dich vorbereitet, es steht im Kühlschrank!“, rief ihm seine Mutter nach.
Jan ging auf sein Zimmer. Fast hätte er noch seinen Computer eingeschaltet, um noch ein paar Worte mit Christine zu wechseln. Astronomie war aber jetzt nicht gerade das, was er zu so später Stunde noch brauchte, und mit Christine über seine Gefühle zu reden, traute er sich vorerst auch nicht mehr so richtig. Ein bisschen hatten ihn die Vorgänge der letzten Tage wohl doch beunruhigt, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte.
Kein Wecker quälte Jan am nächsten Morgen. Es war bereits nach neun Uhr, als er aufwachte. Jan hatte sich für die Ferien gar nichts Bestimmtes vorgenommen. Nicht einmal eine Urlaubsreise hatte er geplant. Er mochte es, den Tag zu beginnen, ohne zu wissen, wie er ihn verbringen würde. Er liebte es, sich von Stunde zu Stunde neu zu entscheiden, was er tun würde. Auch die Entscheidung zum Nichtstun gehörte dazu, was aber eher selten vorkam. Jan entschied sich, zunächst einmal zu duschen und zu frühstücken. Als langfristige Planung zog er eine Radtour zum Steindeich in Betracht. Hochwasser war heute um 15 Uhr. Bis dahin war noch reichlich Zeit, die er zumindest zum Teil mit Programmierarbeiten für seinen Vater verbringen wollte. Immerhin bezahlte der ihn ganz gut dafür. Sein Vater war stets zufrieden mit den Ergebnissen gewesen. Jan verstand die Modellberechnungen, um die es ging, weitgehend, wenn auch nicht in allen Details. Es machte ihm viel Spaß, die mathematischen Modelle programmtechnisch umzusetzen. Insbesondere die grafische Darstellung der Ergebnisse in Form von dreidimensionalen Animationen entwickelte er mit Begeisterung. Zudem hatte er das Gefühl, an einem wichtigen und sinnvollen Forschungsvorhaben beteiligt zu sein.
In seinem Zimmer beseitigte er das gröbste Chaos auf seinem Schreibtisch, indem er alle unwichtigen Gegenstände, darunter Bücher und Zeitschriften, auf den Boden legte. Immerhin schaffte es Mausi noch, die Tür mit einer Pfote so weit zu öffnen, dass sie sich trotz ihres üppigen Frühstücks durch den Spalt hindurchzwängen konnte. Nach einem kurzen Begrüßungsmiau legte sie sich auf den bequemsten Platz in Jans Nähe, auf den soeben errichteten Stapel aus Büchern und Zeitschriften und schnurrte mindestens so laut wie der Computer, den Jan inzwischen eingeschaltet hatte. Sofort nach dem Hochfahren des Rechners erschien der Messenger auf dem Bildschirm und zeigte eine neue Nachricht von Christine an. Eine lachende Sonne als Hintergrundbild und ein „Guten Morgen“ begrüßten Jan.
„Guten Morgen“, schrieb Jan zurück.
„Was wirst du heute Morgen machen?“
„Nichts, ich habe Ferien.“
„Nichts gibt es nicht in unserem Universum.“
„Klar, ‚nichts‘ ist, wenn kein Ereignis stattfindet und keine Materie vorhanden ist, um mit deiner spitzfindigen Ausdrucksweise zu antworten – also im Vakuum ist nichts.“
„Erinnerst du dich an die Heisenbergsche Unschärferelation?“
„Jetzt wird es wieder wissenschaftlich!“
„Hast du keine Lust?“
„Schon, aber das ‚Nichts‘ willst du mir doch wohl nicht im Ernst wegnehmen?“
„Wenn du behaupten würdest, dass es einen Ort gibt, wo nichts ist, führt das direkt zum Widerspruch zur Heisenbergschen Unschärferelation.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Du erinnerst dich, dass du für ein Teilchen nie gleichzeitig Ort und Impuls (Impuls = Masse mal Geschwindigkeit) exakt bestimmen kannst?“
„Ja, aber im Vakuum haben wir das Problem ja nicht, da es dort keine Teilchen gibt.“
„Aus der Unmöglichkeit, Ort und Impuls eines Teilchens gleichzeitig genau zu bestimmen, lässt sich auch ableiten, dass die Energie zu einem definierten Zeitpunkt nicht genau bestimmt werden kann. Je weiter man den Zeitpunkt einengt, desto größer wird die Energieunbestimmtheit. Würde man also sagen, dass kein
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