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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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dachte er. Vielleicht wird es leichter.
    Sie winkte von der Rolltreppe auf dem Weg hinauf zur Passund Ticketkontrolle. Sie war spät dran.
    Er wartete im Auto, bis das Flugzeug wie ein schwerer Zugvogel aus Silber abhob. Es wurde achttausend Meter aufwärts ins Blaue gesogen.

47
    Februar
    Auf den Zingoflaschen gab es Fingerabdrücke, aber allzu viele.
    »Gib mir was, womit wir sie vergleichen können«, hatte Beier gesagt.
    »Wir können sie doch wohl nicht mit allen Fingerabdrücken Göteborgs vergleichen«, hatte Winter geantwortet.
    »Die halbe Stadt hat die Flaschen in den Händen gehabt.« Beier hatte Winter angesehen, als würde er ihn studieren. »Sind sie so wichtig?«
    Winter hatte nicht geantwortet.
    Er fuhr zur Häradsgatan und parkte ungefähr an derselben Stelle wie beim ersten Besuch. Der Wind hatte zugenommen und Wolken mitgebracht. Es fiel ein unangenehmer Schneeregen. Wieder war es Nachmittag.
    Die Wolken bewegten sich rasch über den Himmel, als er zu den Fenstern der Wohnung von Ehepaar Martell im siebten Stock hinaufschaute. Er ging um das Gebäude herum zum Eingang mit seinen glatten Fliesen. Ein Schild rechts über einer Tür teilte mit, das Hausmeisterbüro sei jeden letzten Montag im Monat zwischen halb sechs und halb sieben geöffnet. Heute Abend also, dachte er. Sie hatten den Hausmeister verhört, aber nichts Wesentliches erfahren.
    Hier war also jemand, der eine Polizeiuniform trug, in der Silvesternacht ins Haus gegangen. Niemand hatte einen Streifenwagen gesehen. Eine Uniform hatte man gesehen. Die Zeugen waren sich einig: eine Polizeiuniform. Es war nach dem Mord gewesen, oder den Morden, falls Siv Martell nicht überlebte. Für was?, dachte Winter. Zu einem Leben in irgendeiner Form.
    Er ging zurück zur Straße und die wenigen Meter zur Straßenkreuzung. Von hier konnte er den Kirchturm sehen. Er ging die Treppe hinunter und bog rechts ab. Vor ihm lag der Laden, der Krokens Livs hieß, wo er damals eine Schachtel Läkerol gekauft hatte. Jetzt wie damals spielte der Wind mit den beiden Filmplakaten, die draußen hingen. Es waren dieselben Filme: Die Stadt der Engel und The Avengers.
    Jetzt wie damals kam der Bus, er hielt zehn Meter entfernt, um ein paar alte Leute aussteigen zu lassen. Winter ging wieder hinein, um sich eine Schachtel Streichhölzer zu kaufen. Er stand zwischen den Milchprodukten, Chipstüten, Videokassetten, Süßigkeiten, Spülbürsten und Zeitungen. Draußen zerrte der Wind kräftiger an der Stadt der Engel. Er sah es durch das Türfenster. Die südländische Frau an der Kasse lächelte. Winter bekam seine Streichhölzer und bezahlte. Hinter der Frau hing ein Bild von dem Haus, in dem er stand. Es war ziemlich stark beschnitten und zeigte den Laden im Sonnenlicht. Kein Zweifel, dass es derselbe Laden war. Damals wie jetzt standen zwei Rahmen mit Filmplakaten vor der Tür. Das Foto, teilweise von der Zigarettenwerbung verdeckt, war eine Vergrößerung von vielleicht fünfzig mal siebzig Zentimetern. Winter erinnerte sich nicht, ob er es hier vorher schon gesehen hatte, aber es musste doch wohl dort gehangen haben? Die Farben waren verblasst, matt. Das Bild mochte drei Jahre alt sein oder auch zehn. Ein älterer Mann stand vor dem Laden mit einem Stapel Zeitungen auf dem Arm und sah aus wie der stolze Besitzer. Aber es war nicht sein Aussehen, das Winter dazu veranlasste, das Bild weiter zu betrachten, sein Wechselgeld zu vergessen und nicht zu hören, dass die Frau etwas zu ihm sagte. Über dem Kopf des Mannes war deutlich ein Schild zu sehen, das es jetzt nicht mehr gab.
    Auf diesem Bild stand in roten Buchstaben: Manhattan Livs.
    Börjesson hatte wieder im Powerhouse, dem Musikladen auf der Vallgatan, nachgefragt. Der junge Fahnder ging ganz gerne dorthin. Er war gelegentlich schon früher dort gewesen.
    »Ich war früher schon mal hier, privat, wenn man so sagen will.«
    »Wie nett.« Der Junge hinter dem Tresen kaute auf irgendwas und ging einen Stapel gebrauchter CDs durch. »Ich kann mich nicht an Sie erinnern.« Er öffnete eine Hülle und prüfte den Zustand der CD. »Aber im letzten Jahr war ich gar nicht hier.« Er steckte die CD wieder in die Hülle und sah Börjesson lächelnd an. »New York, L.A., Sidney, Borneo.«
    »Klingt super«, sagte Börjesson. Er holte eine CD aus der Tasche. »Kennen Sie die hier?«
    Der Junge griff nach Sacrament und sah das Cover an, dann Börjesson.
    »Sie meinen, ob ich die verkauft habe? Yes, Sir.« »Sie erkennen sie

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