Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Andreasson meldete sich beim zweiten Klingeln. Winter stellte sich vor und fragte nach dem Namen des Ladens. Er war zurück in sein Büro gefahren und hatte seinen nassen Mantel auf den Bügel neben dem Waschbecken gehängt.
    »Ich hab ihn geändert, als ich den Laden gekauft hab«, sagte Andreasson.
    »Wann war das?«
    »Ehh... vor bald drei Jahren.«
    »Sie haben den Namen sofort geändert?«
    »So gut wie. Manhattan... ich hab den Bezug nicht verstanden. Jetzt bin ich in New York gewesen, aber da sieht es nicht gerade aus wie in der Gegend um die Hagäkersgatan. Jedenfalls nicht das Manhattan, das man vom Film kennt.«
    »Sind Sie oft im Laden?«, fragte Winter.
    »Wie bitte?«
    Winter hörte, wie die Stimme des Mannes gleichsam erstarrte, wachsamer wurde.
    »Kümmern Sie sich oft selbst um den Laden?«
    »Wieso? Meinen Sie, ob ich Angestellte habe? Sie haben doch Jilna gesehen.«
    »Sie ist wahrscheinlich neu?«
    »Ich hab zwei vor ihr gehabt. Schließlich hab ich noch einen anderen Job.«
    »Zwei frühere Angestellte? Haben die aufgehört?«
    »Eine ist weggezogen, und der andere konnte nicht rechnen«, antwortete Andreasson.
    »Ich hab noch ein paar Fragen«, sagte Winter. »Es wäre gut, wenn wir das nicht am Telefon besprechen müssten. Können Sie hierher kommen?«
    »Worum geht es eigentlich?«, fragte Andreasson. »Ich hab doch schon mit der Polizei gesprochen nach diesem Mord. Ich weiß nichts Neues.«
    »Nur eine Routineangelegenheit«, sagte Winter. »Wenn wir an einer Ermittlung arbeiten, müssen wir manchmal mehrmals mit den Leuten reden. Wenn neue Erkenntnisse auftauchen.«
    »Was sind das für neue Erkenntnisse... na klar, der Name.«
    »Ich hab das Foto gesehen«, sagte Winter.
    »Das Bild von Killden? Hinter dem Tresen? Ich hab mindestens schon achtzigmal gedacht, dass ich es abnehmen sollte. Aber irgendein alter Kunde spricht immer wieder mal über den Alten, und da hab ich ihn aus Sentimentalität hängen lassen.
    »Killden? War das der Vorbesitzer?«
    »Ake Killden. Er hatte mehrere Läden, dann hat er sie verkauft, und jetzt sitzt er in der Sonne.«
    »In der Sonne?«
    »Er hat sich eine Wohnung oder ein Haus in Spanien gekauft. Costa del Sol, glaub ich.«

48
    Bertil Andreasson war gekommen. Offenbar machte er sich Sorgen, wie viel sie nach seinen sonstigen Beschäftigten fragen würden. Winter hatte versucht, ihm zu signalisieren, dass er sich nicht für seine Schwarzarbeiter interessieren würde, wenn Andreasson zur Zusammenarbeit bereit war.
    Der Ladenbesitzer gab die Namen und die zuletzt bekannten Adressen seiner beiden früheren Angestellten an. Jilna arbeitete ungefähr seit einem halben Jahr bei ihm. Fünf Monate, um es genau zu sagen. Sie war kein Meister der schwedischen Sprache, aber sie konnte rechnen und aufpassen, dass kein Scheißtyp die Preisauszeichnungen der Waren änderte. Sie schaffte es auch, Jugendlichen kein Bier zu verkaufen.
    Winter hatte das Gespräch mit ihr vor Ort fortgeführt, aber ihr war nichts Besonderes aufgefallen. Wenn sie Stammkunden identifizieren sollte, würde er ihr Fotos zeigen oder Kollegen vorbeischicken müssen, denen sie zunicken würde, wenn jemand hereinkam, den sie kannte. Da gab es wohl einige, hatte sie gesagt. Wir schicken jemanden vorbei, beschloss Winter.
    Halders und Winter trafen sich wieder mit Elfvegrens, im selben düstren Zimmer. Sie sah aus, als würde sie frieren. Winter fragte sich immer noch, ob es hier vielleicht nur... um ihn ging. Herrn Elfvegren. Sie schien sich in einem Schockzustand zu befinden.
    »Okay«, sagte der Mann. »Wir sind mal da gewesen... zu einem kleinen Imbiss. Zweimal, glaub ich.«
    »Warum haben Sie vorher gelogen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Es ist nicht grad üblich, dass man lügt, wenn man nur auf eine Tasse Kaffee bei jemandem war.«
    »Wir haben wahrscheinlich... Angst gehabt«, sagte er. Seine Frau sah aus, als hätte sie Angst. Halders seufzte.
    »Erzählen Sie uns jetzt bitte, wie es wirklich war«, sagte er.
    Elfvegren antwortete nicht.
    »Sie hatten eine Beziehung«, sagte Halders.
    Elfvegren schüttelte den Kopf.
    »Wir könnten gezwungen sein, Ihnen eine Blutprobe zu entnehmen«, sagte Halders. »Warum?«
    Halders berichtete von den Spermaflecken, und Frau Elfvegren wurde weiß.
    Ihr Mann biss sich heftig auf die Unterlippe, sah Winter an. Winter erkannte, dass sie sich entschieden hatten, vielleicht für die Wahrhe it.
    »Okay«, sagte er. »Wir haben sie... durch eine Anzeige kennen gelernt.«

Weitere Kostenlose Bücher