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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Trampolin gehen. Winter im November, und er war gekommen, um zu bleiben, aber genau wusste man das nicht. Zu Weihnachten konnte es zwölf Grad warm sein.
    Hanne Östergaard ging zurück zum Küchentisch, zur Zeitung und ihrer Lesebrille. Sie versuchte das Zeitunglesen auszudehnen, sich erst an die Sonntagspredigt zu setzen, wenn es nicht mehr hinauszuschieben war.
    Komm, Weihnachtsfrieden, dachte sie. Sie müssten dringend verreisen, so weit weg, wie es ging... zwei Wochen auf die Kanarischen Inseln.
    Eigentlich sollte man gar nicht zurückkommen, dachte sie, sich ein Haus im Süden suchen, wo so viele Auslandsschweden lebten. Da gab es viel Arbeit für einen Pastor. Mehrere schwedische Pastoren arbeiteten an der... Costa del Sol. Sie dachte an Erik Winter. Gestern, als sie im Polizeirevier gewesen war, hatte jemand erzählt, sein Vater sei gestorben.
    Sie hörte eine Straßenbahn vom Sankt Sigfrids Plan heranrattern. Es klang, als müsse sie sich vorwärts pflügen. Maria konnte in der Bahn sitzen. Hanne dachte wieder an Winter, an seinen Vater. Seinen Vater. Marias Vater war abwesend, seit sie ein Baby war. War das jetzt die Quittung?
    Es war nur ein einziges Mal passiert. Man könnte es für einen Ausrutscher halten. Es brauchte nicht noch einmal zu passieren. Das Mädchen war nun mal jung. Mit dem Recht der Jugend betrachtete sie ihr Zuhause als ein Gefängnis.
    Das gehörte dazu.
    Ich werde diese Predigt jetzt schreiben.
    Malaga sah aus wie beim letzten Mal. Nichts war mit der Stadt oder dem Meer geschehen, seit er sie bei seiner Ankunft gesehen hatte.
    Das Flugzeug drehte in der Luft, und er sah nur noch Himmel. Dahinter verschwand die Küste. Die Stewardessen fingen an, ihre Wagen durch den Mittelgang zu rollen, und die Passagiere bestellten ihre Drinks. Angela war schlecht. Das gehört dazu, hatte sie gesagt. Aber doch bitte möglichst nicht im Flugzeug.
    Er versuchte zu lesen, aber es ging nicht. Er entschied sich gegen Alkohol und trank Mineralwasser wie Angela. Ihre Sandwichs blieben unberührt.
    Im Norden gerieten sie in Turbulenzen, und das Flugzeug schüttelte sich einige Male.
    »Das hat geholfen«, sagte Angela. »Jetzt geht's mir wieder besser.« »Man sieht's dir an.« »Ich sehe die Küste.« »Welche Küste?« »Dänemark, glaub ich.«
    Eine halbe Stunde später legten sie die Sicherheitsgurte an, und das Flugzeug sank. Winter sah die Stadt zwischen den Wolken, ehe das Flugzeug eintauchte. Die Häuser waren grau , aber die Erde war weiß.
    Der Schnee entlang der Landebahnen von Landvetter lag zehn Zentimeter hoch oder noch höher.
    Es roch wie in einem anderen Land, als sie das Flughafengebäude verließen und zum Langzeitparkplatz gingen. Er spürte die Kälte durch den dünnen Mantel.
    Sie redeten nicht viel im Auto. Im Fahrstuhl wollte Angela etwas sagen, kam aber nicht dazu.
    »Holen wir Samstag deine letzten Sachen?«, fragte Winter.

17
    Patrik wartete, während der Schneepflug etwas Schnee beiseite schob. Lohnte es sich für das bisschen Schnee denn überhaupt? Wahrscheinlich war die Kommune wieder beschimpft worden. Wenn in Göteborg Schnee fiel, wurde die Kommune immer beschimpft, weil sie nicht dafür sorgte, dass die Schneeräumer rechtzeitig unterwegs waren. Jetzt waren sie unterwegs und wirbelten, sobald nur ein paar Flocken gefallen waren. Patrik sah auf die Armbanduhr, zog den Ärmel über die kalte Hand. Seine Handschuhe lagen zu Hause und waren sehr nützlich im Regal, haha.
    Er stellte den Ziehwagen mit den Zeitungen ab, pulte die Beckkassette aus dem Walkman, legte The Boy With The Arab Strap ein und trottete über die Aschebergsgatan, während die Musik die Geräusche der Stadt fortschwemmte. Das war schön. Er schleppte manchmal mehr Kassetten mit sich herum als Zeitungen. So konnte er oft wechseln, und die Zeit verging schneller. Die Geräusche der Stadt verwandelten sich. Nicht, dass es besonders viele wären. Die ersten Straßenbahnen. Einige Taxis, die manchmal wie verrückt fuhren. Besoffene, die nach Taxis grölten, besonders freitags und samstags abends.
    Und Geräusche wie jetzt, der Schneepflug, der mit einem schrecklichen Laut über den Asphalt schrappte, es schienen Vibrationen zu entstehen, die aus dem Asphalt zu ihm aufstiegen, die Beine hinauf und weiter aufwärts drückten.
    Er nahm The Boy heraus und legte Gomez ein. Musik war sein Leben. Er war allen anderen ein Millenium voraus. Er war vorne. People hörten Petter. Auch einige, die er kannte. Oder gekannt

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