Das vertauschte Gesicht
mehrere Tage Musik zu hören.«
»Dieses Stück?«, fragte Möllerström, der Registrator.
»Er ist sicher kein Experte«, sagte Winter trocken, »aber ungefähr so muss es geklungen haben.«
»Was zum Teufel ist das denn?«, fragte Halders.
»Ich weiß nicht«, sagte Winter. »Deswegen hab ich euch diese... diese Musik ja aufgelegt. Kennt sie jemand?«
Niemand antwortete. Nach einigen Sekunden sah Winter, wie sich ein Arm hob. Einer der Jüngeren. Setter. Johan Setter.
»Johan?«
»Ähh... das ist irgendein Trash Metal«, sagte Setter. »Nicht gerade mein Ding, aber Metal ist es. Death Metal, würde ich sagen. Oder Black Metal.«
»Death Metal?« Winter sah Setter an, der unsicher wirkte.
»Death Metal? Todesmetall?«
Plötzlich kicherte jemand in der Gruppe.
»Passt verdammt gut, der Name«, sagte Halders.
»Was zum Teufel ist Death Metal?«, fragte Ringmar.
»Hast du doch gerade gehört«, sagte Halders. »Der ging in die Beine, was?«
»Halt's Maul, Fredrik«, murmelte Aneta Djanali.
»So was ist ziemlich populär«, sagte Setter. »Öhhh... populärer als man vielleicht glauben sollte.«
»Bei wem populär?«, fragte Halders. »Bei Sverigepartiet, Folkpartiet? Bei den Rechten?«
»Beim Ehepaar Valker?«, fragte Möllerström.
»Das wissen wir nicht«, sagte Winter und sah Halders an. »Wir hatten noch keine Zeit, die CDs in der Wohnung durchzusehen.«
»War das da nicht eine Platte?«, fragte Sara Heiander.
»Nein, unbeschriftete Kassette BASF.CE II Chrome Extra. 90 Minuten.«
»Fingerabdrücke?«
»Die Technik ist dran. Was ihr da gehört habt, war auf ein anderes Band überspielt.«
»Hatten sie viele Bänder?«, fragte Halders.
»Offenbar sonst gar keine«, antwortete Winter. »Jedenfalls haben wir keine gefunden.«
»Wo ist Bergenhem?«, fragte Halders. »Lasse hört sich doch einen Haufen seltsamen Mist an.«
»Krankgeschrieben«, sagte Ringmar.
»Schickt ihm dies Teufelsband nach Hause, damit er sich's mal anhört.« »Ja«, sagte Ringmar.
»Es könnte also eine Botschaft sein«, sagte Aneta Djanali. »Eine Botschaft an uns. Oder bin ich jetzt zu voreilig?«
»Könnte es sein«, sagte Winter. »Jedenfalls hat... der Mörder das Band am Laufen gehalten. Es stand auf Autoreverse.« »Wie lange?«, fragte einer der Jüngeren.
»Wie zum Teufel sollen wir das wissen?«, sagte Halders. »Wüssten wir es, wäre der Fall so gut wie gelöst.«
»Und der Hausmeister hat diese Musik also gehört?«, fragte Sara Heiander.
»Wir wissen es nicht«, sagte Winter. »Aber ich verstehe, worauf du hinauswillst. Wenn wir ihn dazu kriegen, sich daran zu erinnern, wann ungefähr er das zum ersten Mal gehört hat, dann haben wir vielleicht einen Anhaltspunkt.«
»Wie lange sind sie tot?«, fragte Aneta Djanali. »Habt ihr schon was von der Obduktion?«
»Es können vierzehn Tage sein«, sagte Winter. »Kann aber auch weniger sein.«
»Oh, Scheiße«, sagte Halders.
»Kann das Band denn so lange laufen?«, fragte Möllerström. »Vierzehn Tage lang auf Autoreverse?«
»Offenbar«, sagte Winter.
»Das nennt man also Autoreverse«, sagte Halders und sah Möllerström an. »Wenn das Band zu Ende ist, springt es zur anderen Seite und fängt wieder von vorn an zu spielen. Es läuft und läuft, bis es keinen Strom mehr hat. Oder das Band reißt.«
»Aber es gibt auch noch eine andere Erklärung«, fügte Halders hinzu.
»Welche?«, fragte Setter.
»Dass der Betreffende eine Woche nach dem Mord oder so wieder hingeschlichen ist und die Musik wieder angestellt hat, um die Stimmung zu heben«, sagte Halders, und wieder kicherte jemand.
»Was machen wir jetzt also damit?«, fragte Sara Heiander.
»Es ist vorgeschlagen worden, dass sich Bergenhem die Kassette anhört, und das ist eine gute Idee«, sagte Winter. »Aber wir müssen alle überprüfen, die uns in dieser Sache helfen können. Musikläden. Bands, die in der Stadt aufgetreten sind. Wenn diese Musik so populär ist, muss das hier doch irgendjemand wiedererkennen. Plattenfirmen. Fragt die Rockkritiker bei Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen.« Er schaute über den Raum. »Johan, das ist dein Job. Du kriegst Hilfe. Nimm die Kassette mit und fahr nach Hause zu Lars, und dann suchst du weiter.«
Setter nickte.
»Da ist noch was«, sagte Winter und gab dem Polizeiassistenten ein Zeichen. Auf dem Bildschirm erschien ein neues Bild. Es zeigte die Wand im Zimmer, in dem die Toten gesessen hatten. An der Wand stand etwas. Alle konnten es lesen, die
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