Das vertauschte Gesicht
erzählen?«
»Wieso?«, fragte Sara Heiander, die zwei Stühle entfernt von Halders saß.
»Was mit ihnen passiert ist«, sagte Halders. »In welchem Zustand sie waren?«
»Wir haben ein Paar gefunden, das in seiner Wohnung ermordet worden ist, das sagen wir«, antwortete Winter. »Es gibt keinen Grund, jetzt mehr zu sagen.«
»Gibt es den jemals?«, fragte Aneta Djanali, aber die Frage ließ Winter unbeantwortet.
»Christian und Louise Valker«, sagte Winter. »Seit vier Jahren verheiratet. Er war 42 und sie 37. Keine Kinder. Christian Valker arbeitete als Computerverkäufer... Hardware... und Louise Valker arbeitete Teilzeit als Friseuse.« Er sah in seine Papiere. »Seit ungefähr zweieinhalb Jahren haben sie in der Wohnung in der Aschebergsgatan gelebt. Zur Miete. Eine hohe Miete.« Vielleicht sind wir uns am Vasaplatsen begegnet, dachte er. Beim Supermarkt, auf der Straße, vielleicht in der Garage. Die Garage erstreckte sich Hunderte von Metern unter den Häusern. Wir müssen prüfen, ob sie einen Parkplatz da unten hatten. »Vorher haben sie in Lunden gewohnt, in einer Zweizimmerwohnung. Davor hat Christian allein in einer Wohnung in Källtorp gewohnt. Louise kam mit siebzehn Jahren aus Kungsbacka nach Göteborg und arbeitete im Damensalon am Mölndalsvägen. Damals hat sie in Rannebergen gewohnt, allein. Keiner von beiden ist vorher verheiratet gewesen. Und auch nicht vorbestraft. Jedenfalls nicht in diesem Land. Wir überprüfen das noch bei Interpol. Keine bekannten Verwandten in Göteborg. Christian Valker ist in Västeras aufgewachsen, Louise in Kungsbacka.«
»Sie ist in die Stadt gezogen, um ihr Glück zu suchen«, murmelte Halders Aneta Djanali zu, die neben ihm saß.
»Still, Fredrik«, sagte sie.
Winter gab einem Polizeiassistenten, der den Diaprojektor bediente, ein Zeichen. Das Licht im Raum wurde ausgeschaltet.
Draußen war es dunkel genug, so dass man drinnen nicht die Vorhänge zuziehen musste.
»Ihr seht selbst die Verletzungen an den Körpern. Da und da. Die Hiebe wurden mit großer Kraft ausgeführt.«
»Sägemesser«, sagte Halders.
»Das wissen wir nicht mit Sicherheit«, sagte Ringmar mit belegter Stimme. »Er hat gesägt«, sagte Halders, »mit einer Wahnsinnskraft.«
Sara Heiander schloss für einen Moment die Augen. Etwas Vergleichbares hatte sie noch nie gesehen. Hinter sich hörte sie ein würgendes Geräusch, und jemand stand auf und lief hinaus.
Winter bat den Polizeiassistenten, den Projektor abzuschalten, und knipste die Raumbeleuchtung an. Sechs Reihen weiter hinten waren die Stühle beiseite gerückt worden, wo sich der junge Kriminalkommissar übergeben hatte. Hier vorn war der Geruch noch nicht wahrnehmbar.
Ringmar hatte an der Seite gestanden und die Körper auf den Diabildern glänzen gesehen. Er dachte an jemanden, der sich in ein Pornokino schleicht und hinstarren muss, ohne etwas dagegen tun zu können. Wie eine Zwangshandlung. Körper in Bewegung, aber dies hier war schlimmer. Diese Körper hatten keinerlei Schutz. Sie waren allen ausgeliefert. Sie zu betrachten war eine obszöne Handlung.
Der Mörder wusste, dass wir sein Werk betrachten werden, dachte Ringmar, als der Geruch nach dem Erbrochenem seine Ecke erreichte. Alles ist eine Inszenierung. Das ist eine Botschaft.
Winter hatte ein anderes Bild auf dem Diaprojektor stehen lassen. Es war dieselbe Szene, aber aus einem anderen Winkel, näher dran. Auch Winter war näher herangegangen, hatte seine Hand gegen die Körper erhoben. Ringmar schien es, als zögerte er. Ihm geht es wie mir. Auch er fühlt Scham.
Winter sagte etwas, aber Ringmar verstand ihn nicht. Seine Ohren waren wie zugeklebt, als ob sein Zustand sich verschlimmert hätte, seit er hier drinnen war. Jetzt wurde es wieder dunkel, und dann wurde das Deckenlicht eingeschaltet.
»Das haben wir gehört, als wir in das Zimmer kamen«, sagte Winter und stellte ein Tonbandgerät ein. Die Musik dröhnte durch den Raum, lauter, als Winter beabsichtigt hatte, und er stellte sie ein wenig leiser. Als das Lied begann, schien sie sich wie von selbst wieder lauter zu stellen. Was mag das bloß für ein Lied sein?, dachte Winter.
Die Kriminalbeamten hörten zu und sahen einander an. Jemand lächelte flüchtig, ein anderer hielt sich eine Sekunde die Ohren zu. Winter sah nirgends ein Erkennen, keiner der Jüngeren hob die Hand. Er stellte die Musik ab.
»Haben die das gespielt?«, fragte Aneta Djanali.
»Ja. Der Hausmeister sagt, aus der Wohnung war
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