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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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aufzuheben, und dachte, er hätte Schuhe anziehen müssen. Aber er schnitt sich nicht. Dann fegte er den Rest auf und warf die Scherben in eine Plastiktüte, die er in den Schrank unter der Spüle legte. Er hörte Ulla draußen im Flur.
    »Was machst du da?«, fragte sie, als sie in die Küche kam.
    »Nichts.«
    Sie stellte eine Tüte auf den Tisch. Der Vater kam herein und nahm neue Gläser aus dem Schrank.
    Patrik ging in den Flur und zog Jacke und Schuhe an. Draußen war es jetzt dunkel, aber überall glitzerte Weihnachtsbeleuchtung. Die Leute schleppten Tannenbäume. Die kosteten hundertfünfzig Kronen, aber er wollte sowieso keinen haben.
    Der Tannenbaumschmuck von seiner Mama war unauffindbar. Einige bunte Kugeln, sie waren weg, genau wie Mama.
    Ein Streifenwagen hielt vor dem Zeitungskiosk, als er daran vorbeiging. Er meinte, die beiden Polizisten wieder zu erkennen. Jetzt fuhren sie. Es blitzte im Lack, und das Schild vom Kiosk spiegelte sich auf der Karosse. Ihm fiel etwas ein, was er im Treppenhaus gesehen hatte. Dieses Blitzen hatte ihn daran erinnert. Hing das nicht zusammen?

36
    »Ich hab die Berichte über die Türklopf-Aktion gelesen, die wir nach dem Mord angeleiert haben, es springt einen ja förmlich an, dass sich niemand um den anderen kümmert«, sagte Winter. »Nichts sehen, nichts hören, nichts reden.«
    »Wie ist es in deinem Haus?« Ringmar versuchte eine Büroklammer gerade zu biegen. »Was weißt du von deinen Nachbarn?«
    Winter dachte an Frau Malmer. Angela hatte Andeutungen gemacht über die Mitternachtsmessen der Frau. Aber jetzt machte sie keine Andeutungen mehr. Angela kam nicht mehr. Nein, gar so schlimm war es nicht. Angela doesn't live here anymore. So schlimm war es nicht. Er hatte die Wahrheit gesagt und nichts anderes als die Wahrheit, die etwas für sie beide und für die Zukunft bedeutete.
    »Nichts«, sagte Winter.
    Ringmar hielt den Draht hoch, er war einigermaßen gerade.
    »Gut gemacht, Bertil. Jetzt kannst du anfangen, Schlösser aufzuknacken.«
    »Ist er so reingekommen?«
    »Wir haben keine einzige Spur gefunden. Er hatte einen Schlüssel. Nein. Er wurde eingelassen. Er war ein Bekannter.«
    »Wir haben alle Bekannten, die wir auftreiben konnten, verhört.«
    »Er war ein geheimer Bekannter.«
    »Woran denkst du?«
    »An Geheimnisse. Geheimnisse von Menschen.« »Mhm.«
    »Er war ein Teil des Geheimnisses. Dort sollte sich etwas abspielen, wovon er ein Teil sein sollte. Aber soweit kam es nicht. Nicht beim letzten Mal.«
    »Er hatte andere Absichten.«
    »Ja.«
    »Hatte er die schon, als er kam?« Ringmar versuchte, die Büroklammer in ihre ursprüngliche Form zu biegen.
    »Das ist eine wichtige Frage. Hatte er sich schon entschlossen, als er hinging, oder... ist dort etwas passiert, das zu dem Mord führte?«
    »Oder zu dem, was nach dem Mord geschah.«
    »Ja. War er ein Fremder, den sie eingeladen hatten, oder war er jemand, der die beiden seit langem kannte?« Seit langem, dachte Winter. Sein Job war zu einer Art Archäologie des Verbrechens geworden. Er grub in vergangenen Zeiten, um eine Antwort zu finden, stieg zu den Schatten der Vergangenheit hinab. Er hatte es satt, die Gegenwart hielt ihn genug in Atem. »Jemand von früher«, wiederholte er.
    »Kannte er sie? Ihn? Beide?«
    »Mhm. Sie. Ich glaube, es geht um die Frau. Louise. Nach dem Gespräch mit Lareda glaube ich es noch mehr.« »Lareda kann einen manchmal mitreißen«, sagte Ringmar. »Ein Glück, dass es so ist«, sagte Winter.
    »Wenn wir davon ausgehen, dass sie ihn hereingelassen haben, dann stellt sich die Frage, wie sie sich kennen gelernt haben«, sagte Ringmar. »Ob sie nur oberflächlich bekannt waren, oder ob sie sich gar nicht kannten, aber ein Treffen in Valkers Wohnung vereinbart hatten... woher haben sie sich gekannt?«
    »Per Kontaktanzeige?«
    »Glaubst du das?«
    »Einsame Herzen.«
    »Weißt du, wie viele Kontaktanzeigen täglich in den Zeitungen erscheinen? Oder nimm nur die Wochenenden.«
    »Nein, weiß ich nicht. Du?«
    »No, Sir. Aber ich sehe immer, dass es viele sind. Lonely hearts.«
    »Liest du die, Bertil?«
    »Das ist eine gute Unterhaltung. Aber wenn man da anfängt zu suchen, ist das wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen«, sagte Ringmar und studierte die Büroklammer, die sich jetzt in zwei Nadeln aus Eisen verwandelt hatte.
    »Pornokontakte«, sagte Winter. »Die Kontaktseiten der Pornozeitschriften.«
    »Noch mehr Nadeln, noch mehr

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