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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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gesagt, diese Musik ist unmöglich zu verstehen ohne Text. Ohne die Texthefte. Oder?«
    »Ja.«
    »Ich hab also über die Texte nachgedacht. Und über das Cover, die Bilder. Die dürfen wir ja auch nicht vergessen. Also alles, was nicht die Musik selbst ist, oder wie man die nun nennen will. Ich hab keine Bezeichnung hierfür.« Sie machte eine Geste zum CD-Player. Der Raum dröhnte immer noch von Sacrament, aber Winter hatte die Lautstärke jetzt ein wenig heruntergedreht. »Also außerhalb der Genrebezeichnung. Black Metal.«
    Winter nickte. Er wusste auch keine Bezeichnung. Das hier war mehr Physik als Musik.
    »Das Ganze enthält mehrere Symbole, aber das Muster weist doch auf etwas hin«, sagte sie. »Die Wahl der Titel, der Texte, selbst der Bilder... es geht um eine Art Tauziehen zwischen Böse und Gut... ausgetragen zwischen Himmel und Hölle.«
    »Soweit gebe ich dir Recht.«
    »Aber die Kräfteverhältnisse sind nicht klar. Wer siegt? Wo ist die Macht?«
    »Die Worte geben darauf keine Antwort, meinst du?«
    »Sie drücken mehr einen Wunsch aus, aber vor einer Kulisse von Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit. Und das ist die Welt, die ein Teil des Schlüssels zum Ganzen ist. Vielleicht.«
    »Die Welt? Welche Welt?«
    »Das ist die Welt, die vorherrschend ist.« Sie sah zu ihm auf, und er sah, dass sich ihre Gesichtsfarbe verändert hatte. Eine schwache Erregung. Sie dachte laut, dachte nur. »Das könnte die Kernfrage sein. Und das Paradoxon. Es ist ein unerhörter Unterschied, ob man in einer Welt sündigt, die von Gott gelenkt wird, oder in einer Welt, die vom Teufel gelenkt wird.«
    »Es gibt keine Hoffnung in einer Welt, die vom Teufel gelenkt wird? Eine Welt, die nur böse ist, gibt keine Hoffnung? Meinst du das so?«
    »Ja. Und so könnte es in seiner Vorstellungswelt sein. Er ist in die böse Welt gegangen. Aber er hat immer noch eine Vorstellung von der anderen Welt.«
    »Will er dorthin zurück?«
    »Er möchte allem entkommen«, antwortete sie. »Und er will etwas Unzulängliches mit einem Verbrechen reparieren... die Kastration. Unzulängliches und Sehnsucht. Durch das Verbrechen kehrt er zu dem Erlebnis der Demütigung zurück, und er will auch zeigen, das ist meine Unzulänglichkeit. Er will es uns zeigen.«
    »Er will... entdeckt werden.«
    »Er will Hilfe. Und hier ist das große Paradoxon verborgen. Er sehnt sich nach Hilfe und sagt, in diesem Verbrechen zeigt sich meine Unzulänglichkeit, und dies ist ein Hilferuf.« Sie sah Winter an, fast intensiv. »Auf diese Weise zeigt er, dass es noch Hoffnung gibt.«
    »Es gibt also Hoffnung, für ihn... und für mich?«
    »Und es gibt immer eine Sehnsucht«, sagte sie. »Seine Träume sind seine innere Vorstellungswelt, die er jetzt in der äußeren gestaltet hat.« Sie sah zum Aufnahmegerät. »Und damit sind wir wieder ungefähr da, wo wir angefangen haben, oder?«
    Ein Traum, dachte Winter. Draußen fing der Schnee an, blau zu glitzern. Ein Traum in einem Winterland.
    In der Wohnung war es still. Patrik hörte seinen Vater im Schlafzimmer schnarchen. Er versuchte zu lesen, aber das wollte ihm nicht recht gelingen, weil er an etwas anderes dachte. Er hatte ein Weihnachtsgeschenk für ihn gekauft, aber für Ulla hatte er noch nichts. Er wollte ihr nichts schenken.
    Vielleicht würden die beiden Heiligabend woanders verbringen. Und Maria hatte gesagt, er könnte Heiligabend zu ihnen nach Örgryte kommen. Das wäre fett. Weihnachten im Haus von Reichen feiern. Fett.
    Inzwischen war der Vater aufgestanden. Es grunzte im Zimmer. Ulla war unterwegs und kaufte Schnaps, und er wusste, dass es dem Vater jetzt gut ging.
    »Patrik!«
    Der Vater stand in der Tür und rieb sich die Augen. Es war bis hierher zu riechen. Es war wie immer, aber nicht richtig, denn sonst war Patrik ja in seinem Zimmer, und da hatte er seine Ruhe.
    »Hast du mich geweckt?« »Nee.«
    »Irgendwas war.« Der Vater rieb sich wieder die Augen. Er ging durchs Zimmer in die Küche. Es klapperte, und etwas fiel zu Boden und zersprang. Glas. »Schei...«, schrie der Vater und kam ins Wohnzimmer zurück. »Auf dem Fußboden sind Glasscherben. Feg sie auf, ich hab keine Kraft.«
    »Ich will raus.«
    »Was hast du gesagt, was willst du?« »Ich bin auf dem Weg nach draußen.«
    »Ich hab gesagt, du sollst den Fußboden fegen. Ulla kommt gleich, und sie weiß nicht, dass da Glasscherben liegen.«
    »Okay, ich mach ja schon.«
    Patrik ging in die Küche, versuchte, erst die großen Scherben

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