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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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hatte eine Tüte vom Schnapsladen bei sich.«
    »Dann kam sie von Masthugget. Musste die Bahn nehmen, weil die Tüte zu schwer war.«
    »Ich möchte nie wieder so betrunken sein«, sagte Maria.
    »Wie wer? Wie Ulla?«
    »Du weißt, was ich meine, Patrik.«
    »Okay.«
    »Oder?«
    »Straight edge«, sagte er. »Das ist das einzige, was jetzt gilt.« Er sah zu den Musikern, die alle Panflöte zu spielen und gleichzeitig die offenen Akkorde auf der Gitarre zu hämmern schienen. Es klang tatsächlich, als kreisten Vögel über Berggipfeln. Hier abhauen. »Willst du Musik aus den Anden kaufen?«
    »Ich werd noch ein bisschen nachdenken.« »Übermorgen ist Heiligabend.« »Erinnre mich nicht dran.«
    »Du hast doch keinen Grund, dir wegen irgendwas Sorgen zu machen.«
    »Du kannst zu uns kommen.«
    Patrik antwortete nicht. Er wandte den Kopf ab und sah Winter von Brunnsparken heraufkommen, am äußeren Rand der Menschenmasse, die hinunter in die Stadt trabte. Er hatte sie nicht gesehen. Auf Jagd nach Weihnachtsgeschenken. Noch keine Päckchen, aber er schien zu wissen, wohin er wollte, doch vielleicht wurde er auch nur von der Menschenmenge mitgetragen.
    Patrik schaute weg, aber es war schon zu spät. Die Stadt war klein. »Na, wie geht's?« »Okay, nehme ich an.«
    Winter sah zu der Musikgruppe. Das Lied war zu Ende, und einige applaudierten. Sein Blick kehrte zu den Jugendlichen zurück. Patriks Wange hatte fast wieder ihre normale Farbe. Winter wusste nicht, ob die Ermittlungen schon eingeleitet waren, und er wollte nicht fragen, aber der Junge sollte zum letzten Mal Prügel bekommen haben.
    »Nichts Neues von der Bank der Erinnerung?«, fragte er und fand sofort, dass es idiotisch klang. Corny, wie es in der Welt einer anderen Generation hieß.
    »Nee.«
    »Du hast jedenfalls noch alle Telefonnummern?« »Klar.«
    »Okay. Ich muss weiter. Weihnachtsgeschenke - wie immer in der letzten Minute.« Er sah sich um. »Den meisten scheint es genauso zu gehen.«
    »Uns auch«, sagte Maria.
    »Wir seh'n uns«, sagte Winter und setzte sich in Bewegung. Nach ein paar Metern drehte er sich um und lächelte, als ob er sich über das Gedränge amüsierte, und Patrik sah, wie sich Winters heller Mantel etwas öffnete. Darunter trug der Kommissar eine dunkelgraue Hose. Patrick erstarrte. Polizist. Dunkelgraue Hose... Was war mit der Hose, die... die er gesehen hatte, als er auf der Treppe gestanden hatte und der Typ aus dem Fahrstuhl gekommen und rausgegangen war? War es das? Suchte er in der Bank der Erinnerungen nach einer Hose, wie Winter sich ausgedrückt hatte?
    Maria sagte etwas, aber er hörte nicht zu.
    Er stand jetzt auf der Treppe. Er hatte das halbe Gesicht gesehen oder etwas weniger, der Mantel war hochgerutscht, und mit den Hosen war etwas. Aber es war auch noch etwas anderes, oberhalb. Etwas über der Hose, das geblitzt hatte. Unten an der Hose hatte es auch geblitzt, wie ein Reflex. Es könnte ein Reflektor sein, der dort angebracht war, oder ein Reflex vom Licht. Oder wie eine Schärpe über der Brust.
    Patrik konnte den Kommissar immer noch sehen, jedoch nur den Kopf, der ein wenig über den anderen Köpfen schaukelte.
    Der Mann, der das Haus verlassen hatte, hatte eine Uniform oder so etwas Ähnliches unter einem normalen Mantel getragen. Patrik drehte sich zu Maria um, die wieder etwas gesagt hatte.
    »Was?«, fragte er.
    »Schläfst du im Stehen oder was?«
    »Lass uns hier abhauen«, sagte Patrik.
    Bartram war auf dem Heimweg. Er trug zwei Videokassetten unter dem Arm. Es fing wieder an zu schneien, aber die Sonne schien immer noch. Vielleicht fiel der Schnee so lokal, dass es nur auf ihn und diesen Abschnitt der Straße schneite. Er hatte sie noch nicht richtig kennen gelernt. Zuerst war sie ihm nur lang erschienen, jetzt war sie eingeteilt in Abschnitte, die man wieder erkannte. Die Werbefirma, deren eigene Werbeschilder so schlecht waren, dass sie kaum Werbung für jemand anders machen konnte.
    Der Spielplatz.
    Das Geschäft für Damenbekleidung, oder waren es Hüte?
    Die Häuser, die von Block zu Block die Farbe wechselten, aber nicht mehr viel Farbe hatten, ausgebleicht von Regen, Wind und Sonne. Hier war es oft windig. Vielleicht kam das vom Berg. Der Wind kam von unten von der Schnellstraße, wurde vom Berg gebremst, drehte ab und bildete einen Windkreisel. Wenn es am schlimmsten war, wurde es ein böser Kreisel. Das war ein guter Ausdruck: ein böser Kreisel. Vielleicht hatte er es schon einmal

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