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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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schloss die Augen, ging vier Schritte Richtung Fenster, schaute durch die Jalousien, sah den blauen Himmel und die weiße Erde. Die Autos fuhren lautlos am anderen Ufer des Flusses entlang. Die Hausfassaden leuchteten, die Bäume waren schwer von Schnee, der an den Zweigen festgefroren war. Es war der Tag vor dem Tag vor dem Tag.
    Er drehte sich um.
    »Lass uns noch mal über seinen Beruf reden. Du hast gesagt, er will auffallen.«
    »Ja, er will bemerkt werden.«
    »Er will auffallen, wenn er die Straße entlanggeht?«
    »Ja... vielleicht.«
    »Ein Hirnchirurg oder Klinikchef, der an einem Wochentag die Avenyn entlanggeht, hat kein äußeres Zeichen für seinen Beruf, oder? Es ist ihm nicht anzusehen, oder?«
    »Nein... es sei denn, er hätte sein Stethoskop dabei, aber das nimmt man ja nicht mit in die Stadt.«
    »Hirnchirurgen benutzen kein Stethoskop.«
    »Dann eben Messer«, sagte Lareda Veitz, und Winter brach in ein Gelächter aus, das er nicht unter Kontrolle hatte. Es war, als ob der Deckel von einem Dampfkochtopf aufgesprungen wäre. Er musste sich gegen den Fensterrahmen lehnen, und als er den missbilligenden Blick der Psychologin sah, platzte das Lachen wieder heraus, der Deckel flog weg.
    »Bitte...«, sagte sie, und Winter versuchte, den Deckel wieder zu schließen. Keine Messer, dachte er. Dann könnten sie für Köche gehalten werden, nicht zuletzt auf der Avenyn. Er spürte schon wieder einen Druck gegen den Deckel.
    »Denkst du an was Lustiges, Erik?«
    »Nei...ein. Entschuldige, Lareda. Es ist nur die Anspannung.« Das stimmt, dachte er. Die Anspannung, die private, die berufliche. Sein Privatleben war nicht zerstört, wie Lareda das Privatleben des Mörders genannt hatte, aber auch nicht gerade auf solidem Boden momentan. Seine Berufsausü... ihm war auch nicht anzusehen, dass er Kommissar war. Er trug keine...
    »Nimm dich doch selbst als Beispiel«, sagte sie. »Wenn du die Avenyn runtergehst, siehst du nicht wie ein Kriminalkommissar aus.«
    »Nein, aber... Wie wäre es am einfachsten zu erkennen, wenn man Macht ausübt? Wie sollte man dann gekleidet sein?«
    »In Uniform«, sagte Lareda Veitz.
    Winter setzte sich wieder, strich sich über die Stirn. Er spürte einen Film von Schweiß in den Haarwurzeln. Im Zimmer war es warm, fast heiß.
    »Soll das nun bedeuten, dass wir nach einem Mann in Uniform suchen?« Er sah sie an, als erwartete er von ihr ein bejahendes Nicken. Aber sie antwortete nicht. »Was meinst du?«
    »Anfangs haben wir gesagt, wir wollen die Sache aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Das haben wir getan, und das mit der Uniform könnte einer dieser Blickwinkel sein.« Lareda Veitz holte hörbar Luft. »Aber wenn du das Band abhörst, wirst du sicher feststellen, dass es Hypothesen sind, Überlegungen. Wir haben uns hierhin und dahin bewegt. Ein Mann in Uniform? Ja, unter der Voraussetzung, dass die Annahme stimmt, es handle sich um einen einsamen Mann, der Ordnung und eine Position in seinem äußeren Leben sucht. Aber das wissen wir ja nicht.«

35
    Winter ging hinaus, um Kaffee zu holen, und rauchte einen Zigarillo am Kantinenfenster. Der Schnee hinter dem Parkplatz war unberührt. Polizisten in Uniformen unterhielten sich da unten, ihr Atem war wie Sprechblasen zwischen ihnen.
    Besucher kamen und gingen. Er sah sein Fahrrad vor dem Eingang. Zwanzig Zentimeter Schnee über Lenker, Rahmen und Sattel, wie Puderzucker auf einem Pfefferkuchenfahrrad.
    Aus den Sprechblasen tönte ein Lachen zu ihm herauf. Einer der Polizisten hatte sich eine Weihnachtsmannmütze aufgesetzt.
    Er nahm den Kaffee mit ins Zimmer, zwei Tassen. Lareda Veitz sah von ihren Notizen auf.
    »Könnte es sein, dass er neue... Herausforderungen sucht?«, fragte Winter und reichte ihr eine Tasse. »Pass auf. Der Kaffee ist heiß.«
    »Danke. Herausforderungen? Tja... was meinst du?«
    »Ich hab da draußen dran gedacht. Dass er vielleicht... wächst. Spürt, dass er wächst. Und damit kann es wieder passieren.«
    »Aber der Wunsch, entdeckt zu werden, ist immer da«, sagte sie und nippte an ihrem Kaffee. Sie wollte etwas sagen, verstummte jedoch.
    »Was wolltest du sagen?«
    »Die Macht... vorhin haben wir über Macht gesprochen und über Dominanz. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.«
    »Bisher ist dir das gut gelungen.« Winter trank vorsichtig einen Schluck von dem dampfenden Kaffee, der etwas abgekühlt war.
    »Es ist nicht ungewöhnlich in solchen Fällen, dass der Mörder auch Macht über

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