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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Kartoffeln prüfte.
    »Ärzte können Respekt verbreiten«, sagte Angela und spann ihren Gedankengang weiter. »Wenn die mal ordentlich brüllen, können sie ein bisschen aufrütteln.«
    Das hab ich gemerkt, dachte er, sagte es aber nicht.
    »Ich meine die in der Verwaltung.« Sie stand auf und ging wieder zur Anrichte. Er nahm sie in die Arme und roch den Duft nach Winter, der immer noch in ihren Haaren und den Kleidern hing. Er hielt sie in den Armen und spürte ihren Bauch, sie gab ein wenig nach.
    »Hast du den Brief verbrannt?«, fragte sie, kaum hörbar gegen seinen Hals oder zu den Vögeln auf der Anrichte. »Alles ist weg«, sagte er. »Alles, was war, ist weg.«
    »Okay«, sagte sie und befreite sich. »Okay, okay.« Sie sah zum Tisch, der noch nicht gedeckt war.
    »Soll das heißen, dass ich es schaffe, mich vor dem Abendessen zu duschen?«
    »Du hast fünf Minuten«, sagte er. »Höchstens. Ich wickle sie in Folie ein und mache die Soße.«
    »Aber was sind es denn nun? Sind das womöglich Waldschnepfen? Dafür ist doch jetzt keine Saison?«
    Das französische Wort fiel ihr ein, als sie das warme Wasser in der Dusche angestellt hatte. Becasse. Sie wusste es, weil sie zwei Spätsommer lang und einen Herbst auf einem französischen Weingut gearbeitet hatte, als sie noch studierte. Der Gutsherr hatte Waldschnepfen gejagt. Eine frisch geschossene Becasse. So manchen Morgen, wenn sie hinausging zu den Reben, hing eine in der Halle.
    Sie hatten in dem Zimmer gesessen, das Hanne im Polizeipräsidium benutzte. Es war ein ruhiges Zimmer mit gutem Licht.
    Sie stellte immer frische Blumen auf den kleinen Tisch zwischen den Stühlen, die als Sessel dienten. Die Stühle hatten etwas mit ihr gemeinsam, dachte sie oft: unzureichend, hier etwas anderes als was sie andernorts sein könnten, unter anderen Umständen.
    »Ich werde diese Träume nicht los«, hatte Morelius gesagt. »Heute Nacht hab ich wieder geträumt.« »Möchtest du sie mir erzählen?«
    »Es war derselbe wie in der letzten Nacht und in der Nacht davor. Jemand, der lachte, als ich dastand, und ich wusste nicht... wer von ihnen es war.«
    »War es bei dem Verkehrsunfall?«
    »Der Traum spielt sich immer dort ab«, hatte er gesagt. »Und manchmal habe ich jetzt eine Art Flash, wenn ich im Auto sitze, zum Beispiel. Also bei der Arbeit.«
    »Wie is t das?«
    »Wie eine... Erinnerung. Sie taucht auf und verschwindet.« »Was?«, hatte sie gefragt. »Wie sieht die Erinnerung aus?« »Immer dasselbe Bild, vom Unfall.« »Ja?«
    »Es scheint mich zu verfolgen«, hatte er gesagt, »und das nicht nur, wenn ich arbeite.« Sie hörte zu. Wartete.
    »Ich denk auch dran, wenn die Sachen im Schrank hängen, falls du verstehst, was ich meine.«
    »Ja.«
    »Und dann der Schlaf.« Er hatte den Kopf gedreht, als wollte er eine Genickstarre aufheben. »Das ist das Schlimmste.« Er hatte den Kopf wieder bewegt in die andere Richtung. »Man braucht seinen Schlaf doch. Sonst schafft man seine Arbeit nicht.« Er hatte noch etwas hinzugefügt, was Hanne nicht richtig verstanden und worüber sie später nachgedacht hatte. Viel später. »Man muss schließlich zeigen, wer man ist«, hatte Morelius gesagt.
    Patrik und Maria schlenderten zwischen den Kaufhäusern im Zentrum herum, die auch am Abend geöffnet waren, blätterten in CD-Ständern, wühlten in Bücherstapeln, befühlten Kleider, die in langen Reihen da hingen. Straßensänger trugen Weihnachtsmannmützen und sangen englische und schwedische Weihnachtslieder.
    An der südöstlichen Ecke von Femman standen die kleinen Männer der peruanischen Band, Ponchos in Erdfarben, Lieder, die nach Trauer und Wind in großen Höhen klangen. Patrik und Maria blieben unter zwanzig anderen Zuhörern im Halbkreis stehen, bewegten sich ein wenig zu dem Rhythmus. Vor den Musikern stand ein abgewetzter Koffer mit CDs.
    »Vielleicht sollte ich eine für Mama kaufen«, sagte Maria. »Ich hab noch kein Weihnachtsgeschenk für sie gefunden.« Sie machte eine Bewegung mit dem Kopf zu dem Koffer. »So eine, und dann kann ich ja noch was anderes dazu kaufen.«
    »Ein bisschen Black Metal«, sagte Patrik.
    »Nee danke.« Sie sah ihn an. »Hast du denn schon was gefunden?«
    »Für meinen Alten? Ja, schon... «
    »Und Ulla? Willst du der nichts kaufen?«
    »Der? Nee.«
    »Ich glaub, ich hab sie vorgestern von der Hagakirche aus in der Straßenbahn gesehen. Oder einen Abend davor.«
    »War sie betrunken?«
    »Das konnte ich nicht erkennen. Aber sie

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