Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
er; doch nicht einmal ein Zwinkern seiner schwarzen Augen verriet, daß er den Hieb zur Kenntnis genommen hätte. Er war unverletzt, blieb gleichgültig.
    Fassungslose Verunsicherung gab den Männern Furcht ein. Im folgenden Augenblick rückten sie alle vier mit durch ihre Furcht hervorgerufener Wildheit heran. Covenant fand keine Gelegenheit zum Staunen. Er hegte seine Absichten und gedachte nicht zuzulassen, daß man sie hier auf diese klägliche Art und Weise vereitelte. Bevor die Männer zwei Schritte getan hatten, breitete er die Arme aus und brüllte: »Halt!« Aller Grimm seiner Leidenschaft klang aus seinem Aufröhren, das die Luft erbeben ließ. Die Männer stockten. »Hört zu!« schnauzte er. »Ich bin nicht euer Feind, und ich habe keine Lust, mich für meine Unschuld totschlagen zu lassen.« Der Mann mit dem Messer fuchtelte unsicher damit. Covenant deutete ruckartig mit dem Finger auf ihn. »Ich mein's ernst. Wenn ihr uns haben wollt, hier sind wir. Aber ihr braucht uns nicht umzubringen.« Er zitterte; doch die heftige Autorität seines Tonfalls beeindruckte die Männer.
    Der Mann, der Lindens Namen erkannt hatte, zögerte eine Sekunde lang, dann öffnete er den Mund und gab damit zu verstehen, daß er so etwas war wie der Anführer. »Wenn du Widerstand leistest«, sagte er gepreßt, »wird ganz Holzheim Steinmacht sich gegen dich wenden, um dich zu erschlagen.«
    Covenant duldete es, daß seinem Ton Bitterkeit einfloß. »Ich würde nicht einmal im Traum an Widerstand denken. Ihr habt Linden. Wo sie ist, dort will ich auch hin.«
    Voller zornigem Argwohn versuchte der Mann, Covenants Blick zu erwidern, doch es war ihm nicht möglich. Mit seiner Keule zeigte er hinüber zum Cañon. »Dorthin.«
    »Dorthin«, wiederholte Covenant gedämpft. »Na schön.« Er drehte den Holzheimern den Rücken zu und setzte sich in die gewiesene Richtung in Bewegung. Der Anführer raunzte einen Befehl, und der Mann mit dem geprellten Arm überholte Covenant, um voranzugehen. Der Holzheimer verfügte offenkundig über haargenaue Kenntnis der Felsen und Gesteinstrümmer; der Weg, den er zwischen ihnen suchte, war direkt und anscheinend viel benutzt. Früher als erwartet geleitete man Covenant in einen Felsspalt, der den Rand des Cañons einschnitt. Die Spalte verlief steil abwärts, bis sie auf den Grund des Cañons mündete. Die Tiefe des Cañons überraschte Covenant. Die Schlucht glich einer riesigen Kerbe in der Landschaft; wie dunkle Zähne hoben sich die Felsen ihrer Ränder gegen den Himmel ab. Für einen Moment drohte ihm der Mut zu schwinden. Doch das Bestreben, seine Gefährten wiederzufinden, trieb ihn vorwärts. Während man ihn zu den Behausungen der Holzheimer eskortierte, prägte er sich alles ein, was er sah, sammelte aufschlußreiche Eindrücke, suchte Hoffnung. Sofort fiel ihm die Ähnlichkeit zwischen dem Dorf und den Männern auf, die ihn gefangengenommen hatten. Holzheim Steinmacht war eine vernachlässigte Siedlung; ihre Einwohner waren die ersten schlampigen Menschen, die Covenant im Lande zu sehen bekam. Der Boden des Cañons war rings um die Häuser mit Unrat übersät; und die Leute trugen ihre Gewänder, als hätten sie keinerlei Interesse am eigenen Aussehen oder zumindest ganzer Kleidung. Viele wirkten dreckig und verkommen, trotz der Tatsache, daß sie sich offenbar gut ernährten. Und die Bauten befanden sich in vergleichbarem Zustand. Die hölzernen Gebäude standen fest; jedes ruhte, um Halt gegen die Fluten zu haben, die während der Sonne des Regens den Cañon durchströmen mußten, auf wuchtigen Pfählen; und gerahmt war jedes mit enorm schweren Balken. Die Wände allerdings waren achtlos zurechtgezimmert und vielfach an allen Seiten lückenhaft; und viele der Stiegen, die zu den Türen hinaufführten, besaßen schiefe Geländer, und ihnen fehlten die Sprossen. Covenant schaute in regelrechter Entgeisterung und wachsender Betroffenheit umher, während man ihn zum Mittelpunkt der unordentlichen Ansammlung von Hütten brachte. Wieso ...? fragte er sich. Wie können derartig gleichgültige Menschen das Sonnenübel überleben? In anderer Beziehung jedoch wirkten sie weniger abgeschlafft. Ihre Augen glommen in einem seltsamen Gemisch von Feindseligkeit und Furcht, wenn sie ihn musterten. Auf merkwürdige Weise erinnerten sie ihn an Seibrich Felswürm, jenen Höhlenschrat, den seine Gier nach dem Weltübel-Stein nahezu bis zum Tode zugrunde gerichtet hatte.
    Covenants Eskorte beförderte ihn

Weitere Kostenlose Bücher