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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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unterwegs, Hohl an seinen Fersen. Er hatte die Absicht gehabt, auf dem Marsch zu bleiben, bis er zum Mithil kam und seine Gefährten wiederfand. Doch in dieser Nacht herrschte Monddunkel, und die Sterne spendeten wenig Licht. Als die letzte Helligkeit des Abends aus der Luft wich, entschloß er sich zum Haltmachen.
    Einige Zeit lang konnte er nicht einschlafen. Eine nicht näher erfaßbare Unruhe hielt ihn wach. Hohl wirkte wie ein Abbild der Finsternis, eine Andeutung von Gefahren. Ein Urböser, murrte Covenant bei sich. Er vermochte einem Urbösen einfach nicht zu trauen. Die Dämondim-Abkömmlinge waren eine der ältesten Rassen der Bewohner des Landes; jahrtausendelang hatten sie Lord Foul gedient. Immer wieder war Covenant von jenen ungeschlachten Geschöpfen angegriffen worden. Augenlos und blutrünstig hatten sie zu einem Zeitpunkt, als es nicht in seiner Kraft stand, es zu verhindern, Dutzende von Geistern Andelains verschlungen. Deshalb mochte er nun nicht glauben, daß die Urbösen, von denen Hohl an Schaumfolger übergeben worden war, die Wahrheit gesagt hatten.
    Aber die Luft und das Gras Andelains glichen einem Elixier, das ihn besänftigte; und schließlich schlief er ein.
     
    In der Herrlichkeit des nächsten Sonnenaufgangs war er bereits wieder wach und im Weiterziehen begriffen. Inzwischen dämpfte Bedauern seine Stimmung; Covenant verspürte gar keine Lust, Andelain zu verlassen. Doch er duldete nicht, daß sein Wunsch ihn aufhielt. Er machte sich um seine Gefährten Sorgen. Noch deutlich vor der Mittagsstunde überquerte er den letzten Hügelkamm längs des Mithil. Er war zu weit östlich zum Flußtal gelangt; die alte Eiche, die über Andelains Grenze wachte, stand wenigstens einen halben Kilometer weiter rechts. Über den Höhenrücken wanderte er zügig auf sie zu, schaute dabei aufmerksam nach dem Trio seiner Gefährten aus. Doch als er sich dem majestätischen Baum näherte, konnte er weit und breit nichts von Linden, Sunder und Hollian sehen.
    Er blieb stehen, spähte über das kahle Gelände auf der anderen Seite des Mithil aus, suchte nach irgendeinem Anzeichen für die Anwesenheit seiner Begleiter. Das verödete Terrain am anderen Ufer war ausgedehnter, als ihm klar gewesen war; in seinem Eifer, Andelain aufzusuchen, hatte er der Umgebung wenig Beachtung geschenkt. Nun sah er, daß der verwüstete Fels und der tote Schiefer sich durch die Höhlen noch bis tief in den Süden sowie etwa einen Kilometer weit nach Westen in die Ebenen erstreckten. Nirgends in dieser verheerten Region wuchs irgend etwas; sie lag dort, Covenant gegenüber, wie ein Leichnam aus Stein. Ihre Ränder jedoch waren gesäumt mit einem Dickicht aus durch die Sonne der Fruchtbarkeit hervorgebrachtem Gewucher. Nach zwei Perioden solcher Sonne ohne Sonne der Dürre dazwischen, die den Untergrund wieder des Grüns entkleidet hätte, ähnelte das Gebiet einer wüsten, abgestorbenen Insel unter grüner Belagerung. Von Linden und den beiden Steinhausenern ließ sich nirgendwo eine Spur erkennen.
    Covenant lief den Abhang hinunter. Er tat einen langgestreckten Sprung ins Wasser, schwamm an der Oberfläche des Mithil eilig ans Südufer. Wenig später stand er an der Stelle, wo er sich von Linden verabschiedet hatte. Er entsann sich genau an diese Stelle, alle Details, die er sah, stimmten völlig mit seiner Erinnerung überein, dies war sie, sie war hier, hier ...! »Linden!« Sein Schrei klang angesichts der ausgedehnten steinernen Ödnis bedeutungslos, verklang ohne Echo im Dschungel, der die Felsen umschloß. »Linden!«
    Er konnte keinen Anhaltspunkt dafür entdecken, daß sie sich je hier befunden hatte, daß ihn jemals irgendwelche Gefährten begleitet hatten. Die Sonne trug ihren grünen Strahlenkranz wie ein Lächeln der Geringschätzung zur Schau. Einen Moment lang setzte Covenants Verstand vor Grauen nachgerade aus. In seinem Innern brandeten Flüche, die er nicht hervorzustoßen vermochte, gegen seine fassungslose Erstarrung an. Seine Freunde waren verschwunden. Er hatte sie verlassen, und in seiner Abwesenheit war mit ihnen irgend etwas geschehen. Hatte ein anderer Gefolgsmann sie aufgespürt? Ohne ihn, Covenant, zu ihrer Verteidigung ...! Was habe ich angerichtet? Er drosch mit dumpfem Klatschen abwechselnd eine Faust in die andere, da schaute er auf einmal in Hohls undurchdringliche Augen. Ihr Anblick schreckte ihn auf. »Sie waren hier! « schnauzte er, als hätte der Dämondim-Abkömmling ihm widersprochen. Ein

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