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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wäre dessen Passivität eine Unverschämtheit.
    Zuletzt schlug sein Ärger in Entschlossenheit um. Durch einen Riß in der vorderen Wand überzeugte er sich davon, daß die beiden Wächter noch vor dem Gebäude standen. Dann suchte er wohlüberlegt eine Stelle in der Mitte der Tür aus, an der das Holz einen ziemlich brüchigen Eindruck erweckte, ging auf angemessenen Abstand von ihr und gab ihr einen Tritt. Das ganze Haus wackelte. Dem Holz entfuhr ein dumpfes Berstgeräusch. Die Wächter wirbelten herum, wandten sich zur Tür. Covenant trat nochmals gegen dieselbe Stelle. Drei alte Äste brachen, ein Loch in der Größe seiner Hand entstand. »Hüte dich, Gefangener«, rief der eine Wächter. »Wir werden dich niederschlagen!«
    Covenants Antwort war ein dritter Tritt. In der Tür begann eine Strebe zu splittern. Die Wächter zögerten, mochten die Tür nicht öffnen, während Covenant sie von innen dermaßen bearbeitete. Indem er sein ganzes Körpergewicht einsetzte, trat er noch einmal zu. Ein Wächter stellte sich am Fuß der Stiege auf. Der andere lief zum Haus der Steinmeisterin. Covenant grinste wild. Er trat weiter auf die Tür ein, achtete jedoch darauf, sich nicht durch zuviel Kraftaufwand zu ermüden. Als die Steinmeisterin eintraf, gab er der Tür einen letzten Tritt, dann machte er mit der Vorstellung Schluß. Auf einen Befehl der Steinmeisterin erklomm ein Wächter die Stiege. Indem er Covenant durch das Loch wachsam beobachtete, löste er die Verknotung, sprang dann zurück, um der Tür nicht im Wege zu sein, falls Covenant erneut gegen sie trat. Doch Covenant tat nichts dergleichen. Er schob die Tür mit der Hand auf und blieb auf der Schwelle stehen, sah die Steinmeisterin an. »Ich will mit dir reden«, schnauzte er, ehe sie etwas sagen konnte.
    Sie richtete sich hochmütig zu voller Größe auf. »Ich habe nicht den Wunsch, mit dir zu sprechen, Gefangener.«
    Covenant fiel ihr ins Wort. »Es ist mir gottverdammt scheißegal, was du wünschst. Wenn du glaubst, ich hätte keine Macht, erliegst du einem bedauerlichen Irrtum. Warum sollte die Sonnengefolgschaft es sonst auf meinen Tod abgesehen haben?« Grimmig spielte er seinen Bluff vollends aus. »Frag deine Leute, was passiert ist, als sie meinen Begleiter angegriffen haben.« Die Art, wie die Steinmeisterin die Augen verkniff, zeigte an, daß man sie bereits über Hohls anscheinmäßige Unverwundbarkeit unterrichtet hatte. »Ich schlage dir einen Handel vor«, ergänzte Covenant, indem er ihr keine Zeit zum Überlegen ließ. »Ich habe vor euch keine Furcht. Aber ich will euch auch nichts tun. Ich kann warten, bis ihr euch von selbst dazu entschließt, mich freizulassen. Aber wenn du mir ein paar Fragen beantwortest, höre ich auf, das Haus einzureißen.«
    Der Blick der Steinmeisterin schweifte kurz ab, fiel wieder auf sein Gesicht. »Du hast keine Macht.«
    »Wovor fürchtest du dich dann?«
    Sie zögerte. Er sah ihr an, daß sie ihm am liebsten die kalte Schulter gezeigt hätte; doch sein Ärger unterminierte ihre Entschlossenheit. Anscheinend war ihre Selbstsicherheit schon durch irgend etwas anderes stark angeschlagen worden. »So frage«, sagte sie einen Moment später leise und beklommen.
    »Ihr habt drei Gefangene gemacht«, sagte Covenant sofort. »Eine Frau namens Linden Avery und zwei Steinhausener. Wo sind sie?«
    Die Steinmeisterin wich seinem Blick aus. Irgendwie rührte seine Frage an die Ursache ihrer Zermürbung. »Sie sind dahin.«
    »Dahin?« Ein Aufwallen von Entsetzen umklammerte Covenants Herz. »Was meinst du damit?« Sie antwortete nicht. »Habt ihr sie umgebracht?!«
    »Nein!« Ihr Blick spiegelte die Empörung einer Notleidenden wider, einer um ihre Beute betrogenen Räuberin. »Es war unser Recht! Die Steinhausener waren Feinde! Ihre Gefangennahme hat uns das Recht gegeben, ihr Blut zu vergießen! Sie besaßen einen Sonnenstein und einen Lianar , ebenso uns verfallen. Und das Blut ihrer Begleiterin war ebenfalls verwirkt. Freunde von Feinden sind auch Feinde. Wir hatten auf sie jedes Recht. Aber wir sind um unser Recht gebracht worden.« Ein verderbtes Klagen durchzog ihre Stimme. »Am ersten Tag der Sonne der Fruchtbarkeit sind die drei uns in die Hände gefallen. Und am Abend traf na-Mhoram-In Santonin auf seinem Landläufer ein.« Ihr bösartiger Kummer kam deutlich zum Ausdruck, als ob sie gebrüllt hätte. »Im Namen der Sonnengefolgschaft hat er uns genommen, was uns zustand. Deine Gefährten bedeuten nichts,

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