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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sonne höherstieg, verfärbten die Edelsteine sich gelblicher, ihr Netz gestaltete sich dichter. In seinen Querverbindungen und Verzweigungen enthüllten sich die Lebensadern der Sarangrave – Ausdruck ihres Lebens, Falle und Anatomie in einem. Dann leuchteten plötzlich sämtliche Wasserläufe weißlich auf, als die Sonne auf die Senke zu scheinen anfing. Nach fünf Tagen Aufenthalt in den verödeten Ebenen empfand Covenant all das Wasser und üppige Grün dort unten als regelrecht erquicklich, lieblich und faszinierend, etwa auf die Weise, wie Nattern und Belladonnen es sein konnten. Linden jedoch stand neben ihm und starrte aus geweiteten Augen über das Marschland aus. O mein Gott , sagten ihre Lippen immer wieder; aber sie erzeugten keinen Laut. Bang krampfte sich Covenants Herz zusammen. »Was siehst du?«
    »Dort hinunter willst du?« Entsetzen erstickte Lindens Stimme. »Bist du verrückt?«
    »Linden!« brauste er auf, als wäre ihr Grauen ein Vorwurf, den er nicht hinnehmen konnte. Covenants Handrücken brannten wie von Gift, schwelgten in gieriger Lust nach der Gewalt wilder Magie. War sie blind für den Druck, der in ihm anwuchs? Taub gegenüber den Opfern der Sonnengefolgschaft? »Ich kann nicht sehen, was du siehst.«
    »Ich bin Ärztin«, keuchte Linden, als leide sie an inneren Blutungen. »Oder ich war's. Soviel Schlechtigkeit kann ich nicht ertragen.«
    Nein! Angesichts ihrer Qual verflog Covenants Ärger. Sag so etwas nicht. Du würdest uns beide ins Unheil stürzen. »Ich verstehe. Besser als sonstwer. Sag mir, was es ist.«
    Linden hob nicht die Augen, vermied es, ihn anzuschauen. »Sie lebt.« Ihre Stimme sprach in einem Flüstern des Schauderns. »Die ganze Gegend ist lebendig.« Gibbon hatte ihr verheißen, sie werde das Land vernichten. »Sie ist voller Gier.« Covenant wußte nichts über sie. »Wie ein Wütrich.«
    Ein Wütrich? Covenant fühlte sich der Versuchung ausgesetzt, mit ihr herumzubrüllen. Was für eine Art von Mensch bist du? Weshalb hat Foul gerade dich ausgesucht? Aber er brachte sich mit einer brutalen Willensanstrengung zur Ruhe. »Ist es ein Wütrich?«
    Linden schüttelte den Kopf. Sie schüttelte ihn immerfort weiter, als fände sie kein Ende all der Dinge, die sie zu leugnen gedachte. »Wütriche sind ...« Sie mußte sich erst eine passende Beschreibung überlegen. »Sie sind typischer. Sie haben Bewußtsein. Aber es ist eine Form von Besessenheit .« Sie sprach das letzte Wort aus, als werde ihr davon übel. Ihre Hände tasteten nach ihrem Mund. »Hilf mir.«
    »Nein.« Er weigerte sich nicht aus bösem Willen; seine Arme schmachteten regelrecht danach, sie zu umfangen. Doch das war nicht die Hilfe, die sie nötig hatte. »Du kannst es aushalten. Der Alte hat dich mit gutem Grund ausgewählt.« Er suchte nach Möglichkeiten, um sie zu überzeugen. »Konzentrier dich darauf. Benutze das, was du siehst, um dir selber zu helfen. Um zu erkennen, womit du's zu tun hast. Kann dieses Etwas dort unten uns wahrnehmen? Kannst du das feststellen? Wird's uns bemerken, wenn wir versuchen, die Senke zu durchqueren?«
    Linden schloß die Augen, verschloß sie dem, was sie sehen konnte. Dann jedoch zwang sie sich wieder zum Hinschauen. »Ich weiß nicht«, sagte sie abgehackt, während sie gegen den Abscheu ankämpfte. »Es ist so groß. Wenn's uns nicht bemerkt ... Wenn wir keine Aufmerksamkeit erregen ...«
    Wenn wir nicht die Alt von Kräften zeigen , vollendete Covenant an ihrer Stelle, von der es sich nährt. Ja. Aber eine plötzliche Vision wilder Magie suchte ihn heim wie Lähmung. Er wußte nicht, wie lange er den Druck niederhalten konnte. Mit einem Ruck setzte er sich in Bewegung, wandte sich an Brinn, zuckte aufgrund der Emotionen zusammen, die in seinem Tonfall zum Ausdruck kamen. »Macht die Landläufer bereit. Sucht einen Weg nach unten. Sobald wir was gegessen haben, ziehen wir los.« Als er sich von dem Haruchai abkehrte, prallte er beinahe gegen Sunder und Hollian. Die beiden lehnten aneinander, als müßten sie sich stützen. An den Seiten von Sunders Kinn traten die Muskelstränge knotig hervor; ein Runzeln der Anspannung oder des Unbehagens furchte seine Stirn. Die Gesichtszüge der jungen Sonnenseherin waren aus Beunruhigung fahl. Einen Moment lang war der Anblick des Paars mehr, als Covenant zu verkraften vermochte. Weshalb war er dazu verurteilt, anderen Menschen stets nur Kummer und Schmerz zu bereiten? »Ihr müßt ja nicht mitkommen«, herrschte er die zwei

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