Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Zufluchtsort für alles Mißratene. Während der vergangenen Kriege hatte Lord Foul vieles vom Rohmaterial für seine Armeen in der Sarangrave-Senke gefunden. Covenant kannte sich bezüglich der Sarangrave-Senke aus, weil er sie schon einmal – südlich des Donnerbergs, vom Landbruch herab – mit eigenen Augen gesehen hatte. Mit durch das Land geschärftem Blick hatte er sie betrachtet, einer Art des Sehens, über die er diesmal nicht verfügte. Aber auch aus anderen Quellen besaß er gewisse Kenntnisse über diese Region. Während seiner Aufenthalte zu Schwelgenstein hatte er einiges über sie gehört. Und noch mehr hatte er von dem Bluthüter Runnik erfahren; Runnik hatte mit Korik zwei Lords, Hyrim und Shetra, zur Wasserkante begleitet, wo sie gegen Lord Foul den Beistand der Riesen einholen sollten; Lord Shetra war in der Sarangrave umgekommen, und Runnik war mit Mühe und Not mit dem Leben entronnen, um zu Schwelgenstein Bericht erstatten zu können.
    In Covenants Magengegend breitete sich ein mulmiges Gefühl aus, als er sich die Sarangrave-Senke unter einer Sonne der Seuchen ausmalte. Ohne Zweifel würde er Runniks Erzählung an seine Gefährten weitergeben müssen. Die Haruchai schlugen das Lager einen Steinwurf weit vom Rande der gewaltigen Klippe entfernt auf, weil Covenant sich weigerte, im Dunkeln näher heranzugehen; er fühlte sich zu schwach gegenüber der Verlockung von Abgründen. Sobald er gegessen und sich mit Metheglin gestärkt hatte, kauerte er sich dicht ans ruhelose Wabern des Lagerfeuers, vertiefte sich in seine Erinnerungen und bat seine Begleiter um Gehör. Linden saß auf der anderen Seite der Flammen. Covenant hätte sie gern in seiner unmittelbaren Nähe gespürt; aber das Feuer, das zwischen ihnen lohte, hielt sie auf Distanz. Sunder und Hollian sah er undeutlich an den Grenzen seines Blickfelds. Seine Konzentration richtete sich auf das Knistern des Brennholzes und seine Erinnerungen an Runniks Bericht.
    Faust und Felsenfest-Treue , hatten die Bluthüter gesagt. Wir werden nicht scheitern . Aber sie waren gescheitert. Soviel wußte Covenant. Sie hatten versagt, waren der Verderbtheit verfallen und in den Tod gegangen. Ihr Eid war gebrochen, die Riesen waren hingemetzelt worden. Diese Ereignisse waren jedoch gar kein Bestandteil dessen, was er erzählen mußte. Um den alten Schmerz des Erinnerns zu unterdrücken, stellte er sich Runniks Gesicht vor. Mit einer Andeutung von Kummer und Weh in den Augen hatte der Bluthüter vor Hoch-Lord Elena, Lord Mhoram, Hile Troy und dem Zweifler gestanden. Der Flammenschein eines Lagerfeuers hatte die Nacht schroff erhellt. Covenant entsann sich noch der genauen Worte Runniks. ›Die Anschläge des Lauerers. Daß Lord Shetra gefallen ist.‹ Hölle und Verdammnis! In mattem Ton gab er den wesentlichen Gehalt der Geschichte wieder. Als er die Sarangrave-Senke das erste Mal sah, war sie eine Gegend siecher Üppigkeit und unterschwelligen Todes gewesen; scheues Wassergetier und maliziöse Bäume hatte es dort gegeben; Tümpel klaren Gifts hatten sie geziert; durch Treibsand war sie schon damals streckenweise unpassierbar gewesen; Blumen der Lieblichkeit und Abartigkeit hatten überall geblüht. Sie hatte sich als Landstrich enthüllt, in der die Natur in weiten Zügen arglistig geworden war, verseucht und gierig. Aber nicht schlecht. Sie war trotzdem auf die gleiche Weise schuldlos geblieben, wie Unwetter und Raubtiere als unschuldig galten. Die Riesen, die vorsichtig zu sein verstanden, waren stets dazu imstande gewesen, die Senke unbeschadet zu durchqueren. Doch vierzig Jahre danach, als Korik und seine Truppe vom Landbruch herab über sie ausgeschaut hatten, war die Sarangrave verändert gewesen. Schlummerndes Übel war geweckt worden. Und dies Übel, von Runnik ›Lauerer der Sarangrave‹ genannt, hatte Lord Shetra der Mitte und dem Schutz von fünfzehn Bluthütern entrissen und zu Tode gebracht. Von fünfzehn Bluthütern ... Der Lauerer war für Stärke empfindsam gewesen, von Macht angelockt worden. Erst hatten die Ranyhyn, dann die Bluthüter selbst unwissentlich die Gefahr auf Koriks Truppe gezogen. Und von den Boten, die Korik ausgeschickt hatte, um den Hoch-Lord zu benachrichtigen, war nur Runnik lebend durchgekommen.
    Nachdem Covenant verstummt war, schwiegen seine Begleiter für eine Weile. »Können wir diesen gefahrvollen Landstrich«, meinte dann Hollian verunsichert, »nicht umrunden?«
    Covenant blickte nicht auf. »Früher war das

Weitere Kostenlose Bücher