Das verwunschene Haus
Teil, der von den Flammen nicht zerstört wurde, ist nicht durchwühlt worden. Außerdem trägt Mrs. Paterson nach wie vor all ihren Schmuck, nämlich eine Brillantkette und mehrere Ringe, die alleine schon ein Vermögen wert sind.
Die Fakten würden zusammenpassen: Eine Art Ritualmord, der von irgendeinem Halbverrückten begangen wurde, und die Tarotkarte am Rand des Swimmingpools...
Doch jetzt muß rasch gehandelt werden. Herbert Rawley fährt zurück zu seinem Büro in Santa Cruz und setzt sich mit den Polizeistationen der Umgebung in Verbindung, denen er die Beschreibung des Cadillac durchgibt.
Als er die Polizei von Sacramento anruft, erfährt er eine höchst interessante Neuigkeit.
»Einen schwarzen Cadillac, sagen Sie? Das paßt genau!« sagt der Kollege am anderen Ende der Leitung.
»Haben Sie ihn etwa schon gefunden?«
»Nein, das nicht, aber heute nacht ist in unserem Gebiet ein Mord verübt worden. Ein schwarzer Cadillac hat an einer Tankstelle gehalten und volltanken lassen. Gleich danach hat der Fahrer einen Revolver gezogen und den Tankwart kaltblütig abgeknallt.«
Ein sechstes Opfer! Herbert Rawley hat noch nie mit einem derart ernsten Fall zu tun gehabt.
»Nach dem, was Sie sagen, saß nur ein einzelner Mann in dem Fahrzeug. Kann man da ganz sicher sein?«
In bestimmtem Ton erwidert sein Kollege: »Ja, das ist sicher, denn es gab einen Zeugen, einen anderen Autofahrer, der ebenfalls dort getankt hat. Er behauptet steif und fest, der Fahrer des Cadillac sei allein gewesen. Leider ist seine Beschreibung des Fahrers nicht sehr genau.«
Der Polizeibeamte Rawley bedankt sich und hängt ein. Er verfolgt jetzt die Spur eines der gefährlichsten Mörder: einen Mann, der aus unerfindlichen Gründen eine ganze Familie ausgelöscht hat und der anschließend einen Tankwart umbringt, nur weil dieser sein Gesicht gesehen hat. Er muß um jeden Preis gefaßt werden, bevor er einen weiteren Mord verübt.
Doch Rawley ist zuversichtlich. In Anbetracht des Geisteszustands, in dem sich der Mann zweifellos befindet, wird er aller Wahrscheinlichkeit nach bald eine Dummheit begehen. Zunächst wird er sicher versuchen, das Auto loszuwerden. Sobald man das Fahrzeug entdeckt hat, wird Rawley es Zentimeter für Zentimeter von den Spezialisten untersuchen lassen. Es müßte schon mit dem Teufel zugehen, wenn er dabei nicht auf irgendein brauchbares Indiz stoßen wird. Selbst der vorsichtigste Verbrecher hinterläßt im Innern eines Autos die eine oder andere Spur.
Da klingelt in Rawleys Büro erneut das Telefon. Diesmal ist es die Bahnstation von Sacramento.
»Hallo, Sheriff, hier ist der Bahnhofsvorsteher. Ich hatte vorhin bei der hiesigen Polizei angerufen, aber dort hat man mir gesagt, daß Sie den Fall bearbeiten. Es handelt sich um einen Unglücksfall. Ein Güterzug hat einen Wagen gerammt, der auf dem Gleis stand. Es ist ein schwarzer Cadillac, das diesjährige Modell.«
Rawley ruft aufgeregt in den Hörer hinein: »Und hat der Fahrer im Wagen gesessen?«
Doch der Bahnhofsvorsteher muß ihn enttäuschen.
»Nein. Dem Mechaniker zufolge wurde das Fahrzeug absichtlich auf dem Gleis abgestellt. Der Fahrer wollte den Wagen offensichtlich zerstören, was ihm perfekt gelungen ist. Es ist so gut wie nichts mehr von dem Cadillac übriggeblieben. Er ist von dem Güterzug mehrere hundert Meter weit fortgeschleudert worden und ging dann in Flammen auf. Das Ding ist nur noch ein Schrotthaufen.«
Zutiefst entmutigt will der Sheriff den Hörer auflegen. doch der andere fügt hinzu: »Eines ist seltsam... Um den Cadillac an die Stelle zu befördern, wo er sich befand, mußte man die Ecke gut kennen. Man kommt nur über einen kleinen Feldweg dorthin, und der ist auf den Karten nicht verzeichnet...«
Der Sheriff hängt ein. Es ist noch keine zwölf Stunden her, daß die Familie Paterson und deren Kindermädchen ermordet worden sind, und seitdem haben sich die Ereignisse überschlagen. Ein weiterer Mord ist geschehen, und der gestohlene Wagen ist vom Täter höchstpersönlich auf meisterliche Weise dem Zugriff der Polizei entzogen worden! Rawley ist sich bewußt, daß er es mit einem sehr ungewöhnlichen Verbrecher zu tun hat.
Er selbst jedoch ist ein logisch denkender Mann, der den geraden Weg bevorzugt. Da der Mörder die Gegend von Sacramento gut zu kennen scheint, wird er den Tarotspieler eben genau dort suchen.
Er beschließt, öffentlich nach Zeugen zu fahnden. Seinen Anweisungen entsprechend, verbreiten die
Weitere Kostenlose Bücher