Das vielfarbene Land
inmöglich, zu sagen, ob sie den grauberingten Schiffern oder den Flüchtlingen gehörten. Sie stellten Mutmaßungen über las Schicksal Basils und seiner Gruppe an, sie sprachen über Yosh und die Zigeuner und ihren donquichottischen Angriff auf den Brückenposten. Aber während sie weitergingen, versiegte das Gespräch, denn sie mußten ihren Atem für immer schwierigeres Klettern sparen. Die Hoffnung, sie würden den ersten hohen Grat bald überqueren können, begann zu zerinnen, als Richard sich einen seiner aus Plastik und Stoff begehenden Schuhe an einem Stein aufschlitzte und gezwungen war, die unbequemen Schifferstiefel seines ursprünglichen Kostüms anzuziehen. Dann ließen Amerie ihre reitwunden Beine auf einem trügerischen Hang im Stich. Als sie stolperte, lösten sich mehrere große Steine. Sie trafen Claude und verletzten ihm Arm und Schulter.
»Wir schaffen es heute nie mehr bis zum Gipfel«, murrte Richard. »Meine linke Ferse ist eine einzige große Blase, und Amerie wird gleich zusammenbrechen.«
»Es sind nur noch zweihundert Meter«, sagte Felice. "Wenn du nicht mehr kannst, trage ich dich. Ich möchte gern einen Blick auf das Terrain werfen, in das wir morgen kommen. Mit etwas Glück sehen wir, sobald es dunkel ist, die "euer des Forts oder sogar die Signale am Weg unter uns.«
Claude erklärte, er schaffe es allein. Felice gab Richard eine Hand und die andere der Nonne und zog sie mit aller Kraft hinter sich her. Es ging langsam, aber sie erreichten den Gipfel, kurz nachdem die Sonne hinter den Bergen auf der andern Seite des Sees versunken war.
Als sie wieder zu Atem gekommen waren, sagte Claude: »Warum verstecken wir uns nicht auf der östlichen Seite dieser großen Steinblöcke? Das ist ein hübscher, trockener Unterschlupf, und ich glaube nicht, daß jemand von unten ein Feuer sehen kann, wenn wir nach Eintritt der Dunkelheit eins anzünden. Ich könnte Holz sammeln.«
»Gute Idee«, antwortete Felice. »Ich gehe ein bißchen auf Kundschaft.« Sie verschwand zwischen den Klippen und knorrigen Wacholderbüschen. Die anderen pflegten ihre Wunden, bliesen Dekamol-Betten auf und beschwerten die Beine mit Erde, denn Wasser konnten sie dafür nicht verschwenden. Zu essen hatten sie leider nichts anderes als Kekse, Nährwaffeln und nach Käse schmeckendes Algenprotein. Als Claude einen Stoß trockener Zweige gesammelt hatte, kehrte Felice zurück, den Bogen keck über die Schulter gelegt. Sie schwenkte ihre Beute, die drei fetten Murmeltieren ähnelte, an den Hinterbeinen.
»Heil, Diana!« lachte der alte Mann. »Ich werde sie abhäuten und säubern!«
Sie zündeten das Feuer an, sobald es vollständig dunkel geworden war, brieten das Fleisch und genossen jeden nach Wild schmeckenden Bissen. Dann sanken Richard und Claude auf ihre Betten und waren in Minuten eingeschlafen. Amerie, der der Kopf vor Müdigkeit brummte, fühlte sich dessenungeachtet verpflichtet, Fett und Reste von dem Geschirr zu kratzen und es mit dem Energieaggregat zu sterilisieren. Sie schrumpfte es ein und packte es weg.
»Ich kann das Fort sehen«, sagte Felices Stimme von nahebei aus der Dunkelheit.
Amerie tastete sich über den Fels bis zu der Stelle vor, wo die Athletin stand. Der zunehmende Mond hing über dem See. Ein unglaublicher Überfluß von Pliozän-Sternen spiegelte sich im Wasser und unterschied es von dem schwarzen Land. Weit im Süden auf ihrer Seite des Sees war eine Ansammlung orangefarbener Punkte zu erkennen.
»Wie weit entfernt ist das?« fragte die Nonne.
»Mindestens fünfzehn Kilometer. Vielleicht mehr. Luftlinie.« Felice lachte, und Amerie war plötzlich hellwach. Es überkam sie das gleiche Gefühl der Furcht und Faszination, das sie schon einmal gehabt hatte. Die Frau neben ihr war eine undeutliche Silhouette im Sternenlicht, aber Amerie wußte, daß Felice sie ansah.
»Sie haben mir nicht gedankt«, sagte die Athletin mit leiser Stimme. »Ich habe sie befreit, aber sie haben mir nicht gedankt. Sie hatten immer noch Angst vor mir. und dieser Idiot Dougal!... Keiner von ihnen nicht einmal du hatte Mitgefühl oder Verständnis dafür, warum ich den Ring haben ...«
»Aber du konntest Dougal nicht töten! um der Liebe Gottes willen, Felice! Ich mußte dich bewußtlos machen.«
»Ihn zu töten, wäre ein Trost gewesen.« Das junge Mädchen rückte näher. »Ich hatte schon Pläne gemacht. Pläne, von denen ich euch anderen kein Wort erzählte. Der goldene Ring war der Schlüssel. Nicht
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