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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Laubbäume erfüllten die Luft mit widerlich süßem Blumenduft. Im Schlamm war ein Wildpfad sichtbar, Von großen flachen Füßen heftig zertrampelt. Er sah aus, als würde er sie auf höhergelegenen Grund führen.
    »Das ist die richtige Stelle«, entschied Claude. »Wir lassen die Luft aus den Dhingies und marschieren von hier an.«
    Richard tauchte aus der Masse von Stengeln und Zweigen über seinem Boot auf und musterte den Ort voll Abscheu. »Jesus, Claude. Mußtest du uns in diesem Scheißsumpf landen lassen? Hast du uns nicht von Grünen Höllen erzählt? Wahrscheinlich wimmelt es hier von Schlangen. und willst du dir einmal diese Fußabdrücke ansehen? Hier sind ein paar sehr häßliche Monster durchgewechselt!«
    »Oh, hör auf, Richard!« sagte Amerie. »Hilf mir, Felice an Land zu bringen! Ich werde dann versuchen, sie aufzuwecken, während ihr Männer ...«
    »In Deckung, alle!« flüsterte der alte Mann drängend.
    Sie duckten sich tief in den Booten nieder und starrten in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Draußen, jenseits der sumpfigen kleinen Inseln, wo das Wasser tief war und der Wind ungehindert blies, schwammen zwei sieben Meter lange Kattboote, die mit keinem der Flüchtlingsboote Ähnlichkeit hatten. Sie segelten langsam nordwärts.
    »Ja, nun wissen wir, wo das Fort ist«, bemerkte Claude. »Südlich von hier und höchstwahrscheinlich nicht sehr weit entfernt. Sie werden Ferngläser an Bord haben, so daß wir unten bleiben müssen, bis sie um die Spitze herum sind.«
    Sie warteten. Schweiß rieselte über ihre Körper, die Haut juckte. Die frustrierten Mücken summten und machten Ausfälle gegen die ungeschützten Augen und Nasenlöcher. Claudes Magen knurrte und erinnerte ihn, daß er seit beinahe zwölf Stunden nichts mehr gegessen hatte. Richard entdeckte eine verklebte Schnittwunde unter dem Haar über seinem linken Ohr, und die hiesige Abart der Schmeißfliege entdeckte sie ebenfalls. Amerie machte einen unmethodischen Versuch zu beten, aber ihr Gedächtnis weigerte sich, andere Texte als den Dank vor dem Essen und »Müde bin ich, geh zur Ruh« herauszugeben.
    Felice stöhnte.
    »Bedecke ihren Mund, Richard!« sagte Claude. »Halte sie nur noch ein paar Minuten lang ruhig!«
    Irgendwo quakten Enten. Irgendwo schnüffelte und schmatzte ein Tier und brach auf der Suche nach seinem Mahl die riesigen Bambusstöcke wie Zweige. und irgendwo erklangen an der Grenze der Hörbarkeit die silbernen Töne eines Horns, denen Sekunden später eine laute Antwort weiter nördlich folgte.
    Der alte Paläontologe seufzte. »Sie sind außer Sicht. Wir wollen die Luft aus diesen Booten lassen und machen, daß wir wegkommen.«
    Die von Energie-Aggregaten gespeisten Inflatoren, jetzt zum Absaugen benutzt, entfernten schnell Luft und Wasser aus den Dekamol-Membranen und reduzierten die Boote zu Kugeln von Tischtennisballgröße. Amerie holte Felice mit einem Stimulans ins Bewußtsein zurück, und Claude durchwühlte währenddessen seinen Rucksack nach den Keksen und angereicherten Bonbons der Überlebensration, die er mit den anderen teilte.
    Felice war matt und desorientiert, schien jedoch kräftig genug, um zu laufen. Claude versuchte sie zu überreden, den Lederküraß, die Beinschienen und die Handschuhe abzulegen, die in der feuchtwarmen Sumpfluft von quallvoller Unbequemlichkeit sein mußten. Doch sie weigerte sich und erlaubte nur, daß ihr Helm im Rucksack verpackt wurde, als Claude darauf hinwies, der Federbusch könne sie Verfolgern verraten. Als letztes Ritual beschmierten sie sich gegenseitig mit tarnendem Schlamm. Dann wanderten sie davon, Claude an der Spitze, Richard dahinter und Amerie und Felice als Nachhut. Die Ringhockey-Spielerin hatte sich den Bogen und die Pfeile angeeignet.
    Geräuschlos gingen sie den Wildpfad entlang, der breit und bequem genug für sie war, ein umstand, der Richard und die Frauen erfreute, den in der Wildnis erfahreneren Claude jedoch beunruhigte. Beinahe zwei Kilometer weit quälten sie sich durch Dickichte von Bambus, Erlen, Weiden und subtropischen immergrünen Bäumen, von denen einige mit rost- und purpurfarbenen Früchten beladen waren. Claude warnte sie davor, sie abzupflücken. Zu ihrer Überraschung bestand das einzige Wildleben, auf das sie stießen, aus Vögeln und Riesenegeln. Der Boden wurde höher und trockener, und sie gelangten in dichten Wald, erfüllt von lauten Vogel- und anderen Tierstimmen. Die Bäume waren überwuchert von

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