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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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viele Jahre lang illegal erfolgte. Aber was Sie wohl nicht wissen, ist, daß das Milieu vor vier Jahren aufgrund der zunehmenden Nachfrage das Zeitportal offiziell anerkannt hat. Leute mit jedem vorstellbaren Bildungsgrad und Beruf, von der Erde und aus den menschlichen Kolonien, alle diese Zeitreisenden haben eins gemeinsam: Sie möchten weiterleben, aber sie erfragen das Leben in dieser komplizierten, strukturierten Welt der galaktischen Zivilisation nicht mehr.«
    »und dafür haben Sie sich entschieden?«
    »Mein Antrag ist vor mehr als einem Monat genehmigt worden.«
    Sie kamen an einen schwierigen, mit Geröll bedeckten
    Hang, den Überrest einer alten Steinlawine, und konzentrierten sich darauf, ihn sicher zu traversieren. Auf der anderen Seite angekommen, ruhten sie sich für einen Augenblick aus. Die Sonne brannte heiß hernieder. Die rückgezüchteten Kondore waren fortgeflogen.
    »Amerie«, sagte der alte Mann, »es muß sehr interessant sein, fossile Knochen mit Fleisch darauf zu sehen.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Ist der Gedanke nicht ein bißchen impulsiv?«
    »Mag sein, daß ich nichts Besseres zu tun habe. Es wäre ein krönender Abschluß einer langen Laufbahn als Paläontologe, lebendige Tiere des Pliozän zu sehen. und das Überleben von Tag zu Tag würde mir keine Schwierigkeiten bereiten. Wenn man etwas draußen bei der Feldarbeit lernt, dann den Verzicht auf Komfort. Vielleicht könnte ich Ihnen ein bißchen dabei helfen, Ihre Einsiedelei einzurichten. Das heißt wenn Sie in mir keine zu große Versuchung für Ihre Gelübde sehen.«
    Sie lachte herzlich, doch dann hörte sie auf und sagte: »Claude! Sie machen sich Sorgen um mich. Sie glauben, ich könne von einem Säbelzahntiger gefressen oder von einem Mastodon totgetrampelt werden.«
    »Verdammt, Amerie! Wissen Sie, auf was Sie sich da einlassen? Nur weil Sie ein paar zahme Berge erstiegen und eigens dafür rückgezüchtete Forellen in Oregon geangelt haben, glauben Sie, Sie können in einer heulenden Wildnis ein weiblicher Franz von Assisi werden!« Er wandte sein verfinstertes Gesicht ab. »Gott weiß, was für menschlicher Abschaum dort herumstrolcht. Ich möchte Ihnen Ihre Idee nicht madig machen, Kind, aber ich könnte Sie im Auge behalten. Ihnen Essen bringen und so. Sogar jene alten Mystiker erlaubten den Gläubigen, ihnen Opfergaben zu bringen, wissen Sie. Amerie verstehen Sie denn nicht? um nichts in der Galaxis möchte ich Ihnen Ihren Traum verderben.«
    Plötzlich warf sie die Arme um ihn, dann trat sie zurück und lächelte, und einen Augenblick lang sah er sie nicht in Jeans, kariertem Hemd und Stirnband, sondern in einem Gewand aus weißem handgewebtem Tuch mit einem Strick um die Taille. »Dr. Majewski, es wäre mir eine Ehre, Sie als
    Beschützer zu haben. Sie könnten durchaus eine Versuchung werden. Aber ich werde standhelft sein und der Verlockung widerstehen, obwohl ich Sie sehr liebe.«
    »Das wäre also geregelt. Wir steigen jetzt besser ab und kümmern uns ohne Verzögerung um Genevieves Requiem. Ihre Asche werden wir mit uns nach Frankreich nehmen und sie im Pliozän verstreuen. Die Idee hätte Gen gefallen.«

8
    Professor Theo Guderians Witwe war erstaunt gewesen, als der erste Zeitreisende vor dem Gartentor des Häuschens am Fuß der Monts du Lyonnais erschien.
    Es war im Jahre 2041, Anfang Juni. Sie arbeitete in ihrem Rosengarten, knipste taube Knospen von den herrlichen hochstämmigen »Mme.A.Meilland«-Rosen und fragte sich, wie sie die Erbschaftssteuer bezahlen solle, als ein untersetzter Wanderer mit einem Dackel die staubige Straße von SaintAntoine-des-Vignes heraufkam. Er hielt genau vor dem Törchen an und wartete, daß sie nähertrat. Die kleine Hündin setzte sich einen Schritt hinter dem linken Fuß ihres Herrn.
    »Guten Abend, Monsieur«, sagte sie auf Standard-Englisch, klappte ihre Gartenschere zusammen und ließ sie in die Tasche ihrer schwarzen Gartenhose gleiten.
    »Bürgerin Angelique Monmagny?«
    »Ich ziehe zwar die ältere Form der Anrede vor. Aber ja, die bin ich.«
    Er verbeugte sich förmlich. »Madame Guderian! Erlauben Sie mir, mich vorzustellen. Richter, Karl Josef. Von Beruf bin ich Dichter, und meine Heimat ist bis jetzt Frankfurt gewesen. Ich bin hergekommen, chere Madame, um Ihnen einen geschäftlichen Vorschlag bezüglich des Experimentiergeräts Ihres verstorbenen Gatten zu unterbreiten.«
    »Ich bedauere, daß es mir nicht mehr möglich ist, den Apparat vorzuführen.« Madame

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