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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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schließlich. »Einige von den älteren Leuten, die ich fragte, schienen fast enttäuscht zu sein, daß die Menschheit von der wohlverdienten ökologischen Strafe verschont blieb.«
    »Für den Schadenfreude-Verein war es schon ärgerlich«, stimmte Majewski grinsend zu. »Für diejenigen, die die Menschheit als eine Art Krankheitserreger ansahen, ohne die die Erde ein sehr schöner Planet gewesen wäre. Aber Paläontologen neigen dazu, das Leben langfristig zu betrachten. Einige Geschöpfe überleben, einige sterben aus. Aber ganz gleich, wie groß die ökologische Katastrophe ist, das Paradoxon, Leben genannt, kämpft weiter gegen die Entropie an und versucht, sich selbst zu vervollkommnen. Schwere Zeiten scheinen der Evolution eher förderlich zu sein. Die Eiszeiten im Pleistozän und Pluvial hätten alle pflanzenfressenden Hominiden umbringen können. Statt dessen haben das rauhe Klima und die Veränderungen der Vegetation einige von unsern Vorfahren ermutigt, Fleischfresser zu werden. und wenn man Fleisch ißt, braucht man nicht soviel Zeit auf die Nahrungssuche zu verwenden. Man kann sich hinsetzen u nd lernen zu denken.«
    »Damals war es besser, ein Jäger-Killer zu sein?«
    »Jäger ist nicht das gleiche wie Mörder. Ich glaube nicht an das Bild des durch und durch schlechten Affenmenschen, das einige Ethnologen als Vorfahr der Menschheit hinstellen. In unsern hominiden Ahnen war ebenso Güte und Nächstenliebe, wie es heutzutage in den meisten Leuten etwas Gutes gibt.«
    »Aber das Böse ist wirklich«, sagte die Nonne. »Man nenne es Egozentrik oder bösartige Aggression oder Erbsünde oder sonstwie. Es ist da. Den Garten Eden gibt es nicht mehr.«
    »Ist das biblische Eden ein ambivalentes Symbol? Mir kommt es so vor, als zeige der Mythos uns einfach, daß Selbstbewußtsein und Intelligenz gefährlich sind. und sie können tödlich sein. Aber denken Sie einmal an die Alternative zum Baum der Erkenntnis. Würde sich irgend jemand Unschuld um einen solchen Preis wünschen? Ich nicht, Amerie. Wir möchten diesen Bissen Apfel im Grunde gar nicht zurückgeben. unsere aggressiven Instinkte und unser hartnäckiger Stolz haben uns ja gerade geholfen, uns zu Beherrschern der Erde zu machen.«
    »und eines Tages ... vielleicht der Galaxis?«
    Claude lachte kurz auf. »Gott weiß, daß wir lange genug über diese Vorstellung zu diskutieren pflegten, als die Gi und die Poltroyaner bei Fossilienbergungen mit uns zusammenarbeiteten. Obereinstimmend wird angenommen, daß wir Menschen trotz unserer Hybris und Rücksichtslosigkeit ein unglaubliches Potential besitzen was die Intervention, bevor wir uns selbst umbringen konnten, rechtfertigt. Andererseits fragt man sich in Anbetracht der Schwierigkeiten, die wir während der metapsychischen Rebellion in den Achtzigerjahren verursachten, ob wir unsere Begabung für das Kaputtmachen nicht einfach von der planetarischen auf eine kosmische Ebene übertragen haben.«
    Sie aßen ein paar Orangen, und nach einer Weile meinte Claude: »Was auch geschehen mag, ich bin froh, daß ich in meinem Leben Gelegenheit bekommen habe, zu den Sternen zu reisen, und daß Gen und ich uns kennenlernten und mit anderen denkenden Wesen guten Willens zusammenarbeiteten. Es ist jetzt vorbei, aber es war ein wundervolles Abenteuer.«
    »Wie stand Genevieve zu Ihren Reisen?«
    »Sie hatte eine stärkere Bindung an die Erde, obwohl es ihr Freude bereitete, andere Welten zu besuchen. Sie bestand darauf, daß wir ein Häuschen hier im pazifischen Nordwesten, wo wir aufgewachsen waren, behielten. Wenn wir hätten Kinder haben können, wäre sie vielleicht mit den Reisen nicht einverstanden gewesen. Aber sie war Sichelzellen-Trägerin, und die Technik der Veränderung des genetischen Kodes wurde erst entwickelt, als Genevieve über das optimale Gebäralter hinaus war. Später, als wir uns der Verjüngung unterzogen, war unser Elterninstinkt schon ziemlich verkümmert, und es gab soviel Arbeit. Deshalb fuhren wir fort, sie gemeinsam zu tun. Vierundneunzig Jahre lang ...«
    »Claude.« Schwester Roccaro hielt ihm die Hand hin. Eine leichte Brise verwuschelte ihr kurzes, lockiges Haar. »Sind Sie sich klar darüber, daß Sie geheilt sind?«
    »Ich wußte, es würde geschehen. Nachdem Genevieve gestorben war. Nur die Zeit vorher war so schlimm. Wissen Sie, wir hatten uns schon Monate früher darüber ausgesprochen, als sie noch im Besitz ihrer Fähigkeiten war, und wir hatten bedauert und akzeptiert und uns

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