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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Teil seiner Reise ein Hertz-Ei. ursprünglich hatte er vorgehabt, sich fressend und saufend und bumsend durch Europa zu arbeiten und dann von einem Gipfel der Alpen zu springen. Doch davon war er abgekommen, als ein anderer Passagier auf dem Linienschiff von Assawompset zufällig das Phänomen »Exil« auf der Alten Erde erwähnte.
    Richard erkannte sofort, daß das genau die Möglichkeit für ihn war, um einen Selbstmord herumzukommen. Ein neuer Anfang auf einer primitiven Welt, voll von menschlichen Wesen ohne Gesetze. Nichts, was einem auf die Nerven gehen konnte, abgesehen von einem gelegentlichen prähistorischen Ungeheuer. Keine grünen Schleimscheißer, keine Polterzwerge, keine obszönen Gi, keine glühenden Krondaku, bei deren Anblick einem zumute war, als sei ein Alptraum Wirklichkeit geworden, und vor allem keine Lylmik.
    Er ließ seine Verbindungen spielen, sobald er die Entgiftungskammer hinter sich hatte und an ein Sichtsprechgerät gelangen konnte. Die meisten Exil-Kandidaten bewarben sich Monate im voraus durch ihre psychosozialen Berater und brachten alle Tests hinter sich, bevor sie ihre Heimat verließen. Aber Voorhees, der alte Praktiker, wußte, daß man die Sache auch beschleunigen konnte. Das Zaubermittel kam von einer großen irdischen Firma, für die er vor noch nicht einmal einem Jahr einen kitzligen Auftrag ausgeführt hatte. Sowohl für die Firma als auch für den Ex-Raumhändler war es von Vorteil, daß er das Hier und Heute so schnell wie möglich verließ. Deshalb konnte er beinahe darauf verzichten, jemandem den Arm umzudrehen. Sofort erklärte sich das Büro des Vizepräsidenten jener Gesellschaft bereit, der ihnen geleisteten guten Dienste wegen die Leute in der Auberge zu überreden, Richard abgekürzte Tests gleich am Raumhafen ablegen zu lassen und seinen Namen an die Spitze der Warteliste zu setzen.
    Doch an diesem Abend, als er aus dem Rhône-Tal auf die Monts du Lyonnais zuglitt, kamen ihm Bedenken. Er landete in Saint-Antoine-des-Vignes, nur ein paar Kilometer von der Herberge entfernt, und beschloß, sich eine letzte Mahlzeit zu leisten, solange er noch in Freiheit war. Die Augustsonne war hinter dem Col de la Luere untergegangen, und das voll Stolz altmodische Dorf schlummerte in der zurückgebliebenen Hitze. Das Cafe war klein, aber es war auch dunkel und kühl und, Gott sei Dank, zu sehr auf seine Atmosphäre bedacht, um Komfort zu bieten. Richard schlenderte hinein und stellte zu seiner Freude fest, daß das Drei-D-Gerät abgestellt war und die Musikbox ihre mißtönige Weise nur gedämpft spielte. Es duftete unglaublich verlockend nach Essen.
    Ein junges Paar und zwei ältere Männer Einheimische nach ihrer Arbeitskleidung saßen an Fenstertischen und leerten große Platten mit Wurst und Schüsseln mit Salat. Auf einem Hocker an der Theke saß ein riesiger blonder Mann in einem glänzenden Anzug aus mitternächtlichem Nebulin. Er aß ein ganzes Huhn mit irgendeiner rosafarbenen Soße und spülte es mit Bier aus einem Zwei-Liter-Krug hinunter. Richard zögerte einen Augenblick lang, und dann nahm er ebenfalls an der Theke Platz.

    Der große Bursche nickte, grunzte und futterte weiter. Aus der Küche kam der Wirt, ein munterer, speckbäuchiger Mann mit heroischer Adlernase. Er strahlte Voorhees, den er sofort als Außenweltler einschätzte, zur Begrüßung an.
    »Ich habe gehört«, sagte Richard vorsichtig, »daß das Essen in diesem Teil der Erde niemals mit synthetischen Stoffen zubereitet wird.«
    Der Wirt antwortete: »Wir müssen uns eher den Magen rausnehmen lassen, als unsere Bäuche mit Algiprot oder Biokeks oder einer anderen dieser Scheußlichkeiten zu beleidigen. Sie können jeden im Dorf fragen.«
    »Das kannst du zweimal sagen, Louie!« gackerte einer der Alten am Fenstertisch und schwenkte ein tropfendes Wurststück auf seiner Gabel.
    Der Wirt stützte sich mit den Handflächen auf die Theke. »Dieses unser Frankreich hat eine Menge Veränderungen gesehen. unser Volk hat sich über die ganze Galaxis verteilt. unsere französische Sprache ist tot. unser Land ist unter der Erde ein industrieller Bienenstock und über der Erde ein historisches Disney-Land. Aber drei Dinge bleiben unverändert und unsterblich unser Käse, unser Wein und unsere Küche! Doch wie ich sehe, haben Sie einen langen Weg hinter sich.« Der Mann kniff vielsagend ein Auge zu. »Wie dieser andere Gast hier haben Sie vielleicht auch noch einen langen Weg vor sich. Wenn Sie also eine

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