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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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er die Einzelstücke Steuer, Kreisel, Rahen mit noch beschlagenen Segeln, Leinen, Decksitze, Kästen, Eimer, Bettzeug -, alles entstand wie durch ein Wunder aus strammem Dekamol und komprimierter Luft. Zapfsäulen am Kai füllten Kiel und Kreisel mit Quecksilber und den Rest des Boots und seines Zubehörs als Ballast mit destilliertem Wasser. Das fügte der starren Mikrostruktur des Dekamols Masse hinzu. Er lieh sich Lampen, eine Pumpe, den Schwanenhals, den CQR-Anker und andere Metallteile, bezahlte den Hafenmeister und hielt die kleinen Jungen durch eine Bestechung davon ab, über die Kaimauer ins Cockpit zu spucken.
    Mercy würde einsteigen. Er würde ablegen. Vor einer frischen Brise ging es nach Ajaccio. und irgendwie würde er sie in den nächsten Tagen dazu bringen, daß sie einwilligte, ihn zu heiraten.
    Die Dame, die vorüberkam ...
    Als das Sternenschiff auf den schönen Shetlands landete, betrug die Temperatur sechs Grad Celsius, und es wehte ein steifer Nordost. Mercedes Lamballes Sichtsprechnummer antwortete mit TEILNEHMER HAT ANSCHLUSS GEKÜNDIGT.

    Bryan Grenfell in seiner Panik bekam schließlich Gaston Deschamps zu fassen. Zuerst machte der Regisseur Ausflüchte, dann wurde er wütend, dann warb er um Verständnis. »Tatsache ist, Bry, das verdammte Frauenzimmer ist abgehauen. Muß am Tag darauf gewesen sein, als du vor zwei Monaten die Erde verlassen hast. Ließ uns einfach im Stich und das zu einer Zeit, wo wir die meiste Arbeit hatten!«
    »Aber wohin, Gaston? Wohin ist sie gegangen?«
    Auf dem Bildschirm wandte Deschamps den Blick ab. »Durch dies verdammte Zeitportal ins Exil. Es macht mich krank, Bry. Sie hatte alles, was sie sich vom Leben wünschen konnte. Natürlich war bei ihr eine Schraube locker, aber keiner von uns ahnte, daß es so schlimm um sie stand. Es ist eine verdammte Schande. Sie hatte von allen, die ich je gekannt habe, das beste Fingerspitzengefühl für das Mittelalter.«
    »Ich verstehe. Danke, daß du es mir gesagt hast. Es tut mir sehr leid.«
    Er unterbrach die Verbindung und saß nun da in der Sichtsprechzelle, ein Anthropologe mittleren Alters, der sich einen gewissen Ruf errungen hatte, ein Mann mit freundlichem Gesicht, konventionell gekleidet, eine Aktenmappe mit Protokollen über die Fünfzehnte Galaktische Konferenz über Kultur-Theorien auf den Knien. Zwei Simbiari, die mit dem gleichen Raumschiff wie er gereist waren, warteten draußen mehrere Minuten lang geduldig, bis sie an die Tür klopften und kleine grüne Schmierflecken auf dem Glas hinterließen.
    Jetzt lieb ich sie ...

    Bryan Grenfell entschuldigte sich bei den Simbiari, indem er einen Finger hob, und wandte sich von neuem dem Apparat zu. Er berührte die #-Taste.
    »Information über welche Stadt bitte?«
    »Lyon«, sagte er.
    ... in Ewigkeit.

    Bryan schickte die Daten per Post an die CAS und holte sein eigenes Ei in London ab. Obwohl er die Nachforschung ebenso gut zu Hause hätte durchführen können, reiste er noch am gleichen Nachmittag nach Frankreich ab. Sobald er sich ein Zimmer im Galaxie-Lyon genommen hatte, bestellte er ein Abendessen aus gegrillten Langusten, Orangen-Soufflee und Chablis und vertiefte sich augenblicklich in die Literatur.
    Der Bibliotheksanschluß in seinem Zimmer zeigte eine deprimierend lange Liste von Büchern, Arbeiten und Artikeln über Guderians Zeitportal. Bryan wollte unter »Physik« und "Paläobiologie" katalogisierte Veröffentlichungen schon überspringen und sich auf "PsychoanaIogie" und "Psychosoziologie" konzentrieren, doch dann schien ihm das Mercys unwürdig zu sein. Also steckte er seine Karte in den Schlitz und bestellte resigniert die ganze Sammlung. Die Maschine spuckte so viele dünne Buchplatten aus, daß er den Fußboden des großen Hotelzimmers sechsmal hätte damit pflastern können. Er sortierte die Bücher methodisch und begann, sie sich einzuverleiben. Einige projizierte er, andere las er, den Inhalt der langweiligsten ließ er sich im Schlaf einflößen. Drei Tage später steckte er die Platten wieder in den Anschluß. Er kündigte sein Zimmer, verlangte sein Ei und begab sich aufs Dach, um darauf zu warten. Das Wissen, das er soeben absorbiert hatte, polterte ohne Form oder Struktur in seinem Kopf herum. Ihm war klar, daß er den ganzen Komplex mitsamt den sich daraus ergebenden Folgerungen unterbewußt zurückwies, aber es half ihm nicht viel, daß er es wußte.
    Gebrochene Herzen heilten, und Erinnerungen an eine entschwundene Liebe

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