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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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verblaßten, sogar an eine Liebe, wie sie ihm so seltsam noch nie begegnet war. So ist es, sagte er sich immer wieder. Der gesunde Menschenverstand, die Schlußfolgerungen aus den angsteinflößenden Daten, mit denen er sich vollgestopft hatte, das nicht von Emotionen belastete Urteilsvermögen sagten ihm, was er tun mußte. Was er vernünftigerweise tun müßte.
    Oh, Mercy. Oh, meine Liebste. Der fernste Teil der Galaxis ist mir näher als du, meine Dame, die vorüberkam. und doch. und doch.

10
    Nur Georgina tat es leid, daß Stein ging. Sie hatten seinen letzten Tag in Lissabon mit einem fundamentalen Besäufnis gefeiert, und sie hatte gefragt: »Wie würde es dir gefallen, es in einem Vulkan zu treiben?« und er hatte hingerissen gemurmelt, sie sei eine verrückte fette Sau, aber sie versicherte ihm, sie kenne einen Kerl, der für ein angemessenes Trinkgeld zur anderen Seite sehen würde, wenn sie einen Tiefbohrer für Forschungszwecke aus Messina herausholten. Dort befand sich der Stollen, der genau in die Hauptkammer des Stromboli führte.
    Also, zum Teufel, sie eierten hinüber, und der Kerl ließ sie mit der Maschine abhauen. Es kostete sechs Kilobucks. Na und? Da unten brodelte die Lava, farbige Gasblasen stiegen langsam wie ein Schwarm Quallen in einer Schüssel mit leuchtender Tomatensuppe an dem Beobachtungsfenster hoch.
    Oh, Georgina«, stöhnte er in der postkoitalen Traurigkeit. "Komm mit mir!« Sie rollte sich auf dem gepolsterten Boden des Cockpits herum, weißes Fleisch von dem Glühen da draußen in Scharlach und Schwarz verwandelt, und zog den weinenden Riesen mütterlich tröstend an ihre melonengroßen Brüste.
    »Steinie, Lieber. Ich habe drei schöne Kinder, und mit meinem genetischen Quotienten kann ich drei mehr haben, wenn ich möchte. Mit ihnen und solange ich verschüttete Energietunnel öffnen und jeden Mann lieben kann, der keine Angst hat, daß ich ihn lebendig fresse, bin ich glücklich wie eine Muschel bei Flut. Steinie, was soll ich im Exil? Dies ist meine Welt. Diese Welt, die in drei Millionen Richtungen auf einmal explodiert! Die Erdlinge vermehren sich und erobern jeden Winkel der Galaxis, und die Rasse entwickelt sich vor jedermanns Augen zu etwas phantastisch Praktischem. Weißt du, daß eins meiner Kinder Begabung zum Meta hat? Das geschieht jetzt überall. Zum ersten Mal seit der Steinzeit macht der Mensch mit den kulturellen auch biologische Fortschritte. Ich muß dabeisein, Lieber. Es geht einfach nicht.«
    Er entzog sich ihr, wischte sich die Augen mit den Fingerknöcheln und empfand Abscheu gegen sich selbst. »Dann kannst du nur hoffen, daß ich dir nichts in deine Kartoffelkiste gepflanzt habe, Mädchen. Ich glaube nicht, daß meine Gene deinem Standard entsprechen.«
    Sie nahm seinen Kopf in beide Hände und küßte ihn. »Ich weiß, warum du gehen mußt, Blauauge. Aber ich habe auch dein PS-Profil gesehen. Die Macken darin haben nichts mit Vererbung zu tun, glaub mir das. Hättest du eine andere Kindheit gehabt, dann wäre es tadellos, Junge.«
    »Tier. Er hat mich ein mordendes kleines Tier genannt«, flüsterte Stein.
    Sie wiegte ihn in ihren Armen. »Er war schrecklich verstört, als sie ums Leben kam, und ihm war nicht klar, daß du verstandest, was er sagte. Versuch, ihm zu verzeihen, Steinie! Versuch, dir selbst zu verzeihen!«
    Der Stromboli rülpste dicke Gasblasen, und der Tiefbohrer begann heftig zu schwanken. Sie sahen ein, daß sie sich schleunigst davonmachen mußten, bevor die Sigmafeld-Hitzeschilde versagten, und so verließen sie die Lavakammer durch eine erloschene Unterwasser-Öffnung. Als sie schließlich auf dem Boden des Mittelmeers westlich der Insel angelangt waren, schlugen Steine, die durch das Wasser fielen, klirrend und laut dröhnend auf die Hülle der Bohrmaschine.
    Sie stiegen an die Oberfläche auf und gerieten in ein verrücktes nächtliches Melodram. Der Stromboli war ausgebrochen. Er entsandte rote und gelbe Wolken und glühende Lavabrocken, die wie Raketen dahinzischten, bevor sie sich im Meer ertränkten.
    »Heiliges Kanonenrohr«, sagte Georgina. »Haben wir das verursacht mit unserem Fick?«
    Stein grinste sie eulenhaft an. Die Bohrmaschine schaukelte auf dampfenden Wellen. »Willst du einmal versuchen, ob du einen Kontinent zum Abtreiben bringen kannst?« fragte er und packte sie, um sie gleich noch mal zu besteigen.

11
    Richard Voorhees nahm die Expreßröhre von Unst nach Paris und Lyon. Dann lieh er sich für den letzten

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