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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Stirn zu runzeln.
    »Wie lange braucht man von Kuipers und wieder zurück zu ihr, auf den Vrejshügel, meine ich?«
    Bang zuckte mit den Schultern.
    »Tja«, sagte er dann, »eine Viertelstunde, nehme ich an. Das hängt vom Verkehr ab ... aber ich begreife nicht, warum der Kommissar darauf so herumhackt.«

    Münster betrachtete das rosarote Gesicht seines Kollegen mit einem fast mitleidigen Lächeln.
    »Das werde ich dir erklären«, sagte er langsam und betonte jedes einzelne Wort. »Wenn Inspektorin Moerk um Viertel nach fünf draußen in Immelsport war, kann sie kaum vor ... na, sagen wir, zwanzig vor sechs zu Hause gewesen sein. Sie befand sich im Hotel See Wharf im Jogginganzug um Viertel nach sechs. Kann der Polizeianwärter mir dann erzählen, wann sie Zeit gehabt haben soll, den Melnikbericht zu lesen?«
    Bang grübelte eine Weile.
    »Das ist einleuchtend«, sagte er dann, »... nein, sie hat ihn wohl nicht gelesen, oder?«
    »Nein, das hat sie nicht«, bestätigte Münster.
     
    Er klopfte an und trat ein.
    Der Kommissar hatte den einzigen Sessel im Zimmer vor den Balkon gestellt. Dort saß er rauchend und schaute durch die offene Tür hinaus ... über den Fischmarkt, auf die vereinzelten Haussilhouetten und auf den sich verdunkelnden Himmel über der Bucht. Der Sessel war schräg nach außen gedreht, das einzige, was Münster von Van Veeteren sehen konnte, waren die Beine, die rechte Schulter und der Arm. Aber das genügte, um zu begreifen.
    Etwas war geschehen. Und das war keine Frage der Senilität. Eher im Gegenteil. Ich muß es lernen, demütig zu sein, beschloß Münster, auch in meinen Gedanken. Nicht nur in meinen Handlungen.
    »Setz dich«, sagte Van Veeteren müde und winkte ihn mit der Hand zu sich heran.
    Münster holte sich den Schreibtischstuhl. Ließ sich neben dem Hauptkommissar in einer Position nieder, in der er zumindest die Hoffnung haben konnte, etwas Augenkontakt zu bekommen, falls es notwendig sein sollte.
    »Sag das noch mal!« forderte Van Veeteren ihn auf.
    Münster räusperte sich.

    »Bang hat Moerk am Freitag nachmittag um Viertel nach fünf draußen in Immelsport getroffen.«
    »Ist er sich sicher?«
    »Ja. Sie haben sich gegrüßt. Nicht einmal Bang kann sich so irren.«
    Van Veeteren nickte.
    »Ich weiß nicht genau, wo das liegt. Kommt das hin mit der Zeit?«
    »Ich habe es überprüft«, sagte Münster. »Es gibt keine Möglichkeit, daß sie den Bericht hätte lesen können. Sie hat das Revier pünktlich um 16.35 Uhr verlassen, laut Frau deWitt. Die beiden waren die letzten. Sie ist ins Auto gestiegen, zu diesem Gemüseladen gefahren und hat eingekauft... ist dann nach Hause gefahren, hat sich umgezogen, hat wahrscheinlich versucht, mich anzurufen, mich aber nicht erreicht. Statt dessen hat sie die Nachricht aufgeschrieben und ist damit hergekommen... und dann, ja dann...«
    Der Kommissar knurrte und setzte sich in seinem Sessel zurecht.
    »Das genügt. Nun ja, und welche Schlußfolgerungen zieht der Kommissar daraus?«
    Münster breitete die Arme aus.
    »Daß sie etwas entdeckt haben muß, ohne ihn zu lesen natürlich... etwas ganz am Anfang. Vielleicht auf der ersten Seite – ich weiß es nicht.«
    Er verstummte und betrachtete den Kommissar, der in den Abendhimmel blinzelte und langsam seinen Kopf von links nach rechts wog.
    »Bang?« fragte er und holte tief Luft. »Was, zum Teufel, machen wir mit Bang?«
    »Was?« fragte Münster, aber es war ganz offensichtlich, daß der Hauptkommissar nur mit sich selbst redete. Er murmelte noch eine Weile vor sich hin, wobei er den Zigarettenstummel waagerecht zwischen Daumen und Zeigefinger hielt und auf die daumenlange Asche starrte. Erst als ein Luftzug kam und
sie wegwehte, zuckte er zusammen und schien sich wieder bewußt zu werden, daß er nicht allein im Zimmer war.
    »Ja, so machen wir es«, sagte er und ließ die Kippe ins Wasserglas fallen, das auf dem Balkonfußboden stand. »Wenn es klappt, dann klappt es ... Münster!«
    »Ja?« fragte Münster.
    »Du hast morgen frei und widmest dich Synn und den Kindern.«
    »Was?« rief Münster. »Aber warum in ...«
    »Das ist ein Befehl«, sagte Van Veeteren. »Halte dich nur abends bereit. Ich glaube, ich brauche dich dann, um was mit dir zu besprechen.«
    »Und was will der Hauptkommissar tun?«
    »Einen kleinen Ausflug machen«, sagte Van Veeteren.
    »Wohin?«
    »Wir werden sehen.«
    Jetzt ist es soweit, dachte Münster. Biß die Zähne zusammen und verbiß sich die

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