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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Wechselwähler der einzigen Partei in die Arme treiben würde, die sich für einseitige nukleare Abrüstung ausspricht, der Labour Party.«
    »Verzeihung«, sagte Karpow, »fahren Sie bitte fort.«
    »Die Bombe wäre sechs Tage vor der Wahl gezündet worden«, sagte der Professor. »Die Frage des Platzes war von ausschlaggebender Bedeutung. Es handelte sich um die Basis der amerikanischen Luftstreitkräfte in Bentwaters, Suffolk. Dort sind anscheinend F-5-Bomber stationiert, die mit kleinen taktischen Atomwaffen ausgerüstet sind zur Bekämpfung unserer massierten Panzerdivisionen im Falle einer Invasion Westeuropas.«
    Karpow nickte. Er kannte Bentwaters, und die Information stimmte.
    »Der ausführende Offizier«, fuhr Professor Krilow fort, »wäre angewiesen worden, die zusammengebaute Vorrichtung in den frühen Morgenstunden mit dem Wagen bis an die Stacheldrahtabsperrung der Basis heranzufahren. Die ganze Basis scheint mitten im Rendlesham Forest zu liegen. Kurz vor Sonnenaufgang hätte er das Gerät zur Explosion gebracht.
    Wegen der relativ geringen Sprengkraft hätte sich der Schaden auf die Luftwaffenbasis beschränkt, die weggeblasen worden wäre, den Rendlesham Forest, drei Weiler, ein Dorf, den Strand und auf ein Vogelschutzgebiet. Da die Basis ganz nahe an der Küste von Suffolk liegt, wäre die Wolke des in die Höhe geschleuderten radioaktiven Staubs bei dem vorherrschenden Westwind auf die Nordsee hinausgetrieben worden. Auf ihrem Weg zur holländischen Küste wären fünfundneunzig Prozent dieser Staubwolke unwirksam geworden oder ins Meer gefallen. Die Absicht war nicht, eine ökologische Katastrophe hervorzurufen, sondern Furcht und eine heftige Welle des Hasses auf Amerika.«
    »Die Leute hätten es vielleicht nicht geglaubt«, sagte Karpow. »Eine Menge Dinge hätten schiefgehen können. Der Ausführende hätte lebend gefangengenommen werden können.«
    Professor Krilow schüttelte den Kopf.
    »Rogow hatte das alles bedacht. Das Ganze war ausgearbeitet wie eine Schachpartie. Dem Ausführenden wäre gesagt worden, er habe nach dem Knopfdruck auf den Zeitzünder noch zwei Stunden, damit er möglichst weit wegfahren könne. In Wirklichkeit wäre der Zeitzünder - eine hermetisch verkapselte Einheit - auf sofortige Detonation eingestellt gewesen.«
    Armer Petrofski, dachte Karpow.
    »Und wie steht's mit der Glaubwürdigkeit?« fragte er.
    »Am Abend des Tages, an dem die Explosion stattgefunden hätte«, sagte Krilow, »wäre ein Mann, der offensichtlich ein sowjetischer Geheimagent ist, nach Prag geflogen, um dort eine internationale Pressekonferenz abzuhalten. Dr. Nahum Wisser, ein israelischer Kernphysiker, der anscheinend für uns arbeitet.«
    General Karpow verzog keine Miene.
    »Sie erstaunen mich«, sagte er. Er kannte die Akte Wisser. Dr. Wisser hatte einen Sohn gehabt, den er sehr liebte. Der junge Mann war als Soldat der israelischen Armee 1982 in Beirut stationiert gewesen. Als die Phalangisten die palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Chatila verwüsteten, hatte Leutnant Wisser versucht zu intervenieren. Er war von einer Kugel tödlich getroffen worden.
    Dem schmerzgebeugten Vater, der damals schon ein engagierter Gegner der Likudpartei war, wurde sorgfältig konstruiertes Beweismaterial vorgelegt, wonach eine israelische Kugel seinen Sohn getötet hatte. In seiner Verbitterung und Wut rückte Dr. Wisser noch ein wenig mehr nach links und erklärte sich bereit, für Rußland zu arbeiten.
    »Wie dem auch sei, Dr. Wisser hätte der Weltöffentlichkeit dargelegt, daß er mit den Amerikanern jahrelang auf Austauschbesuchen an der Entwicklung von ultraminiaturisierten nuklearen Sprengköpfen gearbeitet habe. Was anscheinend zutrifft. Er hätte ferner ausgeführt, daß er die Amerikaner zu wiederholten Malen gewarnt habe, diese Kleinstsprengköpfe seien wegen ihrer mangelnden Stabilität noch nicht einsatzfähig. Doch die Amerikaner hätten die neuen Sprengköpfe so schnell wie möglich einsetzen wollen, weil sie dann mehr Treibstoff an Bord nehmen und die Reichweite ihrer F-5-Bomber erhöhen könnten.
    Man rechnete damit, daß diese Behauptungen einen Tag nach der Explosion und fünf Tage vor der Wahl die Welle von Antiamerikanismus in England in eine Sturmflut verwandeln würden, die nicht einmal die Konservativen hätten eindämmen können.«
    Karpow nickte.
    »Ja, das wäre wohl der Fall gewesen. Sonst noch was aus dem fruchtbaren Hirn des Dr. Rogow?«
    »Noch viel mehr«, sagte

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