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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Preston.
    »Dieser Dr. Wynne-Evans, ist er bereit, seine Schlußfolgerungen schriftlich niederzulegen?«
    »Keine Schlußfolgerungen, Brian. Er gibt eine wissenschaftliche Analyse des Metalls und nennt die beiden einzigen bekannten Anwendungsgebiete. Und, ja, er hat sich einverstanden erklärt, einen schriftlichen Bericht zu verfassen. Als Ergänzung zu meinem eigenen.«
    »Und Ihre eigenen Schlußfolgerungen? Oder müßte ich wissenschaftliche Analyse sagen?«
    Preston ignorierte den Spott.
    »Ich halte es für offenkundig, daß der Matrose Semjonow nach Glasgow kam, um diese Dose und ihren Inhalt in einem toten Briefkasten zu deponieren oder persönlich jemandem zu übergeben, den er treffen sollte«, sagte er. »In jedem Fall bedeutet das, daß irgendwo hier vor Ort ein Illegaler steckt. Wir könnten doch versuchen, ihn zu finden.«
    »Eine bestechende Idee. Leider haben wir keinen Hinweis, wo wir anfangen sollen. Lassen Sie mich ganz offen sein, John. Sie bringen mich hier - wieder einmal - in eine äußerst schwierige Lage. Ich sehe wirklich nicht, wie ich diese Geschichte nach oben weiterleiten soll, solange Sie mir nicht ein bißchen mehr Beweise liefern als nur eine Scheibe aus Edelmetall, die bei einem bedauernswerten toten russischen Seemann gefunden wurde.«
    »Die Scheibe wurde als die eine Hälfte des Initiators für nukleares Gerät identifiziert«, erwiderte Preston. »Als >nur ein Stück Metall< kann man das kaum bezeichnen.«
    »Na schön. Also: die Hälfte von etwas, das vielleicht als Auslöser dienen könnte für etwas, das vielleicht eine Bombe sein könnte; vielleicht für einen sowjetischen Illegalen bestimmt, der sich vielleicht in England aufhält. Glauben Sie mir, John, wenn Sie mir Ihren kompletten Bericht vorlegen, so werde ich mich wie immer sehr ernsthaft damit beschäftigen.«
    »Und ihn dann als KWV ablegen?« fragte Preston.
    Harcourt-Smiths Lächeln war ausdauernd und gefährlich.
    »Nicht unbedingt. Jeder Bericht, ob von Ihnen oder von anderen, wird seinem Wert entsprechend behandelt. Und jetzt würde ich vorschlagen, daß Sie versuchen, mir irgendeinen handfesten Beweis zu bringen, der die Ihnen offenbar so teure Verschwörungstheorie untermauert. Machen Sie sich gleich ans Werk.«
    »All right«, sagte Preston und stand auf. »Ich werde mich ins Zeug legen.«
    »Tun Sie das«, sagte Harcourt-Smith.
    Als Preston gegangen war, nahm der stellvertretende Generaldirektor sich die Liste der Hausanschlüsse vor und rief den Chef des Personalbüros an.
    Am folgenden Tag, Mittwoch, dem 15., landete gegen Mittag eine Maschine der British Midland Airways aus Paris auf dem West-Midlands-Flugplatz von Birmingham. Unter den Passagieren befand sich ein junger Mann mit einem dänischen Paß.
    Der Name auf dem Paß war ebenfalls dänisch, und hätte irgendein Neugieriger den jungen Mann auf dänisch angesprochen, so wäre ihm eine fließende Antwort zuteil geworden. Der Mann hatte die Anfangsgründe dieser Sprache von seiner dänischen Mutter gelernt und seine Kenntnisse in verschiedenen Sprachenschulen und bei Dänemarkreisen vervollkommnet.
    Sein Vater jedoch war Deutscher gewesen, und der junge Mann war, eine ganze Weile nach dem Zweiten Weltkrieg, in Erfurt zur Welt gekommen und aufgewachsen, somit Bürger der Deutschen Demokratischen Republik. Überdies war er Offizier beim Staatssicherheitsdienst der DDR.
    Er wußte nicht, worum es bei seiner Reise nach England ging, und er wollte es auch nicht wissen. Seine Instruktionen waren einfach, und er befolgte sie bis ins kleinste. Nachdem er Zoll- und Paßkontrolle ohne Schwierigkeiten durchlaufen hatte, nahm er ein Taxi und ließ sich zum Hotel Midland an der New Street bringen. Während der Fahrt und der Anmeldung im Hotel schonte er sorglich den linken Arm, der in einem Gipsverband steckte. Man hatte ihm eingeschärft, er dürfe unter gar keinen Umständen versuchen, seine Reisetasche mit dem »gebrochenen« Arm anzuheben.
    Nachdem er auf sein Zimmer gegangen war und die Tür abgeschlossen hatte, begann er, den Gipsverband mit der kräftigen Stahlschere zu bearbeiten, die ganz unten in seinem Waschbeutel gesteckt hatte; vorsichtig schnitt er die perforierte Linie an der Innenseite des Unterarms entlang.
    Als die Gipshülle ganz durchtrennt war, zog er sie so weit auseinander, daß er Arm, Gelenk und Hand frei bekam. Den leeren Gipsverband legte er in eine mitgebrachte Tragtüte aus Plastik.
    Er blieb den ganzen Nachmittag in seinem Zimmer, so

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