Das vierte Protokoll
Petrofski in einem Anfall von Galgenhumor. Wassiliew grinste.
»Niemand. Die beiden Scheiben sind schon drinnen, aber voneinander getrennt. Das Polonium ist an einem Ende des Lochs in der Urankugel und das Lithium auf der Spitze des Urangeschosses. Der Stab wird durch das Rohr in die Kugel geschossen und das Lithium an seiner Spitze in das Polonium geschmettert, das am anderen Ende des Tunnels wartet. Das ist alles.«
Wassiliew ließ einen Tropfen Superklebstoff auf die Poloniumscheibe fallen und preßte sie dann auf den flachen Stecker aus Lichkas Schuhabsatz. Dann schraubte er den Stecker in das Gewindeloch einer der beiden Schutzschalen. Er nahm die Urankugel und senkte sie in die Schale, in deren Inneren vier Höcker waren, die genau in die auf der Kugel angebrachten Kerben paßten. Wenn die Höcker in die Kerben einrasteten, war die Kugel fest an ihrem Platz verankert. Wassiliew nahm eine Stablampe und spähte hinunter durch das Loch in der Urankugel.
»Da«, sagte er, »wartet am andern Ende des Lochs.«
Dann legte er die zweite Schale darauf, so daß eine vollkommene Kugel entstand, und verbrachte die nächste Stunde mit der Befestigung der sechzehn Schraubbolzen im Wulst rund um die Schalen. Die beiden Hälften waren fest miteinander verbunden.
»Jetzt zum Kanonenrohr«, bemerkte er. Er stopfte den Plastiksprengstoff in das achtzehn Zoll lange Stahlrohr, half stetig, aber behutsam mit einem Besenstiel aus der Küche nach, bis der Sprengstoff eine kompakte Masse bildete. Petrofski konnte den Sprengstoff sehen, der durch das Loch in der Stahlkappe quoll. Mit dem Superklebstoff befestigte Wassiliew die Lithiumscheibe am flachen Ende des Uranstabes, umwickelte das Ganze mit dünnem Stoff, so daß es nicht mehr aufgrund irgendwelcher Erschütterungen im Stahlrohr zurückrutschen konnte, und rammte den Stab in das Rohr bis zum Sprengstoff am unteren Ende. Dann schraubte er das Rohr in die Kugel. Sie sah aus wie eine graue Melone mit Handgriff; eine Art übergroße Handgranate.
»So gut wie fertig«, sagte Wassiliew. »Der Rest ist konventionelle Bombenmacherei.«
Er nahm den Zünder, trennte die beiden Drähte und umwickelte sie mit Isolierband. Sollten sie einander berühren, würde es dennoch nicht zu einer vorzeitigen Detonation kommen. Er verdrallte jeden der beiden Drähte mit einer FünfAmpere-Schnur und preßte dann den Zünder durch das Loch im Rohrende, bis er fest in den Sprengstoff eingebettet war.
Er legte die Bombe wie ein Baby in ihre Schaumstoffwiege, packte rechts und links von ihr noch weiteren Schaumstoff hinein und eine noch größere Menge obenauf. Nur die beiden Drähte ragten heraus. Einer davon wurde an den Pluspol des Batterieblocks angeschlossen. Ein dritter Draht ging vom Minuspol aus, so daß Wassiliew noch zwei Drähte übrigblieben. Er isolierte die beiden Enden.
»Nur für den Fall, daß sie einander berühren«, grinste er. »Das wollen wir doch lieber vermeiden.«
Der einzige noch nicht eingesetzte Bestandteil war der Behälter mit dem Laufzeitmechanismus. Wassiliew bohrte fünf Löcher oben in einer Seite des Stahlschranks. Das mittlere Loch diente zur Durchführung der Drähte, die aus der Rückseite des Behälters ragten. Die vier anderen waren für dünne Bolzen bestimmt, mit denen er den Laufzeitmechanismus am Stahlschrank befestigte. Dann verband er die Batterie- und Zünderdrähte entsprechend ihrem Farbencode mit den Drähten des Laufzeitmechanismus. Petrofski hielt den Atem an.
»Keine Bange«, sagte Wassiliew, der ihn beobachtet hatte. »Dieser Laufzeitmechanismus ist x-mal getestet worden. Die eingebaute Sicherung funktioniert tadellos.«
Er versorgte den letzten der Drähte, isolierte sorgfältig die Verbindungsstellen, machte den Schrank zu, verschloß ihn und schob den Schlüssel zu Petrofski hinüber.
»So, Genosse Ross, das war's. Sie können den Schrank auf Ihrer Karre zum Wagen bringen, ohne daß etwas passiert. Sie können ihn hinfahren, wo Sie wollen - die Erschütterung stört ihn nicht. Noch etwas. Ein fester Druck auf diesen gelben Knopf hier setzt den Laufzeitmechanismus in Bewegung, schließt aber nicht den Stromkreis. Das besorgt die Uhr zwei Stunden später. Sie drücken auf den gelben Knopf und haben dann noch zwei Stunden, um möglichst weit wegzukommen. Der rote umgeht die Zeitzündung. Wenn Sie auf den drücken, geht die Bombe sofort hoch.«
Er wußte nicht, daß er die Unwahrheit sagte. Er glaubte wirklich an das, was man ihm erklärt
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