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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Loch auf mit Schraubgewinde für den stählernen Stecker aus Lichkas linkem Schuh. Beim anderen ragte aus der Mitte ein kurzer Rohrstumpf, der einen Innendurchmesser von zwei Zoll besaß und außen geflanscht und mit einem Gewindegang versehen war zum Einschrauben in das stählerne Geschützrohr aus dem Auspuff des Hanomags.
    Zuletzt kam der Spielball, der in dem Wohnwagen ins Land gebracht worden war. Wassiliew schnitt die bunte Gummihülle auf. Eine Metallkugel glänzte im Licht.
    »Das ist der Bleimantel«, sagte er, »die Urankugel, der spaltbare Kern der Atombombe steckt dahinter. Ich hol' sie später heraus. Sie ist auch radioaktiv, wie das andere Stück da.«
    Nachdem er sich nochmals vergewissert hatte, daß alle neun Teile vorhanden waren, machte er sich an den Stahlschrank. Er legte ihn auf den Rücken, schlug die Tür zurück und fertigte aus den Leisten und Stäben einen niedrigen wiegenförmigen Rahmen, den er auf den Boden des Schranks stellte. Dann hüllte er das Ganze in eine dicke Lage stoßdämpfenden Schaumgummis.
    »Ich packe an den Seiten und oben noch mehr rein, wenn die Bombe drinnen ist«, erklärte er.
    Er nahm die Batterien, verdrahtete sie Klemme mit Klemme und wickelte sie mit Kreppband zu einem Block zusammen. Schließlich bohrte er vier kleine Löcher in die Schranktür und befestigte den Block auf der Innenseite. Es war Mittag.
    »Schön«, sagte er, »jetzt setzen wir das Ding zusammen. Übrigens, haben Sie schon einmal eine Atombombe gesehen?«
    »Nein«, sagte Petrofski heiser. Er war Spezialist für unbewaffnete Auseinandersetzungen. Vor Fäusten, Messern oder Schießeisen hatte er keine Angst, aber die kaltblütige Jovialität, mit der Wassiliew mit einer Zerstörungskraft umging, die ohne weiteres eine Stadt auslöschen konnte, beunruhigte ihn.
    Wie die meisten Leute betrachtete er die Kernphysik als eine Art Geheimwissenschaft.
    »Früher waren sie sehr kompliziert«, sagte Wassiliew. »Sehr groß, auch die mit geringer Sprengkraft, und nur unter äußerst komplexen Laborbedingungen herstellbar. Das gilt heute noch für die wirklichen Superdinger, die Multimegatonnen-Wasserstoffbomben. Aber die elementare Atombombe ist so vereinfacht worden, daß man sie auf jeder Werkbank zusammenbasteln kann. Vorausgesetzt, man verfügt über die richtigen Teile sowie über ein bißchen Vorsicht und technisches Wissen.«
    »Toll«, sagte Petrofski. Wassiliew schnitt den dünnen Bleimantel von der Urankugel. Das Blei war kalt herumgewickelt worden, wie Packpapier, und die Nähte hatte man zusammengelötet. Es ließ sich leicht abnehmen. Die Kugel, die zum Vorschein kam, hatte einen Durchmesser von fünf Zoll und ein zweizölliges, durchgebohrtes Loch in der Mitte.
    »Möchten Sie wissen, wie's funktioniert?« fragte Wassiliew.
    »Klar.«
    »Diese Kugel ist reines Uran. Gewicht fünfzehneinhalb Kilo. Nicht genug Masse, um kritisch zu sein. Uran wird kritisch, sobald seine Masse den kritischen Punkt überschreitet.«
    »Was heißt >kritisch    »Es fängt an zu sprudeln. Nicht im wörtlichen Sinn natürlich, nicht wie Limonade. Ich meine sprudeln im kernphysikalischen Sinn. Es gelangt an die Detonationsschwelle. Diese Kugel ist noch nicht in diesem Stadium. Sehen Sie den kurzen Stab da?«
    »Ja.«
    Es war der Uranstab aus dem Feuerlöscher.
    »Dieser Stab paßt genau in das zweizöllige Loch in der Kugelmitte. Wenn er darin ist, wird die ganze Masse kritisch. Das Stahlrohr wirkt wie ein Kanonenrohr mit dem Uranstab als Kugel. Bei der Detonation schießt der Plastiksprengstoff den Stab durch das Rohr in die Kugel hinein.«
    »Und dann knallt's.«
    »Nicht ganz. Dazu braucht man den Initiator. Das Uran allein würde einfach versprudeln und dabei zwar eine Unmenge Radioaktivität entwickeln, aber keine Explosion herbeiführen. Damit es zum Knall kommt, muß man das kritische Uran mit einem Neutronenhagel bombardieren. Diese beiden Scheiben, das Lithium und das Polonium, bilden den Initiator. Getrennt sind sie harmlos; das Polonium ist ein milder Alphastrahlenemitter, das Lithium ist inaktiv. Wenn sie aber aufeinanderprallen, passiert Merkwürdiges. Sie bewerkstelligen eine Reaktion; sie emittieren den Neutronenhagel, den wir brauchen. Unter diesem Hagel zerspringt das Uran und setzt gigantische Energien frei; die Zerstörung der Materie. In einer hundertmillionstel Sekunde. Der Stahlmantel hält das alles während dieser winzigen Zeitdauer zusammen.«
    »Wer steckt den Initiator rein?« fragte

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