Das vierte Protokoll
hatte. Nur vier Leute in Moskau wußten, daß beide Knöpfe auf sofortige Detonation eingestellt waren. Es war Abend geworden.
»Nun, Freund Ross, möchte ich essen, etwas trinken, gut schlafen und morgen früh nach Hause fliegen.«
»Klar«, sagte Petrofski. »Stellen wir den Schrank hier in die Ecke, zwischen das Buffett und den Getränkewagen. Schenken Sie sich einen Whisky ein. Ich kümmere mich ums Abendessen.«
Sie starteten um zehn Uhr in Petrofkis kleinem Wagen nach Heathrow. An einer Parkbucht südwestlich von Colchester, wo die dichten Wälder fast bis zur Straße reichen, stieg Petrofski zum Pinkeln aus. Sekunden später hörte Wassiliew ihn laut schreien, und er lief hin, um nachzusehen, was los war. Er starb an einem fachmännisch verabreichten Genickschlag hinter einer dichten Baumzeile. Der Leichnam landete, nachdem alle Identifizierungsmöglichkeiten entfernt worden waren, in einem flachen Graben und wurde mit frischen Zweigen bedeckt. Er würde wahrscheinlich in einem Tag oder etwas später entdeckt werden. Die Polizei würde ein Foto in einer lokalen Zeitung veröffentlichen lassen, das der Nachbar Armitage vielleicht sehen und erkennen würde, oder auch nicht. Es spielte ohnehin keine Rolle mehr. Petrofski fuhr nach Ipswich zurück.
Er hatte keine Gewissensbisse. Seine Instruktionen waren, was den »Monteur« anbelangte, klar gewesen. Es war ihm ein Rätsel, wie Wassiliew sich hatte einbilden können, wieder nach Hause zu kommen. Er selber hatte auf alle Fälle jetzt andere Probleme. Alles war bereit, doch die Zeit wurde knapp. Er war in den Rendelsham Forest gefahren und hatte sich seine Stelle ausgesucht; in guter Deckung, aber kaum hundert Yards von der Stacheldrahtumzäunung der USAF-Basis von Bentwaters entfernt. Niemand würde um vier Uhr früh in der Nähe sein, wenn er auf den gelben Knopf drückte, um die Detonation für sechs Uhr auszulösen. Frische Zweige würden den Schrank bedecken, während der Zeitzünder tickte und er wie der Teufel in Richtung London fuhr.
Das einzige, was er noch nicht wußte, war das Datum. Das Einsatzsignal sollte am Vorabend während der Zweiundzwanzig-Uhr-Nachrichten des englischsprachigen Dienstes von Radio Moskau kommen: Ein absichtlicher Versprecher in der ersten Meldung. Da aber Wassiliew nichts mehr berichten konnte, mußte Moskau informiert werden, daß alles bereit war. Das bedeutete eine letzte Funkbotschaft. Danach würden die Griechen nicht mehr benötigt werden. Petrofski verließ Cherryhayes in der Abenddämmerung eines warmen Junitags und fuhr gemächlich nach Thetford zu seinem Motorrad. Um neun Uhr setzte er seine Fahrt fort nach Nordwesten in die Midlands.
Die Langeweile eines gewöhnlichen Abends im Schlafzimmer der Roystons wurde kurz nach zehn unterbrochen, als Len Stewart sich vom Polizeirevier aus über Funk meldete.
»John, einer meiner Leute hat gerade in der Taverne gegessen. Das Telefon hat zweimal geklingelt, dann hat der Anrufer aufgelegt. Dann wieder zweimal, und wieder eingehängt. Und noch ein drittes Mal. Die Lauscher bestätigen es.«
»Haben die Griechen versucht, abzuheben?«
»Sie sind beim ersten Mal nicht rechtzeitig ans Telefon gekommen. Danach haben sie's gar nicht mehr probiert. Einfach weiter serviert... Moment, John... John, sind Sie noch da?« »Ja, natürlich.«
»Meine Leute draußen melden, daß einer der Griechen das Lokal verläßt. Durch die Hintertür. Er geht zum Wagen.«
»Zwei Wagen und vier Leute hinter ihm her«, sagte Preston. »Bleiben noch zwei für die Taverne. Vielleicht verläßt er die Stadt.«
Er verließ sie nicht. Andreas Stephanides fuhr zurück zur Compton Street, parkte den Wagen und betrat das Haus. Hinter den Vorhängen ging das Licht an. Weiter tat sich nichts. Um dreiundzwanzig Uhr zwanzig, also früher als sonst, schloß Spiridon die Taverne und ging nach Hause, wo er um dreiundzwanzig Uhr fünfundvierzig eintraf.
Prestons Tiger kam kurz vor Mitternacht. Die Straße war sehr ruhig. Fast alle Lichter waren aus. Obwohl Prestons vier Wagen und deren Insassen weit gestreut verteilt waren, hatte niemand ihn kommen sehen. Die erste Meldung kam von einem von Stewarts Leuten über das Funkgerät.
»Da ist ein Mann am unteren Ende der Compton Street, bei der Cross Street.«
»Was macht er?« fragte Preston.
»Nichts. Steht bewegungslos im Schatten.«
»Warten.«
Es war pechschwarz im Schlafzimmer der Roystons. Die Vorhänge waren aufgezogen, die Männer hatten sich vom Fenster
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