Das vierte Protokoll
vor.
»Glauben Sie, daß Sie ihn wirklich umgedreht haben? Daß er alles weitergibt, was ihm gesagt wird?«
»Entweder das oder Wasser und Brot bis ans Ende seiner Tage. Wir lassen ihn keine Sekunde aus den Augen. Er kann Marais vielleicht im Verlauf eines Telefongesprächs eine codierte Warnung zukommen lassen, aber ich glaube nicht, daß er das tut. Er steht wirklich sehr weit rechts, und er wurde eindeutig unter falscher Flagge angeworben.«
Fox überlegte eine Weile.
»Wie hoch, glauben Sie, Nigel, steht dieser Berenson bei der Zentrale im Kurs?«
»Wir fangen am Montag mit der Schadensfeststellung an«, sagte Irvine, »doch ich denke, daß er aufgrund seiner Spitzenposition im Ministerium einen außerordentlich hohen Kurswert in Moskau hat. Vielleicht ist er sogar ein Direktorenfall.«
»Könnten auch wir ein bißchen Desinformation über diesen Kanal leiten?« fragte Fox. Er sah im Geiste bereits ein paar dicke Bären, die Langley Moskau gerne aufbinden würde.
»Ich möchte die Leitung nicht überlasten«, sagte Nigel. »Das Tempo, in dem das Material bisher rüberging, muß beibehalten werden, und die Art des Materials muß ebenfalls dieselbe bleiben. Aber natürlich könnten wir Sie bei diesem Coup einschalten.«
»Und ich soll meinen Leuten gut zureden, damit sie London möglichst ungerupft lassen?«
Sir Nigel zuckte die Achseln.
»Der Schaden ist nun einmal angerichtet. Für das Selbstgefühl ist es natürlich gut, wenn man die Sache kräftig hochspielt. Aber völlig unproduktiv. Es wäre besser, wir beheben den Schaden bei uns und richten bei den anderen möglichst viel an.«
»O. K., Nigel, Sie haben gewonnen. Ich werde meinen Leuten sagen, sie sollen sich zurückhalten. Wir kriegen doch die Schadensfeststellung frisch aus der Presse? Und wir fabrizieren ein paar Dokumente über unsere Atom-U-Boote im Atlantik und im Indischen Ozean, welche die Zentrale veranlassen werden, in die falsche Richtung zu blicken. Ich melde mich.«
Am Montagmorgen mietete Petrofski bei einem Autoverleih in Colchester eine kleine und bescheidene Familienlimousine. Er gab an, er sei aus Dorchester und auf Haussuche in Essex und Suffolk. Seinen eigenen Wagen habe er bei seiner Frau und der Familie in Dorset gelassen, und für eine so kurze Zeit wolle er natürlich kein neues Auto kaufen. Sein Führerschein war vollkommen in Ordnung, mit einer Adresse in Dorchester. Die Versicherung war in der Leihgebühr inbegriffen. Er wollte einen langfristigen Vertrag, möglichst für drei Monate, und entschied sich für Ratenzahlung.
Er beglich eine Wochenmiete in bar und hinterließ einen Scheck für den darauffolgenden Monat. Das nächste Problem war schwieriger und nur mit Hilfe eines Versicherungsmaklers zu lösen. Petrofski suchte einen Makler in der gleichen Stadt auf und erklärte seine Lage.
Er habe einige Jahre im Ausland gearbeitet und vorher immer einen Firmenwagen gefahren. Daher sei er persönlich in England nie versichert gewesen. Nun sei er wieder zurückgekommen und wolle sich selbständig machen. Dazu müsse er ein Fahrzeug kaufen und benötige dementsprechend eine Kfz-Versicherung. Ob der Makler ihm dabei behilflich sein könne?
Der Makler wollte dies mit Freuden tun. Der neue Kunde besaß einen einwandfreien internationalen Führerschein, eine vertraueneinflößende Erscheinung und ein Bankkonto, das an diesem Morgen von Dorchester nach Colchester verlegt worden war.
An welche Art Fahrzeug habe der Herr gedacht? An ein Motorrad. Jawohl. Soviel bequemer im dichten Berufsverkehr. Bei Halbwüchsigen seien diese Dinger natürlich schwer zu versichern. Aber bei einem gestandenen Geschäftsmann - kein Problem. Vollkasko würde vielleicht ein bißchen schwierig sein... Wenn der Herr mit Haftpflicht vorliebnehmen wolle? Und die Adresse? Im Aigenblick auf Haussuche. Sehr verständlich. Aber gegenwärtig im Great White Horse in Ipswich abgestiegen? Völlig in Ordnung. Wenn Mr. Ross ihm nach Kauf des Motorrads die Zulassungsnummer sowie eine allfällige Adressenänderung mitteilen wolle, dann könne die Haftpflichtversicherung ohne weiteres in ein bis zwei Tagen abgeschlossen werden.
Petrofski fuhr in seinem Leihwagen nach Ipswich zurück. Es war ein arbeitsreicher Tag gewesen, und er war sicher, daß er keinerlei Verdacht erregt und keine verfolgbare Spur hinterlassen hatte. Dem Autoverleih und dem Hotel hatte er eine Adresse in Dorchester gegeben, die nicht existierte. Die Immobilienvermittlung Oxborrow und der
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