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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verschiedenen Städten von Suffolk und Essex zu tätigen, war er nach Stowmarket gefahren. Das Motorrad war eine BMW K 100 mit Kardanantrieb, nicht neu, aber in ausgezeichnetem Zustand, eine große, schnelle Maschine, die drei Jahre alt war, aber erst 22000 Meilen auf dem Tacho hatte. Der Motorradhändler fihrte auch das übliche Zubehör - schwarze Ledermonturen, Schaftstiefel mit seitlichem Reißverschluß und Sturzhelme mit getöntem, herabklappbarem Visier. Petrofski staffierte sich von Kopf bis Fuß aus.
    Er zahlte zwanzig Prozent des Preises an, damit man ihm die Maschine reservierte, und bat, zwei Satteltaschen an beiden Seiten des Hinterrades zu montieren sowie einen abschließbaren Plexiglasbehälter obenauf. Er erhielt den Bescheid, daß er die Maschine mit den anmontierten Satteltaschen in zwei Tagen abholen könne.
    Von einer Telefonkabine aus rief er den Versicherungsmakler in Colchester an und gab ihm die Zulassungsnummer der BMW durch. Der Makler versprach ihm die auf einen Monat befristete Versicherung für die nächsten Tage. Er würde sie an das Hotel Great White Horse in Ipswich schicken.
    Von Stowmarket fuhr Petrofski in nördlicher Richtung nach Thetford, knapp jenseits der Grafschaftsgrenze in Norfolk. Es war nichts Besonderes an Thetford; es lag nur ungefähr auf der Linie, die ihn interessierte. Kurz nach dem Mittagessen fand er, was er suchte. In der Magdalen Street, zwischen der Nummer 13 A und dem Gebäude der Heilsarmee, liegt ein zurückgesetzter, rechteckiger Hof mit einunddreißig abschließbaren Garagen. An einer hing ein Schild mit der Aufschrift »Zu vermieten«.
    Er ging zum Besitzer, der im Ort wohnte, mietete die Garage gegen Barzahlung für drei Monate und erhielt den Schlüssel. Die Garage war klein und verstaubt, eignete sich jedoch hervorragend für seine Zwecke. Der Eigentümer war froh über den steuerfreien Verdienst gewesen und hatte keinerlei Ausweispapiere verlangt. Petrofski hatte daher einen fiktiven Namen und eine ebenso fiktive Adresse angegeben.
    Er hing die Ledermontur, den Helm und die Stiefel in der Garage auf. Den Rest des Nachmittags verbrachte er damit, in zwei verschiedenen Geschäften zwei Zehn-GallonenPlastikkanister zu kaufen, die er an zwei verschiedenen Tankstellen mit Benzin füllen ließ und dann in seinem Versteck abstellte. Bei Sonnenuntergang fuhr er nach Ipswich zurück und sagte dem Portier, daß er am nächsten Morgen ausziehen werde.
    Preston langweilte sich allmählich unbeschreiblich. Er hatte die beiden ersten Tage in seiner neuen Stellung ausschließlich mit der Lektüre von Akten verbracht.
    Beim Mittagessen in der Kantine überlegte er ernstlich, ob er nicht um seinen Abschied einkommen solle. Das warf aber zwei Probleme auf. Es würde für einen Mann Mitte Vierzig nicht leicht sein, einen guten Job zu finden, zumal seine verborgenen Qualitäten kaum von der Art waren, die große Firmen übermäßig interessieren dürften.
    Der zweite Grund lag in seiner Treue zu Sir Bernard Hemmings. Preston machte erst seit sechs Jahren unter ihm Dienst, aber der Alte war immer sehr gut zu ihm gewesen. Er mochte Sir Bernard, und er wußte, daß die Messer für den kranken Generaldirektor schon gewetzt waren.
    Die endgültige Entscheidung bei der Wahl des Leiters von MI5 oder des Chefs von MI6 liegt in Großbritannien beim Gremium der sogenannten Weisen. Bei MI5 waren dies normalerweise der beamtete Unterstaatssekretär des Innenministeriums, dem MI5 unterstand; ferner der beamtete Unterstaatssekretär des Verteidigungsministeriums sowie der Cabinet Secretary und der Vorsitzende des Joint Intelligence Committee.
    Diese Männer würden dem Innen- und dem Premierminister als den beiden zuständigen Politikern einen favorisierten Kandidaten empfehlen. Die Politiker wären kaum in der Lage, die Empfehlung der Weisen abzulehnen.
    Bevor sie jedoch eine Entscheidung träfen, würden die hohen Herren auf ihre unnachahmliche Art Sondierungen vornehmen. Diskrete Mittagessen in Clubs, Drinks an der Bar, gemurmelte Diskussionen beim Kaffee. Im Falle des vorgeschlagenen Generaldirektors von MI5 würde der Chef des SIS konsultiert werden, doch Sir Nigel Irvine stand selbst kurz vor der Pensionierung und würde schon einen sehr guten Grund gegen den führenden Anwärter auf einen anderen Geheimdienst vorbringen müssen. Schließlich mußte er ja nicht mehr mit dem Mann zusammenarbeiten.
    Zu den einflußreichsten, von den Weisen sondierten Quellen würde der scheidende

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