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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Generaldirektor von MI5 selbst gehören. Preston wußte, daß ein ehrlicher Mann wie Bernard Hemmings sich verpflichtet fühlen würde, bei den Abteilungsleitern seiner Dienststelle eine Umfrage zu veranstalten. Das Resultat dieser Umfrage würde schwer bei ihm wiegen, ganz unabhängig von seinen persönlichen Gefühlen. Nicht umsonst hatte Brian Harcourt-Smith seine zunehmend stärkere Position bei der Führung der Tagesgeschäfte dazu benutzt, die eigenen Gefolgsleute an die Spitze der zahlreichen Abteilungen zu stellen.
    Preston war sicher, daß Harcourt-Smith ihn noch vor dem Herbst ausbooten wollte, wie er dies bereits mit zwei oder drei anderen getan hatte.
    »Der soll mich doch«, bemerkte er zu niemand bestimmtem in der weitgehend leeren Kantine. »Ich bleibe.«
    Während Preston beim Mittagessen war, verließ Petrofski das Hotel mit einem zusätzlichen großen Koffer voller Kleidung, die er am Ort gekauft hatte. Er sagte zum Portier, er werde nach Norfolk ziehen, und bat darum, eventuell ankommende Post abholbereit aufzubewahren.
    Er rief den Versicherungsmakler in Colchester an und erfuhr, daß die zeitlich befristete Versicherungskarte ausgestellt sei. Der Russe bat den Makler, die Karte nicht mit der Post zu schicken; er werde sie bei ihm abholen.
    Was er auch sofort tat, um dann am Spätnachmittag in das Haus Cherryhayes Close Nummer 12 einzuziehen. Einen Teil der Nacht verbrachte er damit, mit Hilfe der Einmalcodes eine chiffrierte Nachricht anzufertigen, die kein Computer würde knacken können. Wie hoch entwickelt der zum Entschlüsseln von Codes verwendete Computer auch sein mochte, er war unweigerlich auf Zeichenmuster und Wiederholungen angewiesen. Die Benutzung eines Einmalcodes für jedes Wort einer kurzen Nachricht schloß Zeichenmuster und Wiederholungen völlig aus.
    Am Samstagmorgen fuhr er nach Thetford, stellte seinen Wagen in die Garage und nahm ein Taxi nach Stowmarket. Hier bezahlte er mit einem von der Bank bestätigten Scheck den Restbetrag für die BMW, ging in die Toilette, um seine Ledermontur, die Stiefel und den Sturzhelm anzulegen - das alles hatte er in einer Segeltuchtasche mitgebracht -, stopfte die ausgezogene Kleidung, Jacke, Hose und Schuhe, in die Satteltaschen und brauste ab.
    Es war eine lange Fahrt, die mehrere Stunden dauerte. Erst spät am Abend kam er wieder nach Thetford zurück, zog sich um, stellte das Motorrad in die Garage und fuhr gemächlich in seiner Familienlimousine nach Ipswich, wo er um Mitternacht in Cherryhayes Close ankam. Niemand beobachtete ihn, und selbst wenn dies der Fall gewesen wäre, dann hätte man nur den netten jungen Mr. Ross gesehen, der am Freitag sein Haus bezogen hatte.
    Am Samstagabend hätte der Obergefreite Averell Cook von der US Army liebend gern seine Freundin im nahe gelegenen Bedford getroffen. Oder auch nur mit seinen Kumpeln in der Kantine Karten gespielt. Stattdessen machte er Nachtschicht im britisch-amerikanischen Lauschposten in Chicksands.
    Der »Hauptsitz« des elektronischen Überwachungs- und Dechiffrierkomplexes befindet sich im Staatlichen Kommunikationshauptquartier, kurz GCHQ genannt, in Cheltenham, Gloucestershire, Südengland. Doch das GCHQ hat Außenstellen in verschiedenen Teilen des Landes, und eine von ihnen, Chicksands in Bedfordshire, wird gemeinsam vom GCHQ und der NSA, der amerikanischen National Security Agency, betrieben.
    Die Zeiten, da aufmerksame Männer mit Kopfhörern im Funkraum kauerten und versuchten, die von irgendeinem deutschen Agenten in England handgetasteten Morsezeichen aufzufangen und zu registrieren, sind längst vorbei. Beim Belauschen und Analysieren der Nachrichten, beim Ausfiltern des Harmlosen aus dem Nicht-so-Harmlosen, beim Aufzeichnen und Decodieren des letzteren haben die Computer das Kommando übernommen.
    Der Obergefreite Cook konnte sich hundertprozentig darauf verlassen, daß jedes von dem Antennenwald über ihm aufgefangene elektronische Wispern an die Computeranlagen unter ihm weitergeleitet würde. Das Abtasten der Wellenbänder geschah automatisch, ebenso wie die Aufzeichnung eines jeden Wisperns im Äther, das normalerweise dort nichts zu schaffen hatte.
    Bei Auftreten eines derartigen Wisperns würde der ewig wachsame Zentralcomputer die tief in seinen vielfarbigen Eingeweiden verborgene Starttaste auslösen, die Sendung aufzeichnen, unverzüglich die Quelle anpeilen und seine Rechnerbrüder im ganzen Land anweisen, eine Kreuzpeilung vorzunehmen und ihn auf dem

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