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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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hinzu.
    »Das ist meine geringste Sorge, das macht keinen Unterschied. Was sollte ein Mann mehr uns schon nützen, selbst wenn es der Großkönig ist?«, fragte Darius mit hoffnungsloser Stimme. »Ein Schwert mehr wird die Schattenkrieger nicht bezwingen können, auch wenn es die Eisklinge ist.«
    Derea hatte sich ein Hühnerbein gegriffen, um endlich etwas zu essen, hielt jetzt aber inne und sah ihn ernst an. »Das macht doch einen Unterschied. Ihr kennt Rhonan nicht, Fürst. Obwohl er wirklich ein unvergleichlicher Kämpfer ist, wird er das Schattenheer nicht allein besiegen können, aber allein die Flammen Kahandars zu sehen, wird den Kriegern neuen Mut geben. Und unser Großkönig strahlt vor und in einem Kampf eine solch unglaubliche Ruhe und Zuversicht aus, dass selbst der ängstlichste und erschöpfteste Krieger neue Kraft schöpft. Ich habe oft genug an seiner Seite gegen eine Überzahl von Feinden gekämpft, um das sagen zu können. Er ist unerschütterlich wie der Fels in der Brandung. Mit ihm an unserer Seite wird es mit Sicherheit leichter.«
    Er seufzte leicht. »Aber trotzdem hoffe ich natürlich immer noch, dass er nicht allein kommt.«
    Seine Mutter warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Du warst doch auch lange genug an seiner Seite, um zu wissen, dass Worte nicht gerade seine Stärke sind. Wie sollte denn ausgerechnet er jemals jemanden davon überzeugen können, vielleicht in den Tod zu gehen? Wenn es Canon wäre …«
    Er unterbrach sie sofort: »Nach der Prophezeiung soll es Rhonan sein. Du musst schon auf ihn hoffen. Mit dem Reden hat er es tatsächlich nicht so, aber der Verianer ist ja bei ihm. Ich denke …«
    Weiter kam er nicht, denn Canon kam jetzt mit schnellen Schritten ins Zelt, beachtete keinen der Anwesenden, griff sich wortlos einen Becher Wein und kippte ihn in einem Zug hinunter, füllte einen zweiten mit Branntwein und kippte den hinterher.
    Die drei anderen bedachten ihn daraufhin mit erstaunten Blicken.
    Der Feldherr, der stets durch kühle Besonnenheit und gutes Benehmen glänzte, knallte den Becher auf den Tisch, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, atmete tief durch und erklärte: »Tschuldigung! Das musste sein.«
    Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, streckte die langen Beine aus, seufzte schwer und fuhr fort: »Wir haben Berichte von unseren Spähern. Camora ist dicht vor dem Feld der Träume. Sein Heer ist … ist wohl noch nicht vollzählig, .… aber es ist jetzt schon gewaltig … fast dreißigtausend Mann, zu vorderst die Schattenkrieger. Die Armee hinterlässt nur Verwüstung. Hunderte, Tausende von Menschen sind geflohen. Wer nicht geflohen ist, den gibt es nicht mehr. Dörfer und Städte, die längst zu seinem Reich gehören, überfällt er, als wären sie Feindesland. Die Schattenkrieger gehen voran, und die kennen offensichtlich keine Verbündeten. Ob die Menschen sich wehren oder Fahnen schwenken, sie werden niedergemacht. Sogar unter den Horden soll die Angst vor ihren hünenhaften Begleitern mittlerweile umgehen. Wie Tiere trinken die aus Seen, Bächen oder Pfützen. Sie zerreißen das Vieh auf der Weide und verzehren es roh, nachdem sie ihm zuvor das Blut ausgesaugt haben. Dann schlagen sie sich darum, wer die Augen und wer das noch warme Herz bekommt. Angeblich sind schon Hordenkrieger ohnmächtig geworden beim Anblick ihrer grunzenden und sich bluttriefend um eine frische Leber prügelnden Begleiter. Sie essen alles, sogar die Därme. Doch ein einziges Wort vom Hexenmeister, und sie lassen alles fallen und setzen sich in Bewegung, um seinem Befehl Folge zu leisten. Sie reißen Weidezäune heraus, ohne sich um die Stacheln zu kümmern, sie trampeln alles nieder, was ihnen in den Weg kommt. Sie schlafen kaum, können ohne Rast tagelang laufen, trinken und essen nur, wenn gerade etwas da ist, sie reden kaum, spüren Schmerzen wohl gar nicht und tun, was immer ihnen der Hexenmeister sagt. Was auch immer sie einmal waren … Menschen sind sie nicht mehr.«
    Seinem Bericht folgte längeres Schweigen.
    »Dann sind wir verloren«, brachte Morwena schließlich mit brüchiger Stimme hervor.
    Canon nahm sofort ihre Hände. »Nein, Mutter! So etwas darfst du nicht sagen, so etwas darfst du noch nicht einmal denken. Camora hat einen großen Fehler begangen, als er seinen Sieg ausgerechnet am Göttertag feiern wollte. Niemals werden die Götter einen solch abscheulichen Frevel an ihrer Schöpfung hinnehmen, und niemals wird der Schwarze Fürst daher den Sieg

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