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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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sehr schön und sehr treffend gesagt«, erklärte Canon und zog eine durchaus willige Hylia eng an sich.

31. Kapitel

    M orwena – voller Vertrauen darauf, dass die Menschen und Echsen zusammen erneut den Sieg davontragen würden – hatte in der Zwischenzeit offensichtlich ganze Dörfer entvölkert, um die da’Kandar-Festung in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
    Es wimmelte nur so von Frauen und Männern, und überall wurde geputzt und gefegt. Allein im königlichen Schlafzimmer traten sich die Leute fast auf die Füße, weil der junge König nicht durch das winzigste Härchen oder Staubkorn an Camora erinnert werden sollte. Duftkräuter wurden geschwungen, und alle jemals vom Schwarzen Fürsten benutzten Laken und seine Kleidung wurden verbrannt. In der Küche schwitzten die Köche, und im Burghof wurden riesige Bratgestelle, Tische und Bänke aufgebaut.
    Die Königin genoss es sichtlich, nach all ihren Schlachten einmal wieder ihre hausfraulichen Künste unter Beweis stellen zu können, und kommandierte und überprüfte und erklärte pausenlos, was ihr hochwohlgeborener, geliebter Neffe unbedingt wollte und was ganz sicher nicht.
    Die Diener überschlugen sich vor Eifer, da sie zwar wenig über den neuen König wussten, er aber endlich den Frieden gebracht hatte, den sie alle seit unendlich vielen Jahren herbeigesehnt hatten. Allein dieses Wissen trieb sie mehr an als Morwenas strenge Stimme.
    Diener, Bauern, Händler, Handwerker und Fischer schmückten den Burghof und wussten eines ganz genau: Gleichgültig, wie der neue Großkönig auch sein würde, sie würden ihn lieben, allein weil er Camora besiegt hatte.

    Als die müde Truppe im letzten Licht der untergehenden Sonne zurückkam, erwarteten sie ein Lichtermeer und jubelnde Menschen.
    Canon und Derea grinsten sich an, und Caitlin genoss sowohl den Anblick als auch die Aufmerksamkeit aller sichtlich. Ihren Mann an ihrer Seite und bar aller Sorgen erfreute sie sich plötzlich sehr an dem Gedanken, Großkönigin zu sein. Lange Zeit hatte sie nicht mehr an solche Dinge gedacht, aber seidene Laken, kostbare Kleider und reich gedeckte Tische zogen jetzt wieder an ihrem geistigen Auge vorüber. Glücklich seufzte sie auf.
    Rhonan hatte zwischenzeitlich zwar ein Stück Brot zu sich genommen, spürte aber beim Duft der gebratenen Rinder, wie sein Magen sich immer mehr zusammenzog, während er nickend durch die schier endlosen Reihen schritt.
    Morwena erwartete ihn am Eingang zur Burg und versank in einen tiefen Knicks. »Mein König! Euer Heim erwartet Euch. Fünfzehn Jahre lang wartete es auf die Rückkehr des wahren Königs. Fünfzehn Jahre, in denen Krieg und Elend, Schrecken und Tod die Welt an den Rand des Abgrunds brachten. Fünfzehn Jahre, in denen die Menschen kämpften – getrieben nur von der Hoffnung, dass der Tag kommen würde, an dem der rechtmäßige Thronerbe endlich hierher zurückkehrte. Seht Euch um, mein König! All diese Menschen kamen aus ihren Dörfern und von ihren Höfen geeilt, um Eure Rückkehr zu erleben und zu feiern. Sie haben an Speisen und Getränken mitgebracht, was immer sie hatten.«
    Rhonan lief das Wasser im Mund zusammen, als sie jetzt aufzählte, welche unglaublichen Köstlichkeiten seine Bauern herangeschleppt hatten, aber sie redete und redete immer weiter, von den Entbehrungen unter Camora, von der neuen Hoffnung und der neuen Freude, die sein Erscheinen mit sich brachte. Es schien einfach kein Ende zu nehmen, und der Duft von Gebratenem wehte zu ihm herüber. Sein Magen ballte sich schmerzhaft zusammen, in seinem Kopf breitete sich eine dumpfe Leere aus, und seine Knie wurden immer weicher.
    Doch endlich strahlte sie ihn an und bat mit seelenvollem Lächeln: »Jetzt ist es an Euch! Sprecht zu Eurem Volk, mein König!«
    Er bekam gar nicht mehr mit, dass alle ihn erwartungsvoll ansahen, und ihm fiel nur eines ein: »Könnte ich bitte etwas zu essen bekommen?«
    Morwena fiel fast die Kinnlade herunter.
    Derea und Juna lachten unwillkürlich laut auf, Canon, Hylia und Marga verbargen ihr breites Grinsen hinter ihren Händen, Caitlin stützte kichernd ihren jetzt schon leicht schwankenden Gatten, und aus irgendeinem Grund jubelten plötzlich alle los und ließen ihren König hochleben.
    Canon nahm an, dass wohl allein ein so menschliches Gefühl wie Hunger den neuen Großkönig in den Augen seiner Untertanen genug von Camora unterschied, um ihn begeistert zu feiern und anzunehmen.
    Die Königin erwachte aus ihrer Starre, sah

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