Das Vigilante Prinzip (German Edition)
die Innenseite des Aktendeckels. Eine Eins mit sechs Nullen.
Vigilante beherrschte sich, um nicht zu lachen. Schön, er sollte die Drecksarbeit erledigen. Aber irgendetwas verheimlichten ihm die beiden, das spürte er. Sein Instinkt sagte ihm, dass etwas an der Sache gewaltig zum Himmel stank. Er winkte Coolridge zu sich heran, nahm ihm den Stift aus der Hand und malte eine weitere Null hinter die Zahl. Sowohl der Stabschef als auch Lydie sogen scharf die Luft ein, während Madame Dunoire ein amüsiertes Glucksen von sich gab.
»Das ist unverschämt.« Coolridge schnappte regelrecht nach Luft bei jedem Wort.
»Fein, dann rufen Sie das FBI an und geben ihm den Fall«, sagte Vigilante mit einem Lächeln.
Ein Räuspern. Alle Köpfe wandten sich zu Madame Dunoire um. »Ich bin zwar nur Vermittlerin, aber ich denke, der Preis ist angemessen.«
»Ich werde Ihnen die Kontodaten später übermitteln.« Vigilantes Lächeln wurde zu einem Grinsen. »Gesetzt den Fall, Sie wollen das FBI aus der Sache raushalten.«
Coolridge stöhnte leise, und Lydie warf Vigilante einen kalten Blick zu, der ihn vermutlich auf der Stelle in eine Eissäule verwandelt hätte, wenn sie die Macht dazu gehabt hätte.
*
Die Belle Aire 1 landete auf einem kleinen Flughafen in der Nähe der Stadt Danville im Süden Virginias. Auf dem Rollfeld wartete bereits eine Limousine, die Coolridge und Lydie abholte. Die Rückfahrt nach Washington D.C. mochte gut viereinhalb Stunden dauern – offenbar hatte sich der Stabschef für den Rest des Tages frei genommen, um seine Abwesenheit im Weißen Haus zu rechtfertigen.
Vor der Gangway blieb Vigilante mit Madame Dunoire stehen. Die Dame hakte sich bei ihm ein und starrte der davonfahrenden Limousine nach.
»Und wie kommen wir jetzt zurück?«, fragte Vigilante.
»Ich bleibe hier«, sagte Dunoire. »Die Belle Aire 1 wird gewartet und anschließend verkauft. Seit ich die Belle Aire 2 in Betrieb genommen habe, lohnt sich der Aufwand in Sachen Unterhalt und Wartung für die kleine Maschine nicht mehr.«
»Etwas Größeres?«
Dunoire nickte. »Dreißig Separées. Jedes doppelt so groß, wie an Bord dieses Flugzeugs hier. Wir fliegen nur bei voller Besetzung. Mit dreißigtausend Dollar können Sie ein Ticket buchen, Jed. Wenn Sie die zehn Millionen bekommen, können Sie es sich leisten.«
» Falls ich die zehn Millionen bekomme«, sagte Vigilante und sah die Frau an. »Ich traue dem Braten nicht.«
Sie nickte. »Ich weiß. Sie haben nicht die ganze Wahrheit erzählt. Aber keine Sorge, ich habe mächtige Kontakte, nicht nur im Weißen Haus und nicht nur in dieser Regierung. Man wird Sie für den Job bezahlen. Sie müssen ihn nur noch erledigen. Aber diesmal ist kein kostenloses Arrangement mit Zabette enthalten. Nicht bei diesem Preisgeld, mein Lieber.«
Vigilante fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Gut, ich werde mir einen Leihwagen nehmen und nach D.C. zurückfahren. Ich muss ein paar Telefonate führen und Recherchen betreiben. Haben Sie vertrauenswürdige Leute beim Verteidigungsministerium? Bei einem Nachrichtendienst? Und einen Computerspezialisten, am besten einen Hacker.«
Madame Dunoire lächelte. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und hauchte Vigilante einen Kuss auf die Wange. »Ich denke, ich habe die entsprechenden Kontakte, mein Lieber.«
Er befreite sich aus ihrem Arm und gab ihr einen Handkuss. Nur mit einem langen Blick statt mit Worten verabschiedete er sich von ihr und ging über das Rollfeld zum Terminal des Flughafens. Trotz Dunoires Zuversicht und Beteuerungen hatte er ein mieses Gefühl bei dem Job.
Er sollte recht behalten.
*
Die Mikrochips besaßen keine herkömmliche Seriennummer, doch sie waren auf eine besondere Art und Weise durchnummeriert worden. Judas Kane hatte jeden einzelnen von ihnen unter dem Mikroskop in Augenschein genommen und alle Nummern notiert. Wie er befürchtet hatte, befand sich der Alpha-Chip mit dem Startcode nicht unter ihnen.
Ermüdet lehnte er sich zurück und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht.
Ormond , dachte er. Die Schlampe hat mich reingelegt.
Da er bisher weder vom Stabschef des Weißen Hauses, noch einem Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums etwas gehört hatte, beschloss er, dass es Zeit war, Phase Zwei einzuleiten.
»Also schön, Leute. Wenn ihr mich nicht ernst nehmen wollt.«
Er griff nach der Dose Mountain Dew und setzte sie an die Lippen, nur um festzustellen, dass sie leer war. Umso besser. Er
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