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Das volle Risiko

Das volle Risiko

Titel: Das volle Risiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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hätte meine Gefühle Ihnen gegenüber simuliert.“
    Sie sah mir tief in die Augen. „Den Schwarzen Peter schiebe ich Ihnen deshalb zu, weil ich Sie gern habe, Donald.“
    Im selben Augenblick hörte die Musik auf. „Wie bekommen Sie es nur fertig, sich nicht alle Ehefrauen hier zum Feind zu machen?“ flüsterte ich ihr noch schnell zu.
    „Das ist eine ganz besondere Kunst“, flüsterte sie zurück.
    Ich beobachtete sie, als sie mit einem anderen Gast tanzte. Sie blieb ganz Dame, schenkte diesem Partner hin und wieder ein freundliches Lächeln und sah nebenbei von einem Gast zum anderen, um festzustellen, ob es auch niemandem an etwas mangelte.
    Jede Ehefrau, die Blicke von Dolores auffing, mußte ihre Art zu würdigen wissen, bestätigte sie doch nur, daß sie ihre Pflicht tat.
    Die gesellschaftlichen Veranstaltungen auf der Gästeranch waren zeitlich so begrenzt, daß die Gäste sich frühzeitig zurückziehen konnten.
    An zwei Abenden der Woche wurde getanzt, aber stets nur eine Stunde. Dann wurde die Musik abgestellt, um den Gästen Gelegenheit zu geben, früh schlafen zu gehen. Und einmal in der Woche wurde im zweiten Innenhof ein offenes Reisigfeuer angezündet, um das die Gäste sich im Halbkreis in ihren Liegestühlen lagerten. Die Flammen des Holzstoßes loderten und tauchten die nähere Umgebung in ein romantisches Licht. Cowboymusikanten spielten Gitarre und sangen Lieder aus dem Wilden Westen. Bei diesen Musikanten handelte es sich um eine Gruppe, die von Ranch zu Ranch zog, um die Gäste zu unterhalten.
    Ich beschloß, mich ziemlich früh auf mein Zimmer zurückzuziehen, weil Melita Doon Kopfschmerzen vorgegeben hatte, um schlafen zu gehen, und Helmann Bruno bereits auf seinem Zimmer war.
    Jemand hatte einen Rollstuhl für Bruno ausfindig gemacht, auf den er sich stürzte wie die Ente ins Wasser.
    Dolores war natürlich enttäuscht, was sie jedoch geschickt unter den vielen gesellschaftlichen Pflichten der Gastgeberin verbarg. Sie war fest entschlossen, Bruno doch noch aus seiner Reserve zu locken.
    Sie achtete darauf, daß die einzelnen Gäste möglichst mit allen anderen in Kontakt kamen und daß die kleinen Gruppen immer wieder ihre Zusammensetzung änderten, damit sich keine Cliquen bildeten. Dolores war ihrer Aufgabe in jeder Weise gewachsen und leistete ausgezeichnete Arbeit. Ich merkte, daß sie den Fall Bruno mit mir offensichtlich noch am selben Abend, sobald die Gesellschaft auseinandergegangen war, besprechen wollte.
    Was mich betraf, so gab es noch nichts zu besprechen. Und bevor ich mich allzuviel mit Dolores einließ, wollte ich erst etwas mehr Informationen über Melita Doon haben. Irgend etwas an diesem Mädchen beunruhigte mich.
    Auf dem Wege zu meinem Zimmer gähnte ich ostentativ.
    Ohne daß ich es bemerkt hätte, lief plötzlich Dolores neben mir.
    „Gehen Sie schon, Donald?“
    „Es war ein harter Tag heute.“
    Sie lachte. „Machen Sie doch keine Witze. Sie sind doch ein drahtiger Bursche, dem zehn solcher Tage hintereinander nichts ausmachen würden — oder haben Sie etwa Angst vor der Nacht?“
    Ich brachte das Gespräch sofort auf unsere gemeinsame Aufgabe zurück. „Was halten Sie von Melita Doon?“ fragte ich.
    „Sie ist nicht der Typ, der nach Abenteuern und Romanzen Ausschau hält. Sie ist auch nicht erpicht aufs Reiten.“
    „Aus welchem Grunde mag sie eigentlich hier sein?“
    „Wenn ich das wüßte“, antwortete Dolores. „Bei diesem Mädchen stehe ich auch vor einem Rätsel.“
    „Glauben Sie etwa, Melita liebt die Einsamkeit und verbringt ihren Urlaub hier, weil sie so der Einsamkeit nahe ist?“
    Dolores schüttelte den Kopf. „Dieses Mädchen bestimmt nicht. Sie ist innerlich mit irgend etwas beschäftigt. Ich habe so das Gefühl, Donald, daß sie mit einer ganz bestimmten Absicht hergekommen ist.“
    „Diesen Eindruck habe ich auch.“
    „Nun, wir werden sehen. Sie wohnt ja im Bungalow gleich nebenan bei Ihnen, und Ihr auffälliges Gähnen vorhin war ja nicht zu übersehen. Ich dachte, Sie gähnten auch, weil vielleicht ...“
    Sie lächelte verführerisch.
    „Irgend jemand muß mir ein Schlafmittel in den Kaffee getan haben. Ich kann mich einfach nicht mehr auf den Beinen halten. Also bis morgen, Dolores.“
    „Bis morgen?“ fragte sie erstaunt.
    Es erschien mir angebracht, jetzt die Karten aufzudecken. „Sie haben doch hier einen verdammt guten Job, Dolores.“
    „Ich habe etwas Gutes daraus gemacht.“
    „Und Sie werden gewiß gut

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