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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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es immer noch drauf, aber das heißt nicht, daß du dich auch jederzeit daran erinnerst, wie du es anstellen mußt.« King Cong setzte sich auf eine Bank und entblößte bei einem Lächeln die Zähne. »Vielleicht gebe ich dir am besten noch ein paar Unterrichtsstunden.«
    Dreiundzwanzig Jahre zuvor hatte Joshua Bane als High-School-Absolvent im zweiten Jahr festgestellt, daß ihn die üblichen Sportarten überhaupt nicht interessierten. Basketball und Football und der Ruhm, der damit einherging, hatten ihm nichts bedeutet. In der Bronx aufzuwachsen, lehrte einen nicht nur, innerlich hart zu sein, sondern auch, daß es an der Zeit war zu lernen, auch äußerlich hart zu sein. So hatte Josh einen beträchtlichen Teil seiner Ersparnisse in Gewichte investiert und damit angefangen, jeden Morgen um fünf Uhr aufzustehen und den Tag mit einem harten einstündigen Training zu beginnen. Er strengte sich an, bis seine Muskeln pochten und klopften, und dann strengte er sich noch mehr an. Er zwang sich zu einem gnadenlosen Training in einem muffigen Keller, der von der Hitze des Sommers versengt wurde und ungeschützt der Kälte des Winters preisgegeben war, und sehnte sich noch immer nach mehr.
    Josh kannte ein paar Jungs, die boxten, und einige wenige Jungs, die mit etwas angefangen hatten, das man Karate nannte. Er wußte nichts vom letzteren, bis auf die Tatsache, daß es zumeist von glatten, geschmeidigen Japanern gelehrt wurde, die sich wie der Wind bewegen konnten. Er bekam fast täglich Streitgespräche zwischen Boxern und Karateschülern mit, die sich darum drehten, welche Sportart einen zu einem besseren Kämpfer werden ließ. Ihre Argumente bildeten die Grundlage seines Entschlusses: anstatt eine der beiden Sportarten zu erlernen, würde er beide erlernen.
    Direkt nach der Schule ging er jeden zweiten Tag zu einer Boxhalle, in der Gymnastik, Laufen, Sandsackarbeit, Punchingballarbeit, Schattenboxen, Übungskämpfe und immer Seilchenspringen angeboten wurden. Dann eilte er zum Abendessen nach Hause, das er, wenn er Glück hatte, gerade noch herunterschlingen konnte, um rechtzeitig zu dem neunzigminütigen Karatetraining in einem Dojo auf der Straße direkt gegenüber seiner Wohnung zu laufen. Sein strenger Trainingsplan ließ ihm keine Zeit für Jobs nach der Schule. Anstatt Gebühren zu entrichten, arbeitete er täglich abwechselnd eine Stunde in der Boxhalle und eine im Dojo, um für seine Zeit dort zu bezahlen.
    Als sein letztes Jahr auf der High School begann, steuerte Josh seinen Schwarzen Gürtel an und war auch schon ein sehr solider Boxer. Überdies kehrte er nach seinem abendlichen Karatetraining pflichtgemäß nach Hause zurück, um noch drei Stunden zu lernen, bevor er zu Bett ging. Er hatte sich schon sehr früh im Leben dazu erzogen, mit wenig Schlaf auszukommen, eine Eigenschaft, die in späteren Jahren zu einem Gottesgeschenk werden würde. Seine Eltern waren beide aus der Alten Welt gekommen, und sein Vater hatte genug über Amerika gelernt, um schnell zu begreifen, daß man, wenn man irgend etwas erreichen wollte – besonders, die Bronx zu verlassen –, aufs College gehen mußte. Er hatte Josh von Geburt an in diese Richtung geführt.
    George Bane hatte spät geheiratet und war mit bescheidenen Träumen nach Amerika gekommen, die zu einem kleinen Geschäft für Süßwaren und Zeitschriften geführt hatten, einem von fünf im Umkreis von zwei Häuserblocks, aber dem einzigen, das auch Kindern Kredit gab. George Bane nahm selten seine gesamten monatlichen Schulden ein, doch der gute Wille, den seine Kreditbereitschaft erzeugte, reichte aus, um ihm ein einigermaßen bequemes Leben zu ermöglichen und ihn jeden Abend um sechs Uhr mit einem Lächeln nach Hause kommen zu lassen.
    Eines Abends verschwand das Lächeln dann.
    Josh konnte nicht genau festlegen, wann sich der Charakter seines Vaters geändert hatte, obwohl es am Ende seines ersten Jahres auf der High School angefangen zu haben schien. Monatelang hörte er, wie seine Eltern bis spät in die Nacht in ihrer angestammten Sprache miteinander flüsterten, einer Sprache, die Bane zu erlernen sich niemals die Mühe gemacht hatte. So lag er des Nachts wach und versuchte, einigermaßen vertraute Worte aufzuschnappen und sie zu etwas zusammenzufügen, das Sinn ergab, wobei er dem jedoch nicht einmal nahe kam.
    Josh verbrachte die Samstagnachmittage in dem Laden und half seinem Vater. Es war die geschäftigste Zeit der Woche, ein paar Stunden, deren

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