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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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ein neues Training und einen neuen Lehrmeister zu suchen.
    Jedes Kind auf der Straße konnte einem sagen, daß der härteste Bursche in New York ein schwarzer Riese namens Gus Conglon war, besser bekannt als King Cong. Bane erfuhr den Namen einer Bar in Harlem, die der King besuchte, und ging eines Nachmittags nach der Schule dorthin.
    Als er die Tür öffnete, stieg ihm die Angst die Kehle hoch. Doch er unterdrückte sie, in dem er sich daran erinnerte, weshalb er hier war. Die Augen von einem Dutzend Schwarzer wandten sich von der Bar ab und folgten ihm durch den Raum; ihre Gesichter kündeten von ungläubigem Erstaunen. Bane zögerte nicht, sondern ging weiter zu einer Ecknische, wo der größte Mann saß, den er je gesehen hatte, und an einem Bier nippte.
    »Suchst du nach mir, weißer Knabe?«
    »Sind Sie der King?«
    »So nennen mich meine Freunde.«
    Bane hielt den Atem an. »Kann ich mich setzen?«
    King Cong lachte erstaunt auf. »Klar, weißer Knabe. Tut mir leid, daß ich dir kein Bier anbieten kann, aber ich habe nur ein Glas.«
    Bane setzte sich und blieb wie betäubt hocken.
    »Nun, weißer Knabe, meine Zeit ist kostbar, und die Uhr läuft.«
    Bane sah keine andere Wahl, als direkt zur Sache zu kommen. »Vor zehn Tagen haben zwei Männer meinen Vater getötet«, sagte er lahm.
    Der King musterte ihn etwas genauer und nickte. »Den Ladenbesitzer in der Bronx?«
    Bane nickte.
    »Ich hab' davon gehört. Die Uhr läuft noch immer, weißer Knabe. Was willst du von mir?«
    Bane zog eine Rolle Geldscheine, seine gesamten Ersparnisse, aus der Tasche und schob sie über den Tisch. »Es ist nicht viel, aber ich werde mehr auftreiben. Ich werde Ihnen bezahlen, was Sie verlangen, alles, was ich habe.«
    Das brachte ein Lächeln auf das Gesicht des Kings. »Na ja, weißer Knabe, mir haben schon alle möglichen Leute alles mögliche Zeugs angeboten, aber ich habe noch nie etwas angenommen. Was soll ich für dich tun, die beiden Typen umlegen?«
    »Nein«, sagte Bane unerschütterlich. »Ich will, daß Sie mir beibringen, wie ich es selbst machen kann.«
    Das Lächeln verschwand. »Manche Dinge kann man einem nicht beibringen«, sagte der King und goß sich noch ein Bier ein, wobei er versuchte, dem Blick des grimmigen, entschlossenen Jungen vor ihm auszuweichen.
    Banes Miene schwankte nicht. Wortlos hielt er stand.
    Der King nahm einen Schluck Bier und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Na ja, weißer Knabe, du weißt schon, wie man kämpft; das habe ich daran erkannt, wie du dich bewegst. Ich wette auch, daß du verdammt gut bist. Das Problem ist nur, daß du an Regeln und Vorschriften gewöhnt bist. Und die gibt es auf der Straße nicht.« Der King schwang eine riesige Hand über den Tisch und hielt sie vor Banes Augen, bevor dieser reagieren konnte. »Nimm' das Licht weg, und die meisten Typen sind fast völlig hilflos.« Er zog die Hand zurück. Bane zuckte unbehaglich zusammen.
    »Aber die Straßen sind dunkel und rauh. Wenn du jemanden umlegen willst, mußt du lernen, wie es auf der Straße gemacht wird. Die meisten Menschen kommen nach Einbruch der Dunkelheit um. So wird es auch mit den beiden Typen sein, die deinen Vater umgelegt haben.«
    »Dann werden Sie es mir beibringen?«
    King Cong brachte ein weiteres Lächeln zustande und schob die Rolle Geldscheine über den Tisch zurück. »Was zum Teufel soll ich damit? Bereite dich nur darauf vor, härter zu arbeiten, als du je gearbeitet hast.«
    »Wann fangen wir an?«
    Der Unterricht begann schon am nächsten Nachmittag, und Bane erfuhr bei einer Lektion mit dem King mehr über das Kämpfen und Überleben, als er in zwei Jahren Boxen und Karate gelernt hatte. Conglon errichtete in seinem Keller einen Hindernisparcours und schob eine Binde über Banes Augen.
    »Ich will nicht, daß du wie ein Ballett-Schwuli herumtanzt«, warnte er. »Es kommt nur auf Geschwindigkeit an, auf Geschwindigkeit und Balance. Wenn du ausrutscht, falle nicht. Wenn du gegen etwas läufst, werde nicht langsamer.«
    Nach zwei Wochen im Hindernisparcours verlegte der King den Unterricht in eine nahe gelegene Gasse und dann, zumeist des Nachts, auf die Straßen selbst. Er lehrte Bane, wie man die Dunkelheit benutzte, anstatt sie zu meiden, zeigte ihm, wie man sich auf einen Umriß oder Schatten konzentrierte, statt auf eine vollständige Gestalt. Bewegung war der Schlüssel: man mußte in Bewegung bleiben, während man seinem Widersacher folgte. Man mußte Geräusche aufnehmen,

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