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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Umsätze darüber entschieden, ob man es wieder einmal geschafft hatte oder nicht. Regentage waren am schlimmsten, und während George Bane nach einem solchen Regentag aufräumte, erklärte er seinem Sohn schließlich, was vor sich ging.
    »Da gibt es ein paar Männer, die zu mir kommen und Geld verlangen, Joshey.«
    Banes Hände verkrampften sich zu Fäusten. Er hatte genug Geschichten darüber gehört, um zu wissen, daß sein Vater von Schutzgeldforderungen sprach.
    »Hast du es gezahlt?«
    »Zuerst nicht. Dann kamen andere Händler zu mir und sagten, daß man sie auch angesprochen, ja sogar bedroht hatte, und ich dachte, es sei vielleicht gar nicht so schlecht, sich mit ein wenig Geld Seelenfrieden zu kaufen. Also bezahlte ich … für eine Weile.«
    »Aber du hast damit aufgehört«, sagte Josh stolz und empfand tiefe Liebe für diesen Mann mit den dünnen Armen und den ausgelaugten Gesichtszügen, der sich gegen die größten Schurken in der Bronx erhob.
    »Ja, Joshey, ich habe damit aufgehört. Ich habe mich gefragt, wie ich damit leben konnte, diesen Schurken auch nur einen Dollar meines schwer verdienten Geldes zu geben. Ich habe mich mit den anderen Ladenbesitzern getroffen, und wir haben beschlossen, alle zusammenzuhalten und uns zu weigern, weitere Zahlungen zu leisten.«
    »Und?«
    Der alte Mann zuckte die Achseln.
    Bane wußte es sofort. »Du bist der einzige, der durchgehalten hat.«
    Sein Vater zuckte die Achseln und brachte ein leichtes Nicken zustande.
    »Dad, du mußt zur Polizei gehen, du bist …«
    »Ach, du weißt doch besser als ich, Joshey, daß die Polizei nichts ausrichten kann. Wenn ich sie herhole, mache ich die Sache nur noch schlimmer. Aber ich kann nichts mehr bezahlen. Ich bin in dieses Land gekommen, um von solchen Schurken wegzukommen. Ich habe den größten Teil meines Lebens in Furcht und Unterwerfung verbracht. Ich kann das nicht mehr ertragen.«
    »Hast du das den Geldeintreibern gesagt?«
    »Ich habe es ihnen gesagt.«
    »Aber sie kommen trotzdem noch.«
    »Manchmal ja, manchmal nein.« Der alte Mann hob seine müden Schultern. »Vielleicht werden sie eines Tages aufgeben.«
    Zu Beginn eines Kälteeinbruchs, an einem verregneten Samstag, kamen zur Hauptgeschäftszeit zwei Männer in langen Mänteln und verlangten, draußen mit George Bane zu sprechen. Bevor Josh Einwände erheben konnte, hatte sein Vater ihn mit einem überraschend starken Griff am Arm gefaßt.
    »Ich kann nicht davonlaufen, Joshey. Sie werden wie immer Geld von mir verlangen, ich werde mich weigern, und sie werden gehen.«
    George Bane ging ohne Mantel in den Regen hinaus. Sekunden später erklangen zwei Schüsse. Josh lief auf die Straße, sah aber nur noch, wie ein Wagen mit kreischenden Rädern vom Bordstein davonfuhr und sein Vater tot in der Gosse lag; das Blut von zwei Schußwunden versickerte in einem Gully.
    Josh schrie und hörte erst damit auf, als die Polizei kam.
    Die Gangster wußten, daß sein Vater zu einem Beispiel für andere Ladenbesitzer wurde, und so hatten sie an ihm ein anderes Beispiel statuiert. Der Mord am hellichten Tag vor Dutzenden von Zeugen, praktisch alle davon Kinder, war ein kühner Schachzug, um die gesamte Nachbarschaft zu völliger Unterwerfung zu zwingen. Statt fünfzig Dollar im Monat betrug der Preis für Schutz nun einhundert. Und die Nachbarschaft machte mit.
    Die Polizei hingegen war seltsam unfähig, trotz einer genauen Beschreibung eine Spur von George Banes Mördern zu finden, was Joshs Zorn und Frustration nur erhöhte. Da er nichts anderes zu tun hatte, drehten sich all seine Gedanken um Rache, und er war auf eine gewisse Art und Weise froh, daß die Polizei nicht versuchte, die Mörder zu fassen, weil er dies nun selbst tun konnte. Er dürstete nach einer Rache, die nur der Tod der Mörder selbst stillen konnte. Dieses Ziel nahm seine gesamte Zeit in Anspruch. Er schmiedete Pläne, bereitete sich darauf vor – der Knoten in seinem Magen wurde von Tag zu Tag härter. Er würde sie bekommen – nur mit dieser Gewißheit konnte er mit dem leben, was geschehen war.
    Während sich Bane seiner körperlichen Fähigkeiten durchaus bewußt war, war er sich ebenfalls der Tatsache bewußt, daß selbst solche Fähigkeiten ihm nicht ermöglichen würden, so effektiv zu töten, wie er es mußte. Und kein knochenzermürbendes Training auf der Welt konnte das ändern. Das Töten war etwas Neues, Fremdes. Er wollte es tun, aber er wußte nicht wie. Es war an der Zeit, sich

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