Das Wagenrennen
Sie bleibt skeptisch.
»Du könntest auch verlieren. Er war nicht einmal der Favorit.«
»Trollverstümmler wird nicht verlieren. Ich habe dir doch gesagt, dass ich den Besitzer kenne. Es ist der mit Abstand beste Wagen in diesem Rennen. Es steht nur deshalb sechs zu eins, weil man unten in Juval noch nie etwas von ihm gehört hat. Es ist die sicherste Wette, die ich seit Jahren platziert habe. Wenn du auch nur einen Funken Verstand hättest, würdest du morgen früh losgehen und auch darauf setzen.«
Makri scheint das nicht zu gefallen. Das sind die typischen Schwierigkeiten mit Leuten, die nur ihre Arbeit kennen. Sie ärgern sich, wenn man ohne Mühe ein bisschen Geld verdient.
5. KAPITEL
Am nächsten Tag schlafe ich lange und werde erst von dem Lärm in meinem Büro aufgeschreckt. Meine Zimmerflucht besteht nur aus zwei Räumen. Der eine ist zum Schlafen und der andere zum Arbeiten. Er mag ja klein sein, aber er gehört trotzdem zu meiner Privatsphäre. Ich stehe lautlos auf und schleiche mit dem Schwert in der Hand zur Verbindungstür. Es ist tatsächlich jemand da. Ich stürme in den Raum, bereit, die Eindringlinge zu stellen.
Es ist Makri. Offenbar sucht sie etwas unter meinem Sofa.
»Was zum Teufel machst du unter meinem Sofa?«, will ich wissen. Ich bin alles andere als erfreut darüber, dass mich jemand nach dem Trinkgelage der letzten Nacht geweckt hat.
Makri springt auf. Ihr Gesicht ist wutverzerrt. »Du Idiot!«, schreit sie und bedenkt mich mit einigen barschen Schimpfwörtern. Ich bin noch nicht ganz wach und verstehe sie zunächst nicht.
»Was habe ich getan?«
»Ich habe deinetwegen mein Geld verloren!«
»Welches Geld?«
»Das Geld, das ich für die Vereinigung der Frauenzimmer gesammelt habe!«
Makri beschimpft mich weiter. Ich verstehe immer noch nicht, worüber sie redet, bis ich das Wort Trollverstümmler aus ihrer Tirade heraushöre.
»Trollverstümmler? Sprichst du über das Rennen in Juval?«
»Natürlich spreche ich über das Rennen. Du hast gesagt, Trollverstümmler könnte nicht verlieren! Du und deine blöden Tipps!«
»Er hat nicht gewonnen?«
»Nein, hat er nicht!«, schreit Makri. »Gleich in der ersten Kurve ist ihm ein Rad abgefallen! Und ich bin heute früh extra noch losgegangen und habe mein ganzes Geld darauf gesetzt!«
Das sind allerdings vernichtende Neuigkeiten. Ich sinke auf das Sofa. »Bist du sicher?«
Makri ist sicher. Sie war unten bei Mox und hat mit angesehen, wie die Wetter, die auf den Favoriten gesetzt hatten, ihre Gewinne einstrichen. Das hat sie nicht sonderlich erfreut. Ich bin immer noch wie betäubt von diesen schrecklichen Neuigkeiten und versuche, mich gegen Makris Anschuldigungen zu verteidigen.
»Ich habe dich nicht gezwungen, dein ganzes Geld darauf zu setzen, stimmt’s? Die Lage ist schon schlimm genug für mich. Trollverstümmler geschlagen! Ich kann es nicht glauben. Ich habe mich auf diesen Wagen verlassen. Da muss irgendeine schmutzige Zauberei in Juval im Gange gewesen sein!«
»Das Einzige, was im Gange ist, ist deine Unfähigkeit, einen Gewinner zu erkennen! Ich hätte niemals auf dich hören sollen. Was soll ich jetzt tun? Ich bin pleite und brauche fünfzig Gurans – und zwar heute noch!«
Jetzt endlich werde ich aus Makris Verhalten schlau. Unter meinem Sofa ist nämlich ein Fünfzig-Guran-Stück versteckt. Es ist meine eiserne Notreserve und eigentlich geheim.
»Das suchst du also unter meinem Sofa?«
»Ja.«
»Und du hast dir vorgestellt, dass du das Geld einfach nehmen kannst, während ich schlafe?«
»Ja.«
»Und wie kommst du darauf?«
»Weil ich durch deine Schuld mein Geld verloren habe und es jetzt sofort wiederhaben muss. Ich habe es der Vereinigung für heute versprochen.«
Diese Bemerkung ist so verrückt, dass es mir schlichtweg den Atem verschlägt.
»Du hast es der Vereinigung versprochen? Den Frauenzimmern? Du hast dieser Bande von Vetteln fünfzig Gurans von meinem Geld versprochen?«
»Nein«, gibt Makri hitzig zurück. »Es muss nicht von deinem Geld sein. Hauptsache, es sind fünfzig Gurans. Und außerdem sind die Frauenzimmer keine Bande von alten Vetteln. Es macht dir doch nichts aus, es mir zu borgen, oder? Du weißt, dass ich es dir zurückgebe. Das ist das Mindeste, was du unter diesen Umständen tun kannst.«
»Diese fünfzig Gurans sind meine eiserne Reserve!«, brülle ich, während ich Makri vom Sofa wegzerre. »Wenn du auch nur in ihre Nähe kommst, verprügele ich dich wie einen Hund.
Weitere Kostenlose Bücher