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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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niemals in diese Stadt kommen sollen. Ihr seid alle dekadent. Mir brummt der Schädel. Hast du noch ein Blatt übrig?«
    Ich nicke. Sie folgt mir ins Zimmer, und ich hole einen kleinen Beutel aus der Schreibtischschublade. Darin befinden sich meine restlichen etwa zwanzig Lebatrana-Blätter. Ich habe sie vor ein paar Monaten einem toten Elf abgenommen. Er kam ums Leben, als er versucht hat, Marihana aufs Kreuz zu legen. Bevor er dem Irrglauben nachgab, er könne die Meuchelmördergenossenschaft überlisten, war er ein Heiler und benutzte diese Lebatrana-Blätter, um alle möglichen Sorten von Krankheiten zu kurieren. Ich persönlich finde sie höchst wirksam gegen einen Kater. Und außerdem sind sie das Beste, was mir ein Elf jemals gegeben hat.
    Makri würgt mühsam ihr Blatt herunter. Dann warten wir schweigend darauf, dass die Medizin wirkt.
    »Ist dir die neue Drohung an der Wand schon aufgefallen?«, fragt Makri nach einer Weile.
    Ist sie noch nicht, nein.
    Lass die Finger von der Ermittlung im Mordfall Mursius, steht da. Die Nachricht ist mit Blut geschrieben. Oder einer magischen Imitation von Blut. Hoffentlich kann ich sie abwaschen.
    Unterzeichnet ist sie mit dem Buchstaben G. Das bedeutet wahrscheinlich Georgius Drachentöter. Ich frage mich nur, warum er nicht einfach zuschlägt, statt mir ständig diese albernen Nachrichten zu schicken. Ich berichte Makri, dass in der Nacht die Büste des Elfen verschwunden ist.
    »Ich bin selbst schuld. Man sollte nicht nach zu viel Biergenuss einschlafen, solange man wichtige Beweise mit sich herumschleppt. Das war das Erste, was ich als Detektiv gelernt habe.«
    »Glaubst du, dass sich Georgius in der Nacht hier hereingeschlichen und die Büste gestohlen hat?«
    »Vielleicht. Das würde zu seinem miesen Charakter passen, wenn er nicht wie alle anderen feiern würde.«
    Wir verfallen wieder in stummes Brüten. »Gott sei Dank gibt es diese Blätter«, sagt Makri etwas später, als sie allmählich wieder Farbe im Gesicht hat. »Aber du solltest etwas vorsichtiger sein. Sie gehen allmählich zur Neige.«
    »Ich weiß. Ich werde wohl eine Expedition zu den Südlichen Inseln unternehmen müssen, um mir Nachschub zu holen.«
    Die märchenhaften Südlichen Inseln, das Heim der Elfen. Sie sind sehr weit weg und höchst schwierig zu erreichen. Man braucht ein sehr gut ausgestattetes Schiff, um den Ozean zu überqueren, außerdem sind die Elfen sehr wählerisch, was ihre Besucher angeht. Ich bin vor langer Zeit einmal dort gewesen, und nur sehr wenige andere Turanianer sind meinem Beispiel gefolgt. Makri und ich lächeln bei der Vorstellung, einfach dorthin zu segeln, um sich ein Mittel gegen Kater zu besorgen.
    »Ist dir eigentlich aufgefallen, dass es noch regnet?«
    »O nein!«, ruft Makri und rennt zur Tür. Sie starrt wütend auf den Regen und fängt an zu lamentieren, als wäre es meine Schuld. »Du hast gesagt, dass er aufhören würde. Ich ertrage diesen Regen nicht mehr. Was stimmt mit dieser Stadt nicht?«
    Darauf weiß ich auch keine Antwort. So etwas ist bisher ja noch nie vorgekommen.
    Die Feierstimmung verpufft augenblicklich, und die ganze Stadt verfällt wieder in Depression. Der unablässige Regen wird als schlimmes Omen betrachtet. Zum Glück muss man nicht lange nach dem Grund suchen.
    »Die Orgks sind schuld«, dröhnt Bischof Gabrielius. »Der Regen wird uns alle hinwegspülen!«
    Der Bischof hält eine sehr wirkungsvolle Predigt, die erheblich leidenschaftlicher ist, als man sie sonst in der Sankt-Völlinius-Kirche zu hören bekommt. Obwohl ich das eigentlich kaum beurteilen kann. Ich gehe nie zur Kirche und bin auch heute nur hier, um Bischof Gabrielius zu fragen, was ihm eigentlich eingefallen ist, den Diebstahl des Gebetsteppichs zu befehlen.
    Aber die Befragung verläuft sehr unbefriedigend. Der Bischof weigert sich schlichtweg, irgendeine Beteiligung an dem Diebstahl des Gebetsteppichs zuzugeben.
    »Es ist einfach lächerlich, anzunehmen, dass Pontifex Litanex diesen Gebetsteppich aus einer schwer bewachten Villa hätte stehlen können.«
    »Ihr habt überall in der Stadt viel Einfluss, Bischof. Jedenfalls genügt er, um einen einfachen Gardisten dazu zu bringen, eine Auge zuzudrücken, wenn es nötig ist.«
    Gabrielius leugnet weiter. Angeblich hat er keine Ahnung von orgkischer Religion, und als ich ihm verrate, dass Pontifex Litanex in der kaiserlichen Bibliothek etwas darüber gelesen hat, erwidert der Bischof, es ginge ihn nichts an, was seine

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