Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant
gilt.«
»Die Verteidiger reparieren sich selbst«, sagte Manacle. »Wenn der Rat uns aus irgendeinem Grund angreifen will, wäre es nur zu seinem eigenen Schaden. Ich würde die Verteidiger jetzt sofort freisetzen, Quench, und sie würden arbeiten, genau wie vor tausend Jahren. Verlaßt Euch darauf.«
»Ich verlasse mich nicht darauf«, erwiderte Quench. »Ich verlasse mich auf Rost und Verfall, Korrosion und Verwitterung, das ist’s, worauf ich mich verlasse. Und auf meine Erinnerung. Ich erinnere mich, daß wir Nahrung und Energie von draußen brauchen. Dort gibt es Spieler, die unseren Zugang dazu einschränken würden, und der Rat hat uns geholfen, diese Burschen ausfindig zu machen und sie zu beseitigen, sie zu uns zu schicken, damit wir Blaue daraus machen. Im Gegenzug bekommen sie Medizin, um länger zu leben. Gleichgewicht, Manacle, Gleichgewicht. Gemeinsamer Vorteil. Warum sollten sie das alles ändern wollen? Meines Erachtens steckt dieser Euer Spieler bis zum Hals voll von übler Versuchung, jawohl, und es ist vielleicht gar nicht der Rat, der was Böses im Schilde führt!«
»Schlägt unser werter Professor im Ruhestand eine fünfte Macht vor?« fragte der Rektor höhnisch. »Irgendein mythologisches Konzept?«
»Vielleicht«, entgegnete Quench mit höhnischem Schnauben seinerseits. »Habt Ihr jemals von Zauberern gehört, Rektor? Ach so, nicht Euer Gebiet. Dann wohl auch nicht von Unveränderlichen, was? Nein, habe ich auch nicht angenommen. Nun, ein gealterter Emeritus kann durchaus ein wenig draußen herumschnüffeln, wie ich es getan habe – oh, schaut nicht so entsetzt – ich sagte, ich kann draußen herumschnüffeln, ohne daß meine akademische Würde verletzt wird, sogar, wenn es nicht mein Gebiet betrifft. Vielleicht gibt es da eine fünfte Kraft, Rektor. Und ich möchte den Antrag stellen, daß wir es herausfinden …«
»Ihr seid nicht an der Reihe.« Manacle schlug den Hammer auf den Tisch, Staubwolken erhoben sich bei jedem Schlag. »Auf der Tagesordnung …«
»Holt Euer Hirn aus dem Hintern, Manacle! Ich beantrage, daß ein paar junge Männer sich mit den alten Büchern beschäftigen, falls sie Grips genug dazu haben …«
»Gibt es Unterstützung? Antrag abgelehnt wegen mangelnder Unterstützung«, schnatterte Manacle, dessen Stimme schrill durch das Gebrabbel ringsum schnitt. »Ich werde einen Ausschuß einberufen, der sich mit der Angelegenheit beschäftigen soll, vor der dieser Spieler Huld uns gewarnt hat. Gibt es noch weitere Punkte, die auf die Tagesordnung müssen? Ich höre keine, die Sitzung ist damit geschlossen.« Er fiel auf seinen Stuhl zurück, seine Lippen klappten auf und zu wie ein Fischmaul.
»Schwachsinn«, schrie Quench. »Für euch gibt es keine Hoffnung mehr.«
Mavin und ich bewegten uns nicht. Für uns schien es ebensowenig Hoffnung zu geben. Wir hatten kaum ein Wort von dem verstanden, was gesagt worden war, und im Versammlungsraum erhob sich Manacle vom Stuhl und rannte aus der Tür, wie um Quenchs Worten zu entfliehen.
10
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Die Labore
»Laß Manacle nicht aus den Augen«, flüsterte Mavin, als wir aus unseren Stuhlformen in die Gestalten allgegenwärtiger unsichtbarer Langmänner schlüpften. Ihre Warnung kam spät, denn er befand sich bereits außerhalb unserer Sichtweite, und nur seine Stimme, die in einer Kurve des Korridors widerhallte, wies uns die Richtung, in die er gegangen war. Riß, der Manacles Redeschwall mit Äußerungen unterwürfiger Zustimmung und wütenden Ausrufen beantwortete, hatte sich ihm angeschlossen.
»Ihr wißt genau, warum er das macht!« behauptete Manacle, wobei er Riß auf die Schulter schlug, um seine Behauptung zu untermauern. »Dieser Quench! Er tut das, weil er niemals einen Sohn von seinen Ungeheuern bekommen hat, nicht einen einzigen. Nur weitere Ungeheuer. Dutzende. Die Gruben sind voll mit seinen Sprößlingen, aber kein einziger Junge dabei, der die akademische Tradition fortsetzen kann. Warum soll es ihn dann auch kümmern, ob unsere Söhne ihre Titel bekommen? Kann ihm doch egal sein! Holt die Jungen aus den Monsterlaboren! Schafft einen Grad in Maschinenwesen …«, äffte er gehässig nach. »Emeritus oder nicht, er sollte aus dem Komitee ausgeschlossen werden. Er sollte von der Fakultät verjagt werden …«
»Er hat Anhänger«, bemerkte Riß unruhig. »Anhänger, die glauben, daß er recht hat.«
»Recht? Der Mann ist ein Vollidiot. Verlangt, daß wir die einzige Person, die imstande ist, uns
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